Mergener Et Amici – Mare Nostrum
 

Mergener Et Amici – Mare Nostrum
CUE Records / BSC (2020)

(11 Stücke, 58:10 Minuten Spielzeit)

Hinter Mergener Et Amici steckt vor allem der Elektronikmusiker Peter Mergener. Das Projekt entstand ursprünglich für die Trierer Römerfeste „Brot und Spiele“. Diese deutsche Stadt an der Mosel kann noch einige Baudenkmäler aus der Römerzeit, wie die Kaiserthermen und das Amphitheater aufweisen. Im Rahmen der Festivitäten fanden u. a. in den Katakomben der Kaiserthermen die „Mystischen Nächte“ statt, für die speziell eine Licht- und Klanginstallation konstruiert wird. Und genau für diese Klänge sorgte Peter Mergener.

 

 


Die Musik ist bereits auf zwei CDs veröffentlicht worden. 2003 erschien das Album „Nox Mystica“. Der Erfolg dieses Projektes führte zu einem Liveauftritt von Mergener Et Amici im Sommer 2004 als Eröffnung der „Brot und Spiele“ auf dem Gelände der Landesgartenschau in Trier. Das Konzert ist 2004 als Mergener Et Amici „Nox Mystica Live“ erschienen. Im Jahr 2008 kam mit „Vitam Aut Mortem“ eine weitere CD von Mergener Et Amici heraus.

Im Dezember 2020 erscheint nun das dritte Album des Projektes mit dem Titel „Mare Nostrum“. Die Besonderheit an diesem Album ist allerdings, dass zwar neben Peter Mergener auch die britisch/mexikanische Sängerin und Keyboarderin Alquimia wieder mit dabei ist, ansonsten aber die Stücke von unterschiedlichen Musikern stammen. Neben Mergener und Alquimia sind dies bekannte Namen aus der Elektronikszene wie Rüdiger Gleisberg und Anton Zinkl. Mit Michael Wald ist dann noch ein für mich neuer Name mit dabei.

Das Album hat das Meer zum Thema. Der Ozean als Ursprung allen Lebens und der Menschen als höchste irdische Lebensform und seine Kreativität finden hier eine mystische Zusammenführung. Mare Nostrum ist aber auch der Name des Supercomputers, der in der Kirche Torre Girona in Barcelona installiert ist und weltweit Berechnungen für die Forschung erstellt. Somit ergeben sich zwei Bedeutungen des Albumtitels.

Peter Mergener, den man durch seine Soloalben sowie als musikalischer Kopf des Elektronikmusikprojektes Software kennt, hat vier der elf Tracks zum Album beigesteuert. Mit seinem 9:39minütigen Stück „Insula Arcana“ beginnt dann auch das Album. Möwen, Donner und Wellen sind zu Beginn zu hören. Darauf setzt Peter dann seine Synthiesounds, die unverkennbar sind. Das wirkt zunächst sehr Soundtrackmäßig und wie eine Ouvertüre des Albums. Peter baut hier einen hohen Spannungsbogen in den ersten Minuten auf. Nach ca. drei Minuten wehen herrliche Flächen durch den Raum, die den Unterboden für eine schöne, Mergener typische Melodie bilden. Peter baut diesen ersten Longtrack perfekt auf, so dass man in diese Klangskulpturen und Harmonien hineingezogen wird und sich an einem fernen Strand wähnt.

Das zweite, 4:32minütige Stück „Voces In Caeruleis“ stammt von Rüdiger Gleisberg, der in diesem Track Stimmungsbilder erzeugt. Dies erzeugt er durch sich leicht verändernde Klangflächen, die mit einem Rauschen oder Stimmgewirr im Hintergrund unterlegt sind. Zum Ende hin wird es dann etwas experimentell bis dann Alquimia „Aquas Vita“ spricht. Das 5:11minütige „Undae“ hat dann Michael Wald beigesteuert. Das ist nun ein rhythmischer Track, der tribalartige Rhythmen mit elektronischen Klängen vermischt. Alquimia singt dazu dann einen Text in einer nicht zu identifizierenden Sprache. Ab hier wird dieser Track sehr melodisch und hypnotisch. Das Stück steigert sich immer mehr und wechselt gar in einen Part mit einem treibenden, pumpenden Beat.

