Maxxess - Reactivate
 

Maxxess - Reactivate
Klangdesign / Eigenvertrieb (2021)
(
8 Stücke, 62:00 Minuten Spielzeit)

Sind wirklich schon fast sieben Jahre ins Land gegangen, seit Max Schiefele aka Maxxess uns mit einem Soloalbum beglückt hat? Ja, denn sein letztes Album „Green Fairy“ erschien im Frühjahr 2014. Da passt der Titel der Anfang 2021 erscheinenden CD „Reactivate“ sehr gut, denn der Spruch im Bookletinnern „Stop being inactive, reactive yourself.“ trifft nicht nur auf Maxxess zu, der nun endlich wieder frischen Output liefert, er ist auch eine Aufforderung an alle in dieser schwierigen Zeit, sich nicht hängen zu lassen.

 

 


Etwas mehr als eine Stunde Instrumentalmusik erwartet den Hörer, die durch die Kombination von Synthesizer und E-Gitarre zwischen Elektronik- und Rockmusik wandelt. Max hat schon auf den vorangegangenen sechs Alben bewiesen, dass er die Vermischung der musikalischen Stilrichtungen und damit Überschreitung von Grenzen bestens beherrscht. Dabei hat er immer ein Gespür für herrliche Melodien und Soli bewiesen.

Eine rockige, rhythmische Gitarre und ein akzentuiertes Schlagwerk leiten in den ersten, 4:44minütigen Track „Black Sheep“ ein. Dann folgt nach einer Minute der typische Gitarrensound von Maxxess, die nach wenigen Momenten kraftvollere Töne anschlägt. Max wandelt hier zwischen atmosphärischen und sehr rockigen Passagen, so wie ich es am Liebsten von ihm höre. Ein klasse Einstieg in das neue Album.

Elektronikfreunde müssen beim zweiten Track, dem 6:48minütigen Titelstück, tapfer sein, denn in diesem Stück geht es mächtig ab und Max holt seine Metal-Gitarre raus. Freunde kraftvoller Rockmusik werden hier aber frohlocken. Nach einem recht dezenten Beginn startet Max nach gut 30 Sekunden mit seinen druckvollen Riffs und einem treibenden Schlagzeugrhythmus. Das geht in einigen Passagen mal mächtig ab, ist aber immer hoch melodisch. Um die Minute Vier kommt dann gar Max’ Humor hervor, hat er doch eine nach bayrischer Blasmusik klingende kurze elektronische Passage in den Track eingebaut. Mit dem Titelstück hat er seinen härtesten Track auf dem Album platziert, ein richtiger Wachrüttler.

Atmosphärischer geht es dann bei den folgenden Stücken, beginnend mit dem 7:32minütigen „Illusion“ zu. Flächige Sounds auf die einige rhythmische Synthiemotive gelegt sind, starten in dieses Stück, das insgesamt elektronsicher gehalten ist. Hier schweben nun synthetische Klänge, auf die Max dann sanfte Harmonien auf der E-Gitarre hinzufügt. Erst zur Mitte des Stückes wird es etwas dynamischer und nach weiteren Momenten kommen dann kraftvolle Riffs auf. Ein wunderschöner Track, der auf perfekte Weise atmosphärische Elektronik mit Hardrockriffs verbindet.

Perlende Synthieklänge kommen dann im 7:10minütigen „Lazy“ auf. Denen hat Max einen Sequenzerrhythmus unterlegt. Ein pumpender Beat setzt dann nach gut einer Minute ein und der Track geht mit einem knackigen Groove richtig ab. Darauf setzt Max dann eine eingängige Melodielinie und spendiert dem Track auch noch druckvolle Gitarrenriffs.

Das 6:19minütige „Protection“ beginnt zunächst auch sehr elektronisch mit atmosphärischen Klängen bei denen das Kopfkino eingeschaltet wird. Das hat zunächst was von Soundtrackmusik. Langsam entwickelt sich das Stück bis dann nach etwas mehr als zwei Minuten die E-Gitarre und ein Schlagzeugrhythmus aufkommen, die immer kräftiger und hardrockiger werden. Dann endet das Stück wieder sehr elektronisch.

Nach einem sphärischen Beginn wechselt das fast sechsminütige „Sandstorm“ nach gut anderthalb Minuten in einen recht proggigen Part (Steven Wilson lässt grüßen), der von akzentuiertem Schlagwerk und einer markanten Basslinie, die sich nun auf die Synthies legen, bestimmt wird. Aber auch einige ethnische Motive hat er in den Track eingebaut bis dann nach gut vier Minuten wieder die Gitarren und das Schlagzeug einen härteren Gang zulegen.

Im 7:39minütigen „Rainy Sunday“ kommen dann einige Sounds auf (Gitarre und auch Synthies), die eine Spur nach Krautrock der Marke Neu! / Michael Rother klingen. Doch schnell verfliegen diese wieder und Max ist zurück in seinem Element, bei dem es recht rockig zugeht. Den Abschluss bildet dann das mit 15:37 Minuten längste Stück des Albums, „Magnetic Repulsion“. Dieser Track ist der elektronischste des Albums. Er beginnt mit monotonen Flächen, in die sich immer wieder einige mystische Klänge einschieben. Nach etwa drei Minuten kommen weitere Klangfarben hinzu in die sich dann ab Minute Sechs eingestreute, atmosphärische Gitarren und ein sanfter Rhythmus einfügen. Nach etwas mehr als acht Minuten wird es dann rhythmischer und Max bringt wieder etwas mehr Druck ins Spiel, was dann in einen kurzen rockigen Part mit herrlichem Gitarrensolo gipfelt.

Max Schiefele aka Maxxess hat mit seinem neuen Album „Reactivate“ genau die richtige Musik für den immer noch andauernden Lockdown erstellt, denn die Tracks machen richtig Spaß und rütteln einen mit ihren rhythmischen Elementen aus der Lethargie. Aber auch ohne Corona ist dies ein richtig gutes Album von Maxxess, das mal wieder elektronische Musik mit knackiger Rockmusik perfekt verbindet. Keiner bekommt das so gut hin wie er. Beide Daumen hoch!

Stephan Schelle, Februar 2021

 
   

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