Michael Brückner & Cilia Di Ponte –
Twenty-Five Light Years Der Elektronikmusiker Michael Brückner und die studierte Pianistin und Sängerin Cilia di Ponte machen bereits seit 25 Jahren Musik. Bisher ist aber noch kein gemeinsames Album erschienen, sondern es fanden sich immer mal wieder Stücke auf Michaels Alben, die sie gemeinsam komponiert und eingespielt haben. Jetzt war es an der Zeit ein gemeinsames Album mit Stücken aus den Jahren 2002 bis 2022 zu veröffentlichen. |
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Das Cover der CDR-Version zeigt ein Raumschiff in einer Berglandschaft und eine an Lara Croft erinnernde Frau. Das di Cilia und Michael Humor haben, das zeigt ein karikaturartiges Portrait der beiden im Booklet. Dort sind die beiden als Aliens dargestellt.
Die
Arbeitsteilung stellte sich wie folgt dar: Michael Brückner (Synthesizer,
Keyboards, Elektronik und bearbeitete Vocals bei „Dhuska“) und Cilia di
Ponte (Gesang, gesprochene Worte, Klavier und Keyboards). Bis
auf ein Stück, dem Song „Are You Ready To Fly (Vocal Version)“, setzt
Cilia di Ponte ihre Stimme als Instrument ein, indem sie mit ihrer Stimme für
die Melodielinien sorgt. Das
Album beginnt mit dem längsten Track, dem 14:52minütigen „A Farewell To
Distant Friends“. Sphärische Klänge, passend zum futuristischen Cover,
starten in diesen Longtrack. Da lassen sie auch schon mal die Synthies
rauschen und zirpen. Langsam schweben hier die Klangformationen durch den
Raum und Cilia sorgt mit ihrer hellen Stimme für eine besondere Atmosphäre,
die sehr gut zu den elektronischen Sounds passt. Das bewies ja auch schon
Klaus Schulze, der mit Linda Gerrard auf „Farscape“ Stimme und Synthie
verband. Apropos Klaus Schulze: Cilia und Michael bewegen sich auf dem Album
nahe an der Berliner Schule. Was auch schon diesen ersten Titel betrifft,
bei dem so manche Klangfarbe und Sequenz an den leider in diesem Jahr
verstorbenen Pionier der elektronischen Musik erinnern. Nach sechs Minuten
startet dann ein Sequenzer- und Schlagzeugrhythmus und bringt mehr Drive in
diesen wunderbaren Track. Mit
10:34 Minuten Spielzeit folgt dann der zweitlängste Track „Tender
Memories“. Das Stück beginnt mit Cilias Stimme und dann einsetzenden Flächensounds
und leicht rhythmischen Mustern. Ein sanfter, schwebender Track der Ruhe
vermittelt. An
dritter Position kommt dann die instrumentale Version von „Are You Ready
To Fly“. Ein sehr schönes, melodisches Stück. Am Ende des Albums kommt
dann eine umarrangierte, gesungene Version des Stückes. Mit pulsierenden
und rhythmischen Sequenzen zeigt sich in den ersten Minuten dann das achtminütige
„Seeking Refuge“. Nach gut zwei Minuten wird es wieder sphärischer und
Cilias Stimme schiebt sich erneut in den Vordergrund. Das hat etwas
Erhabenes und Hymnisches. Im letzten Drittel wird es dann wieder
rhythmischer und Cilias Stimme sorgt an der ein oder anderen Stelle auch mal
für schräge außergewöhnliche Klänge. Das macht aber diesen Track aus. „Sunturn
Tune“ bringt es auf 9:31 Minuten. Mystische Klänge leiten in den Track
ein, der sich nach etwa einer Minute erhellt und nach etwas mehr als drei
Minuten zu einem melodischen, mit sanftem treibendem Groove versehenen Stück
entwickelt. Eine hypnotische Nummer. Flirrende
Synthies ziehen dann im 7:10minütigen Titeltrack auf. Dieser Rhythmus ist
dann auch der Motor des Stückes auf den die beiden dann eine Melodielinie
platzieren. Futuristisch geht es dann wieder im 5:34minütigen „Dhuska“
zu. Hier kommen dann – aufgrund der bearbeiteten Stimmen - Erinnerungen an
Klaus Schulze digitale Samplephase auf. Das
6:23minütige „Vor einem geheimen Wort“ ist ein teils surreal wirkender
elektronischer Track mit Pianoeinschüben und zum Ende hin sehr schöner
Melodielinie. An dessen Ende rezitiert Cilia das Gedicht „Wenn nicht mehr
Zahlen und Figuren“ des deutschen Frühromantikers Novalis (mit bürgerlichem
Namen Georg Philipp Friedrich von Hardenberg). Im Booklet findet sich eine
sinngemäße englische Übersetzung des Gedichtes. Das
Album endet dann mit der Vocal Version von „Are You Ready To Fly“. Die
beiden haben diese Version umarrangiert und so bekommt das Stück zu Beginn
eine nachdenkliche Note durch Piano und gesprochenem Text. Das erinnert mich
stimmungsmäßig an Vangelis „Blade Runner“. Sobald dann aber nach gut
40 Sekunden der Rhythmus anzieht und Cilia singt, hat das Ganze auch sanftes
Popappeal. Der
zweite Silberling bietet dann acht Bonusstücke mit Laufzeiten von 1:52 bis
27:40 Minuten Länge. Michael sagt dazu: Aus
2020 stammen auch die Sessions, die den Bonus-Teil der Veröffentlichung
bilden. Die sind einfach so, wie sie spontan entstanden sind und
weitestgehend unbearbeitet - aber ich finde, es sind viele schöne
„Szenen“ dabei, und zum Teil kann man immer mal wieder Passagen
anklingen hören, die dann später auf dem eigentlichen Album auftauchen -
oder aber Seiten von uns beiden, wo es auch mal leicht bluesig oder jazzig
wird, die sonst eher selten von uns zu hören sind. Die
Stücke sind dann auch mit „The 2020 Lockdown Session Part 1“ bis
„Part 7“ und „Cilia’s Piano Improvisation 2020“ betitelt. Da
finden sich wunderbar schwebende Klänge wie in „Part1“ oder rhythmisch,
melodische wie in dem grandiosen „Part 2“. Auch sind sich sehr schöne,
vom Piano bestimmte Nummern wie „Part 5“ und der Piano Improvisation von
Cilia auf der Bonusdisk enthalten. Jazzig wird es dann im 23minütigen
„Part 7“. Da
es verschiedene Varianten gibt, hier noch einmal die Zusammenfassung: Per
Download des Albums vom Cyclical Dreams-Label bekommt man das Album plus die
Bonustitel, Die CD-Version beim amerikanischen Label ist kürzer und es
fehlen die Bonusstücke. Beide haben ein anderes Cover. Bestellt man die
Doppel-CD direkt bei Michael Brückner, bekommt man die hier beschriebene
Version inklusive der BonusCD. Gut
dass Michael Brückner die Archive nach Stücken, die er zusammen mit Cilia
di Ponte eingespielt hat, durchgesehen und diese auf „Twenty-Five Light
Years“ veröffentlicht hat. Ich empfehle aber auf jeden Fall die
CDR-Version bei Michael zu erwerben, da man so in den Genuss der Lockdown
Sessions kommt. Stephan Schelle, Juli 2022 |
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