Das 6:47minütige „Res Mersae“ ist dann wieder von Peter Mergener. Zu Beginn hat man das Gefühl unter die Wasseroberfläche zu tauchen. Blubbernde Geräusche und mystische Flächen bestimmen in der ersten Minute das Bild. Dann kommen sehr helle Klangfarben auf, so als würde man schillernde Farben unter Wasser sehen oder eine Meerjungfrau singen hören. Nach gut drei Minuten kommen dann wieder diese unwiderstehlichen Klänge und Melodien auf, für die Peter Mergener bekannt ist. Und auch der Sequenzer übernimmt nun eine Rhythmusspur, so dass die Dynamik und auch der Rhythmus zunehmen.

„Aquarium Chant“ von Alquimia ist ein 0:38minütiger kurzer Track, den Alquimia nur mit ihrer Stimme, die gedoppelt wurde, eingesungen hat. Dem folgt mit „Luceat Aquarum“ der nächste, sechsminütig Track von Peter Mergener. Perlende Klänge eröffnen dieses Stück. Sobald dann die Flächen einsetzen und Peter eine Melodie einbaut, ist Gänsehaut angesagt. Ein verträumtes Stück, das im weiteren Verlauf an Dynamik und Rhythmik gewinnt. Dem lässt er mit „Medusa“ ein weiteres, 3:35minütiges Stück aus seiner Feder folgen. Hier hat Peter Mergener aber weniger Melodien sondern mehr Stimmungsbilder klanglich erstellt. Die Klänge wirken wie der Soundtrack zu einer glitzernden Wasseroberfläche oder einer im Wasser schwebenden Qualle (Medusa).

Anton Zinkl und Alquimia haben dann das sechsminütige Stück „Siren“ komponiert und eingespielt. Das beginnt gleich mit einem Donnerschlag. Das Stück wird von einem treibenden Rhythmus getragen und hat unterschiedliche Stilistiken zu bieten. So treffen treibende Beats auf eine Violinenpassage, Soundtrack artige Elemente, jazziges Schlagzeug und Alquimias sirenenhaften Gesang. Das klingt teilweise verstörend und doch sehr fesselnd.  

„Stilla Et Mare“ von Michael Wald öffnet dann mit herrlich perlenden Klängen Ohr und Sinne. Dann lässt er es im Mittelteil rauschen um dann in der zweiten Hälfte mit einer sehr schönen, eingängigen Pianomelodie aufzuwarten, die von eingestreuten, synthetischen Trompetensounds ergänzt wird. Sehr spannend gemacht. Danach ist Rüdiger Gleisberg wieder an der Reihe, der das 6:44minütige „Amoenitas Aquae“ eingespielt hat. Zu Beginn erzeugt er durch den Einsatz weiter Flächen erneut Stimmungsbilder. Nach etwas düsteren Klängen kommt dann eine sehr liebliche Melodie zum Vorschein, die mit einigen klassisch wirkenden Motiven versetzt wurde. Das passt aber sehr gut in den Gesamtkontext. Der Schlusstitel „Torre Girona“ (3:45 Minuten) stammt dann aus der Feder von Anton Zinkl. Er lässt seinen Track mit Glockenschlägen beginnen und wechselt dann durch Orgelsounds in einen sakralen Teil. Dieser letzte Track wirkt mystisch und endet mit Wellenrauschen.

Als freie Fortsetzung an die Musik zu den mystischen Nächten von „Brot und Spiele“ haben sich vier Musiker und eine Musikerin zusammengefunden und Stücke zu dem Album „Mare Nostrum“ des Projektes Mergener Et Amici beigesteuert. Dabei hat der Namensgeber Peter Mergener die meisten Stücke eingespielt, das Konzept erstellt sowie Sounddesign und Effekte beigesteuert. Ein gelungenes Album, das zwar verschiedene musikalische Stile vereint, aber trotzdem sehr stimmig ausgefallen ist.

Stephan Schelle, Dezember 2020

 
   

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