Michael Brückner – One Step Behind
 

Michael Brückner – Challenge 29
Eigenvertrieb (2007)
(10 Stücke, 76:52 Minuten Spielzeit)

Das aktuellste Werk des Elektronikers Michael Brückner, ist seine mittlerweile sage und schreibe 86. CDR mit dem Titel „Challenge 29“. Erschienen ist die CDR bereits in 2007 und ist mit gut 77 Minuten Spielzeit auch wieder randvoll. Waren auf „One Step Beyond“ (siehe meine letzte Rezension) noch 21 eher kürzere Tracks zu finden, bringen es seine Stücke auf dem neuesten Album - bis auf eine Ausnahme - auf Laufzeiten von über sechs Minuten.

 


Auch auf diesem Werk bewegt sich Michael stilistisch zwischen Ambient, experimenteller Elektronik, Dance, TripHop und Drum and Bass und bietet darüber hinaus auch einige Sounds, die an Elektropop erinnern - wie zum Beispiel im Stück „Challenge“. Die CDR beginnt aber mit dem sehr rhythmischen „Celtique“, das aber auch schon wieder nicht so recht in eine Elektronik-Kategorie passen will. Sehr gut gefallen mir hier die Strukturwechsel, die Michael einsetzt. Das folgende „Challenge“ beginnt mit einem Technobeat, der aber trotz klopfendem Rhythmus eher spartanisch/steril wirkt. Nach anderthalb Minuten kommt dann gar ein Hauch von Schiller hinzu. Langsam entwickelt sich das Stück immer weiter und kann so über die vollen fast zwölf Minuten überzeugen.

Nachdem es in den ersten beiden Stücken sehr melodisch zugegangen ist, kommt mit „Meauw“ ein recht experimenteller Track, der durch seinen Rhythmus an das Yellow Magic Orchestra erinnert. Ambientmäßig startet „Nonlinea“. Nach gut zwei Minuten kommen Rhythmen, die etwas disharmonisch klingen (wahrscheinlich deswegen nicht linear) aber trotzdem gut in den Sound passen. Das hat was Mystisches. „Echoflex“ ist ein Track mit absolutem Suchtfaktor. Der schon zu Beginn einsetzende Beat hat was Hypnotisches, das sofort gefangen nimmt und bei dem man sofort lostanzen will. Allerdings handelt es sich dabei nicht um einen Dancetrack im herkömmlichen Sinne. Stimmungswechsel folgen zwar im Laufe des Tracks, aber dieser hypnotische Rhythmus folgt dem Hörer auf Schritt und Tritt.

Mit Streichern versehen erscheint „Rondeau“ gegenüber den anderen Tracks eher etwas symphonisch und im Stile der traditionellen Elektronik. Sequenzer tauchen dann bei „Vibrate“ auf. Zwar sind hier auch schnellere aber doch dezente Rhythmen sowie loungeartige Sounds zu finden, was dieses Stück wieder recht ungewöhnlich aber trotzdem spannend klingen lässt. „Spring Thing“, das zweite Stück jenseits der zehn Minutenmarke, beginnt sanft und verträumt. Man schwebt zunächst durch den Raum, bis dann nach etwas mehr als fünf Minuten der Rhythmus wieder zu flirren anfängt und man langsam wieder aus der Traumwelt erwacht. Zum Ende hin klingen einige Passagen wieder etwas nach Spyra und breiten zu dem ein gewisses jazziges Flair aus.

„Mudbesh“ hat wieder einen faszinierenden Sound, der sich zunächst irgendwie orientalisch anhört, dann aber etwas abgedreht und doch melodisch weitergeführt wird. Einige Sachen klingen auch hauchzart nach Kraftwerk und tun es eigentlich doch nicht. Das ist schon fesselnd. Sind das am Anfang von „Shadow Fields“ verfremdete Sirenen? Ich weiß es nicht, es hat auf jeden Fall etwas Beunruhigendes. Auch in diesem letzten Track hat Michael wieder diese verschiedenen Stile verpackt, die die CDR so interessant und abwechslungsreich machen.

Michael Brückner’s Werke lassen sich nicht in eine Schublade einsortieren, dafür bieten sie stilistisch zu unterschiedliche Sounds. Wer bereit ist, sich auf elektronische Musik jenseits des Elektronikmainstreams einzulassen, findet auch auf „Challenge 29“ eine ganze Reihe an neuen, ungewöhnlichen Klängen. Mir gefällt dieses neueste Werk von Michael gut. Wer jetzt neugierig geworden ist, der sollte mal einige Songs Probehören, die Michael auf seiner Seite www.myspace.com/michaelbrckner bereithält.

Stephan Schelle, Juli 2008

 
   

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