Martin Herbst – Mystic Moments
 

Martin Herbst – Mystic Moments
Eigenvertrieb (2024)

(13 Stücke, 51:01 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2021 veröffentlichte der Keyboarder Martin Herbst (er spielt u. a. auch in der Rockband Univerve) sein elektronisches Solodebütalbum „Mosaic“ auf den gängigen Downloadplattformen. Aufgrund der positiven Resonanz - auch bei seinem Liveauftritt beim Electronic Circus Summer Edition im August 2022 - veröffentlichte er das Album auch als CD. Ähnlich ist er mit seinem zweiten Werk vorgegangen, das zunächst am 14. November 2024 bei Bandcamp erschien und im Frühjahr auch als CD zu bekommen ist. Es trägt den Titel „Mystic Moments“.

 

 


13 mystische Momente hat Martin Herbst in Klänge umgesetzt. Diese Momente scheint er sich, wenn man sich die Titel der CD ansieht, die in einem vierseitigen Digipak steckt, auf unterschiedlichen Reisen geholt zu haben. Darauf verweisen auch einige Fotos im Innenteil des Digipaks.

Es beginnt aber zunächst mit „A Cellar Full Of Witchcraft“. Mystische Klänge kommen zunächst auf, auf die sich dann harmonische Klangtupfer setzen, ohne das sich eine Melodie herauskristallisiert. Dann setzt nach mehr als einer Minute ein Sequenzerrhythmus ein, der zusätzlich Schlagzeugrhythmen bekommt. Das ist jetzt sehr perkussiv und wirkt teils auch bedrohlich, hat aber einen coolen Groove. Man hat das Gefühl, als hätte Martin in diesem Stück verschiedenen Rhythmusmuster und Klänge wie wild übereinander geschichtet. Zum Ende hin kommt noch eine mystische, weibliche Gesangsstimme hinzu, die arabisch klingt.

Perlende Synthesizerklänge eröffnen dann das nur anderthalbminütige „Flying In A Wind Swirl“. Das hätte ich mir gerne noch etwas mehr ausgebaut und länger gewünscht. Kraftvolle Pianoklänge sind dann zunächst in „Winter’s Daybreak“ zu hören. Mit der kombinierten Synthstimme wirkt das hymnisch. Sobald dann aber die Pianostimme allein zu hören ist, kommt eine verträumte Melodie auf.

Elektronischer zeigt sich dann wieder „Wandering Stars“. Bei diesem Stück kann ich mir gut vorstellen auf einen Sternenhimmel zu schauen, der sich langsam bewegt. Erzeugt wird diese Stimmung zunächst durch sanfte Pianoklänge, die dann aber nach einigen Momenten mit flächigen Synthesizersounds untermalt werden, was dem Ganzen mehr Volumen verleiht. Ein sehr stimmungsvoller Track, bei dem die Melodielinie später vom Synthesizer übernommen wird.

Mystisch geht es dann in „Step Into A New World“ weiter. Das wandelt sich dann aber nach gut einer halben Minute in herrlich flächige Harmoniebögen in die sich dann Harfenartige Klänge weben. Damit erzeugt Martin erneut eine entspannte, verträumte Atmosphäre.

Dann folgt mit „The Secret Of Joy“ wieder ein kürzerer Track, der eine herrliche Melodielinie hat und wie ein Intro zu einem Song wirkt. Auch hier hätte ich mir gerne eine weiter ausgebaute Fassung gewünscht, denn sobald das Stück zum Ende kommt, wartet man darauf das es jetzt richtig losgeht.

Sanft beginnt dann der „Morning In Cordoba“, so als würde man nach dem Aufstehen in den Sonnenaufgang blicken. Rhythmische Arpeggios und Gitarren artige Klänge sorgen für etwas mehr Pep. Zum Ende hin wird es dann noch rhythmischer und bekommt eine leicht arabische Klangnote.

„Atlantica“ wirkt wie ein Soundtrack zu einem romantischen oder epischen Film. Im anderthalbminütigen „Spooky Spirals“ lässt Martin dann die Synthies flirren. Dem schließt sich dann das sechseinhalbminütige „Lost In A Tube“ an, das mit einer Melodielinie aufwartet und durch seine Rhythmusmuster und Strukturwechsel Spannung aufbaut. Das wechselt von herrlichen Melodiebögen zu sehr rhythmischen Motiven.

Das kurze „Ghost Carousel“ wirkt wie eine Kirmesmusik in einer etwas unheimlichen Umgebung und mit dem 7:30minütigen „Radial Obscurity“ endet dann das zweite Album von Martin Herbst rhythmisch/melodisch. Ein spannender Track zum Abschluss.

„Mystic Moments“ von Martin Herbst ist kein schlechtes Album, hinterlässt bei mir aber einen zwiespältigen Eindruck. Während mich das Debütalbum vollends begeisterte, so kommt sein neues Werk aus meiner Sicht nicht ganz an das Debüt heran. Das liegt daran, dass Martin auf dem neuen Werk weniger Melodien, dafür aber einige surreale Klänge eingebaut hat. Bei den sehr schönen kürzeren Tracks hätte ich mir dagegen gewünscht, dass sie weiter ausgebaut worden wären.

Stephan Schelle, Mai 2025

 
   

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