Peter Mergener - Nox Mystica
  Mergener Et Amici – Nox Mystica (2003)
Label: PRUDENCE 398.6683.2
CD: 11 Tracks plus 1 Video / 56:50

Laufzeiten zwischen 2:27 und 9:10 Minuten

Mit dem aus der Eiffel stammenden Elektronikmusiker Peter Mergener begeben wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit, denn sein neuestes Werk Nox Mystica entführt uns in die Zeit des römischen Kaiserreiches. Peter, der die Musik gemeinsam mit Freunden, als da wären Alquimia (Gesang), Achim Elsen (Gitarre) und Oral Shakir (Perkussion) aufgenommen hat, firmiert für dieses Projekt als Mergener Et Amici. Die Musik komponierte er nicht allein, vielmehr war auch Alquimia daran beteiligt.
 

 

Die Musik entstand für das alljährlich in Trier stattfindende Römerfest „Brot und Spiele“. Diese deutsche Stadt an der Mosel kann noch einige Baudenkmäler aus der Römerzeit, wie die Kaiserthermen und das Amphitheater aufweisen. Im Rahmen der Festivitäten finden u. a. in den Katakomben der Kaiserthermen die „Mystischen Nächte“ statt, für die speziell eine Licht- und Klanginstallation konstruiert wird. Und hier sind wir genau an dem Punkt, wo die CD einsetzt. Auf ihr ist diese Klanginstallation enthalten. Aber keine Angst, es handelt sich nicht um eine experimentelle Geräuschkulisse, wie man meinen könnte, sondern um musikalische Stücke, die durch den Einsatz von lateinisch gesprochenen Texten und Geräuschen stimmungsvoll angereichert wurden.

Track eins entführt uns durch Geräusche wie Tropfen in einem Höhlensystem, Schritte auf steinernem Boden und knisterndes Feuer gleich in dieses Zeitalter. Durch den Sound und die sehr stimmungsvollen Chöre, sieht man vor seinem geschlossenen Auge unweigerlich ein römisches Szenenbild.

Track zwei wird nach zwei Minuten Spielzeit sehr rhythmisch. Die unterlegten Streicherklänge passen hier gut zur Gesamtstimmung. Zwischendurch blitzt der typische Mergener-Stil, den man aus seinen Solowerken und den Software-Alben her kennt, auf. Auch hier wird durch Geräuschsamples, die klirrende Schwerter darstellen, eine entsprechende Atmosphäre geschaffen. Dieser Track zeichnet sich durch schöne Melodiebögen, der Mixtur von Streichersounds und Synthieklängen aus.

Im vierten Stück erschallt erstmals die engelsgleiche Stimme der aus Mexiko stammenden Alquimia. Es entwickelt sich ein sehr erhabener Sound, der von der Melodie her eindeutig ihre Handschrift trägt. Track sieben, Pyrricha, lässt uns durch die Perkussion in die Gassen einer Kasba abtauchen. Dieser Track hat ein vorderasiatisches Flair.

Das neunte Stück trägt den Titel Bestiarius und dem Titel entsprechend wird es jetzt gefährlich, denn die wilden Tiere werden in die Arena geführt. Durch elektronisch erzeugtes Löwengebrüll wird diese Illusion verstärkt. Während zu Beginn noch Trompetensounds und Trommeln das Geschehen bestimmen, entwickelt der Song sein Flair spätestens mit Einsatz von Schlagzeug und Synthies. Ein schöner melodischer und rhythmischer Elektroniktitel.

Im vorletzten Track erschallt dann wieder Alquimia’s erhabene Stimme und hallt praktisch an den Wänden der Katakomben. Dieser sehr schöne Song geht so ein bisschen in Richtung Enya.

Den Ausklang der CD bietet Te Deum, bei dem Alquimia im Gegensatz zu den Tracks vier und zehn ihre Stimme nicht nur als Instrument einsetzt, sondern diesmal einen Text singt. Leider ist er nicht zu verstehen und auch nicht im achtseitigen Booklet abgedruckt. Die Kombination aus Alquimia’s Stimme und dem in der Elektronikszene sehr beliebten Mergener- bzw. Software-Sound rundet den Song gelungen ab.

Die dichte Atmosphäre der CD wird dadurch verstärkt, dass die einzelnen Titel nahtlos ineinander übergehen. Die eingestreuten Geräuschsamples lassen das Werk wie eine Geschichte oder einen Soundtrack erscheinen. Der Mix aus altertümlichen Sounds und modernen Rhythmen und Synthieklängen hat auf mich eine absolut faszinierende Wirkung.

Mich dürstet förmlich danach, die Bilder, die sich vor meinem geistigen Auge beim Hören der CD bilden, in Natura zu sehen. Einen kleinen Eindruck bietet da das als Bonus vorhandene Video Nox Occulta, das auf jedem handelsüblichen Windows PC abgespielt werden kann. Hier gewinnt man schon einen Eindruck, wie die Atmosphäre durch Musik und Licht in den Katakomben wirkt. Ich für meinen Teil habe aufgrund dieser CD beschlossen, bei einem der nächsten „Brot und Spiele“-Events nach Trier zu fahren, um mich vor Ort von der gelungenen Verbindung der audio-visuellen Elemente zu überzeugen.

Für Mergener- und Software-Fans ist diese CD wieder ein Muss. Auch allen, die sich im Bereich der so genannten traditionellen elektronischen Musik zu Hause fühlen, werden ihren Spaß an diesem Silberling haben.

Stephan Schelle, Dezember 2003

 
   

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