Martin Herbst - Mosaic
 

Martin Herbst - Mosaic
Eigenvertrieb (2022)

(
8 Stücke, 53:37 Minuten Spielzeit)

Martin Herbst ist zwar ein neuer Name in der Elektronikmusik-Szene, aber kein unbeschriebenes Blatt. Der Keyboarder, der 2021 sein erstes Soloalbum unter dem Titel „Mosaic“ über Spotify, Apple Music, SoundCloud etc. veröffentlicht hat, ist seit 15 Jahren Mitglied der Crossover-Band Univerve. Darüber hinaus hat er für verschiedene Firmen gearbeitet, die Musik-Software (Recording-Programme, virtuelle Instrumente und Studio-Effekte) und Hardware-Synthesizer herstellen. Im Jahr 2019 hat er sich dann dazu entschieden, ein Soloprogramm zusammenzustellen und das Solodebütalbum „Mosaic“ aufgenommen.

 

 


Martin sagt zu seiner Entscheidung: Auslöser für meinen Soloweg waren sowohl der Besuch von Konzerten von Künstlern wie z.B. Air, Nils Frahm, Hundreds, … als auch diverse Film/Serien-Soundtracks bekannter Komponisten (wie z.B. Olafur Arnalds, Yann Tiersen,...). Herausgekommen ist ein Mix aus Elektronik, New Age, Psychedelic, Soundtrack und Neo-Klassik, der sowohl meine musikalischen Vorlieben als auch meinen musikalischen Werdegang widerspiegelt.

Auf seiner Internetseite erklärt Herbst: Fasziniert von der Wechselwirkung zwischen Tönen und Bildern und den dabei entstehenden Assoziationen und Emotionen hat Martin Herbst schließlich 2021 sein erstes Album „Mosaic“ im Alleingang produziert und auf allen gängigen Streaming-Plattformen digital veröffentlicht. Musikalisch bewegen sich die Instrumental-Stücke im Elektronik- und New-Age-Bereich, in das Gesamtbild fließen aber auch Martin’s Vorlieben für den Art- und Progressive Rock der 70er, Synth-Bands der 80er, melodiöse Filmmusik und Neo-Classic Werke aus jüngerer Zeit mit ein. Außergewöhnliche Sounds ergänzen sich mit Piano-Klängen und bilden eine Vielzahl anregender Klanglandschaften. Die Tracks setzen sich in der Regel aus mehreren Themen (vom chilligen Intro bis zum energetischen Sequenzer/Arpeggiator-Thema oder psychedelischen Keyboard-Solo) zusammen.

Man merkt den acht Stücken des Albums an, dass Herbst in einer Rockband spielt, denn seine Stücke sind sehr strukturiert und wie oben beschrieben, bestehen sie aus mehreren Themen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Damit liegen seine Stücke in der Schnittmenge aus traditioneller Elektronikmusik und Progressiverock.

Ein gutes Beispiel ist hierfür schon das Eröffnungsstück „Angels Elves And Witches“, das es auf 6:47 Minuten Spielzeit bringt. Der Track startet zunächst mit recht himmlischen und sanften Klängen und wird nach einigen Momenten von Martin in einen Pianopart überführt, der mit einem sehr rockigen Rhythmus unterlegt ist. Ein klasse Stück, das auch auf jedem Art-/Progrock-Album bestens aufgehoben wäre.

Das 6:23minütige Stück „Blurred Lines“ hat im ersten Teil etwas von den Instrumentalstücken der deutschen Band Grobschnitt, verwandelt sich dann aber durch Einsatz fernöstlicher Klänge in einen Track, der an die Produktionen eines Steve Hackett erinnert.

Mit Klängen, die an Oboe- oder Fagott-Sounds aus einer Orgel denken lassen, beginnt dann der siebenminütige Track „Lizard Lounge“. Nach wenigen Momenten kommen dann aber elektronische Sounds auf, die in Richtung der Marke John Carpenter-Soundracks gehen. Der Track steigert sich immer weiter zu einem hochmelodischen Part, der auch eine Spur Art-/Progrock beinhaltet. Die Sounds und einige Melodiebögen werden Freunden von Acts wie Pyramid Peak oder Strange Inside ebenfalls gefallen.

Das 7:34minütige „Lost Garden Of Eden“ startet mit einer zarten Pianomelodie, die zunächst von sanften Flächen untermauert wird. Nach einigen Momenten schält sich dann eine Passage heraus, die so ein bisschen Alan Parsons-Feeling verströmt und als Taktgeber einen tuckernden Sequenzerrhythmus enthält. Ein recht elektronischer Track.

Etwas melancholisch und verträumt zeigt sich dann das 5:22minütige Titelstück „Mosaic“, das nach 1:44 Minuten in einen vom Sequenzer bestimmten, rhythmischen Part übergeht. Ab jetzt wird es auch ein wenig rockiger und ist mit einigen elektronischen Effekten gespickt. Das ist klasse gemacht. Nur das Ende kommt etwas abrupt. Man merkt einfach, dass hier ein Profi am Werk ist.

Sanfte, trockene Pianoklänge leiten dann das 6:32minütige „Nanjizal Coastal Pool” ein. Da sind auch leichte klassische Motive auszumachen. Dann kommen aber nach nicht ganz zwei Minuten wieder Sequenzerrhythmen und eine herrliche Melodie auf, die von dröhnenden, basslastigen Flächen konterkariert werden. Eine leicht bedrohlich wirkende Szenerie tut sich nun auf. Das hat auch wieder was von einem Soundtrack.

Das 7:44minütige „Sentimental Gravity“ beginnt mit abgehackten Klangfolgen und sphärischen Sounds. Gespickt wird das Ganze dann von Martin mit rhythmischen, Gitarren artigen Klängen. Der Track steigert sich immer weiter und bekommt dann nach etwa fünfeinhalb Minuten eine unwiderstehliche Harmoniefolge, die fesselt.

Den Abschluss bildet dann das 6:12minütige „Sunburst“. Auch hier gibt es Gitarren ähnliche Klänge zu hören, mit denen der Track startet. Der Track enthält wieder leicht rockige Passagen bzw. Strukturen, die durch eine wunderbare Melodie zusammengehalten wird.

Martin Herbst hat mit „Mosaic“ ein tolles, abwechslungsreiches Debütalbum geschaffen. Seine Stücke bauen sich kontinuierlich auf und besitzen immer verschiedene Parts und frische Sounds. Oft sind es sehr ruhige Anfänge, mit Pianomelodien, die sich dann teilweise auch schon mal in proggige oder auch soundtrackartige Parts weiterentwickeln. Davon konnte man sich auch bei seinem Auftritt beim E-Circus Summer Edition am 13.08.2022 überzeugen. Die Musik ist für Freunde elektronsicher Musik und des instrumentalen Prog-/Artrocks gleichsam geeignet.

Wer eine CDR des Albums haben möchte kann sich direkt bei Martin Herbst (https://martin-herbst.com/) melden und so den Musiker unterstützen. Unbedingte Kaufempfehlung.

Stephan Schelle, August 2022

 
   

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