Mergener Et Amici – Mare Nostrum Hinter Mergener Et Amici steckt vor allem der Elektronikmusiker Peter Mergener. Das Projekt entstand ursprünglich für die Trierer Römerfeste „Brot und Spiele“. Diese deutsche Stadt an der Mosel kann noch einige Baudenkmäler aus der Römerzeit, wie die Kaiserthermen und das Amphitheater aufweisen. Im Rahmen der Festivitäten fanden u. a. in den Katakomben der Kaiserthermen die „Mystischen Nächte“ statt, für die speziell eine Licht- und Klanginstallation konstruiert wird. Und genau für diese Klänge sorgte Peter Mergener. |
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Im
Dezember 2020 erscheint nun das dritte Album des Projektes mit dem Titel
„Mare Nostrum“. Die Besonderheit an diesem Album ist allerdings, dass
zwar neben Peter Mergener auch die britisch/mexikanische Sängerin und
Keyboarderin Alquimia wieder mit dabei ist, ansonsten aber die Stücke von
unterschiedlichen Musikern stammen. Neben Mergener und Alquimia sind dies
bekannte Namen aus der Elektronikszene wie Rüdiger Gleisberg und Anton
Zinkl. Mit Michael Wald ist dann noch ein für mich neuer Name mit dabei. Das
Album hat das Meer zum Thema. Der
Ozean als Ursprung allen Lebens und der Menschen als höchste irdische
Lebensform und seine Kreativität finden hier eine mystische Zusammenführung.
Mare Nostrum ist aber auch der Name des Supercomputers, der in der Kirche
Torre Girona in Barcelona installiert ist und weltweit Berechnungen für die
Forschung erstellt. Somit ergeben sich zwei Bedeutungen des Albumtitels. Peter
Mergener, den man durch seine Soloalben sowie als musikalischer Kopf des
Elektronikmusikprojektes Software kennt, hat vier der elf Tracks zum Album
beigesteuert. Mit seinem 9:39minütigen Stück „Insula Arcana“ beginnt
dann auch das Album. Möwen, Donner und Wellen sind zu Beginn zu hören.
Darauf setzt Peter dann seine Synthiesounds, die unverkennbar sind. Das
wirkt zunächst sehr Soundtrackmäßig und wie eine Ouvertüre des Albums.
Peter baut hier einen hohen Spannungsbogen in den ersten Minuten auf. Nach
ca. drei Minuten wehen herrliche Flächen durch den Raum, die den Unterboden
für eine schöne, Mergener typische Melodie bilden. Peter baut diesen
ersten Longtrack perfekt auf, so dass man in diese Klangskulpturen und
Harmonien hineingezogen wird und sich an einem fernen Strand wähnt. Das
zweite, 4:32minütige Stück „Voces In Caeruleis“ stammt von Rüdiger
Gleisberg, der in diesem Track Stimmungsbilder erzeugt. Dies erzeugt er
durch sich leicht verändernde Klangflächen, die mit einem Rauschen oder
Stimmgewirr im Hintergrund unterlegt sind. Zum Ende hin wird es dann etwas
experimentell bis dann Alquimia „Aquas Vita“ spricht. Das 5:11minütige
„Undae“ hat dann Michael Wald beigesteuert. Das ist nun ein rhythmischer
Track, der tribalartige Rhythmen mit elektronischen Klängen vermischt.
Alquimia singt dazu dann einen Text in einer nicht zu identifizierenden
Sprache. Ab hier wird dieser Track sehr melodisch und hypnotisch. Das Stück
steigert sich immer mehr und wechselt gar in einen Part mit einem
treibenden, pumpenden Beat. Das
6:47minütige „Res Mersae“ ist dann wieder von Peter Mergener. Zu Beginn
hat man das Gefühl unter die Wasseroberfläche zu tauchen. Blubbernde Geräusche
und mystische Flächen bestimmen in der ersten Minute das Bild. Dann kommen
sehr helle Klangfarben auf, so als würde man schillernde Farben unter
Wasser sehen oder eine Meerjungfrau singen hören. Nach gut drei Minuten
kommen dann wieder diese unwiderstehlichen Klänge und Melodien auf, für
die Peter Mergener bekannt ist. Und auch der Sequenzer übernimmt nun eine
Rhythmusspur, so dass die Dynamik und auch der Rhythmus zunehmen. „Aquarium
Chant“ von Alquimia ist ein 0:38minütiger kurzer Track, den Alquimia nur
mit ihrer Stimme, die gedoppelt wurde, eingesungen hat. Dem folgt mit
„Luceat Aquarum“ der nächste, sechsminütig Track von Peter Mergener.
Perlende Klänge eröffnen dieses Stück. Sobald dann die Flächen einsetzen
und Peter eine Melodie einbaut, ist Gänsehaut angesagt. Ein verträumtes Stück,
das im weiteren Verlauf an Dynamik und Rhythmik gewinnt. Dem lässt er mit
„Medusa“ ein weiteres, 3:35minütiges Stück aus seiner Feder folgen.
Hier hat Peter Mergener aber weniger Melodien sondern mehr Stimmungsbilder
klanglich erstellt. Die Klänge wirken wie der Soundtrack zu einer
glitzernden Wasseroberfläche oder einer im Wasser schwebenden Qualle
(Medusa). Anton
Zinkl und Alquimia haben dann das sechsminütige Stück „Siren“
komponiert und eingespielt. Das beginnt gleich mit einem Donnerschlag. Das
Stück wird von einem treibenden Rhythmus getragen und hat unterschiedliche
Stilistiken zu bieten. So treffen treibende Beats auf eine Violinenpassage,
Soundtrack artige Elemente, jazziges Schlagzeug und Alquimias sirenenhaften
Gesang. Das klingt teilweise verstörend und doch sehr fesselnd. „Stilla
Et Mare“ von Michael Wald öffnet dann mit herrlich perlenden Klängen Ohr
und Sinne. Dann lässt er es im Mittelteil rauschen um dann in der zweiten Hälfte
mit einer sehr schönen, eingängigen Pianomelodie aufzuwarten, die von
eingestreuten, synthetischen Trompetensounds ergänzt wird. Sehr spannend
gemacht. Danach ist Rüdiger Gleisberg wieder an der Reihe, der das 6:44minütige
„Amoenitas Aquae“ eingespielt hat. Zu Beginn erzeugt er durch den
Einsatz weiter Flächen erneut Stimmungsbilder. Nach etwas düsteren Klängen
kommt dann eine sehr liebliche Melodie zum Vorschein, die mit einigen
klassisch wirkenden Motiven versetzt wurde. Das passt aber sehr gut in den
Gesamtkontext. Der Schlusstitel „Torre Girona“ (3:45 Minuten) stammt
dann aus der Feder von Anton Zinkl. Er lässt seinen Track mit Glockenschlägen
beginnen und wechselt dann durch Orgelsounds in einen sakralen Teil. Dieser
letzte Track wirkt mystisch und endet mit Wellenrauschen. Als
freie Fortsetzung an die Musik zu den mystischen Nächten von „Brot und
Spiele“ haben sich vier Musiker und eine Musikerin zusammengefunden und Stücke
zu dem Album „Mare Nostrum“ des Projektes Mergener Et Amici
beigesteuert. Dabei hat der Namensgeber Peter Mergener die meisten Stücke
eingespielt, das Konzept erstellt sowie Sounddesign und Effekte
beigesteuert. Ein gelungenes Album, das zwar verschiedene musikalische Stile
vereint, aber trotzdem sehr stimmig ausgefallen ist. Stephan Schelle, Dezember 2020 |
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