Matzumi – In Mutatio Tempora
 

Matzumi – In Mutatio Tempora
Eigenvertrieb / www.matzumi.de (2011)
(10 Stücke, 63:38 Minuten Spielzeit)

Das die Elektronikmusikerin Kathrin Manz, die unter dem Namen Matzumi ihre Musik herausbringt, im März 2011 zu Recht als beste Newcomerin des Jahres 2010 bei der Schallwelle-Preisverleihung gekürt wurde, zeigt sie auf ihrem im Herbst 2011 neu erschienenen Werk „In Mutatio Tempora“. Bereits Anfang Juli hatte sie einige Stücke aus diesem neuen Werk bei der Schwingungen Gartenparty in Hamm live präsentiert und das Publikum konnte sich dort schon von der Qualität dieser Tracks überzeugen.

In ihrem Booklet schreibt Kathrin zur CD: „in mutatio tempora - Im Wandel der Zeiten … ein neues Kapitel hat begonnen!“

 


Leben heißt Veränderung, ist eine schier unendliche Reise, Eine, die am Ende des oftmals steinigen Weges zu uns selbst führt und uns verstehen lässt, wer und was wir sind. Jeder tritt diesen Weg für sich selbst an. Mal bewusst, mal unbewusst und dennoch nie wirklich allein.

Wir fallen in die tiefsten Abgründe und erklimmen die höchsten Höhen - wie schon seit Urzeiten. Es gibt Momente im Leben, da uns bewusst wird, Verstand allein reicht nicht aus, um alle Mysterien zu verstehen. Aber: wir gehen unseren Weg, jeder für sich. Und schließlich finden wir, was am wichtigsten ist - Erkenntnis.

Und auch Kathrin aka Matzumi hat einen neuen Weg eingeschlagen, denn ihre Musik ist noch erhabener geworden und wurde um keltische Folklore und mittelalterliche Klänge – wie schon auf ihrer EP „Ad Infinitum“ zu hören war – erweitert.

Die CD startet mit dem Opener „A Long Journey - INTRO“, das sehr hymnisch und monumental beginnt. Wie ein Soundtrack zu einem Mittelalterfilm kommen die ersten Klänge dieses sechsminütigen Stückes aus den Boxen. Sehr schön ist hier auch der Rhythmus, der unter anderem durch Becken an Volumen gewinnt. Matzumi hat sich bei diesem Stück den Elektroniker und Gitarristen Frank Dorritke (F.D. Project) zur Seite geholt, der durch seinen E-Gitarren-Einsatz dem Titel eine rockige Note verleiht. Es klingt, als wenn das Stück an den nördlichen Ausläufern Großbritanniens entstanden sei. Ein toller Opener eines wirklich außergewöhnlich guten Albums.

Es folgt das fünfminütige „Step By Step“, das die Stimmung des Intros aufnimmt. Matzumi lässt die Synthies rhythmisch zirpen und sich einen Sequenzersound aus dem Off entwickeln, der an Alan Parsons erinnert. Diese Kombination ist betörend und gefangen nehmend. Wie eine Dampflok stampft der Rhythmus stoisch und hypnotisierend voran.

Sphärisch erklingt dann „Heights And Depths“ aus den Boxen. Vor meinem geistigen Auge stehe ich an der Klippe der nördlichen britischen Insel und schaue von hoch aufragenden Felsen hinaus auf’s Meer. Der Rhythmus, den Matzumi dem Stück unterlegt, hat etwas Mystisches und Magisches. Im letzten Abschnitt ist dann auch endlich Matzumi’s Stimme zu hören, mit der sie dem Track eine noch magischere Note verleiht.

Eine weitere Kollaboration ist Matzumi mit dem dänischen Elektronikmusiker Björn Jeppesen aka Nattefrost eingegangen. Der gemeinsame Track „Die Kinder der Erde – Vocal Version“, der auch schon auf dem Nattefrost-Album „Tracks From The Archives Vol. II“ veröffentlicht wurde, weist auf das gemeinsame Projekt hin, das beide angehen werden und das eine CD zur Folge haben wird. Ein hypnotischer Track, der hervorragend in das Gesamtbild der CD passt.

Romantisch und von einer Spur Folk angehaucht präsentiert sich „Who We Are – Instrumental Version“. Die gesungene Originalversion findet sich auf Matzumi’s 2010 erschienenem Album „Sometimes“. Der Track fügt sich aber sehr gut zu den übrigen Tracks des Albums und rundet diese noch ab. „Chapters Of Life“ ist ein klasse Track, der zunächst sanft und sphärisch beginnt, aber nach nicht ganz einer Minute erst richtig startet und sich zu einem rhythmisch/melodischen Highlight auswächst. Zum Ende hin wird es gar sakral und wieder ruhig. Was für ein Stück!

Das Titelstück glänzt wieder in einer Mixtur aus herrlichen Synthiesounds, einem Rhythmus wie von Enigma, der sich aber später anders entwickelt und Matzumi’s eindringlicher Stimme. Ein weiteres Highlight des Albums. Romantischer und von unglaublicher Schönheit breitet sich dann „Consultation And Oblivion“ aus. Bei diesem Sound muss ich an die Elfen aus dem „Herrn der Ringe“ denken. Dieser Track wäre eine gute Untermalung für die Szenen in Bruchtal oder Lothlorien.

Auch „Never Alone“ hat eine ungeheure Anziehungskraft, was durch die Kombination der Synthiesounds und Matzumi’s Stimme hervorgerufen wird. Das ist äußerst eindringlich und majestätisch zugleich. Dieser Track, der mehr als acht Minuten lang ist, entwickelt sich aber kontinuierlich und hat wieder etwas Soundtrack artiges. Mit „The Migration – OUTRO“ endet dann das Album mit hymnischen Klängen so magisch und mystisch, wie es begonnen hat.

„In Mutatio Tempora“ ist ein tolles Album geworden, das die Klasse der Elektronikmusikern Matzumi unterstreicht. Sie hat sich eindeutig weiterentwickelt. Es ist schade, das es nicht mehr weibliche Musikerinnen in der Szene gibt, denn man sieht, wie sehr Matzumi die Elektronikmusik durch ihre eigene Interpretation bereichert. Ein Album, das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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