Martha Rabbit - Zodiaklicht
 

Martha Rabbit - Zodiaklicht
Eigenvertrieb (2015)

(
6 Stücke, 70:41 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2008 konnte das aus Bremen stammende Elektronikduo Michael J.J. Allert und Wolfgang Rohdenburg, das sich Martha Rabbit nennt, durch ihr Zweitwerk „Pyrrhogaster“ auf ganzer Linie überzeugen. Sieben Jahre haben sich die beiden Zeit gelassen, bis im Frühjahr 2015 nun endlich das dritte Werk unter dem Titel „Zodiaklicht“ erschien. Nachdem das Duo beim „Schallwelle Preis“ 2008 in der Kategorie „Bester Neuling“ nominiert war, legten die beiden allerdings ihr Musikprojekt erst einmal auf Eis und packten bereits fertiggestellte Tracks zur Seite. 

 

 


Was als erstes auffällt, dass die CD für Elektronikmusikverhältnisse sehr schön aufgemacht ist. Sie kommt in einem vierseitigen Digipack und mit zwölfseitigen Booklet daher. In dem Booklet sind einige Fotos vom Instrumentarium der beiden Musiker sowie Infos zu den einzelnen Stücken enthalten. Da macht schon der erste Eindruck richtig Freude. Das Album kann allerdings auch downgeloaded werden.

Nun zur Musik. Die sechs Stücke des Albums bewegen sich zwischen 8:36 und 13:51 Minuten Spielzeit. Hieran ist schon zu erkennen, dass die beiden es mit Longtracks haben, die sich langsam entwickeln. Stilistisch ist die Musik – wie auf dem Vorgänger – im Bereich der „Berliner Schule“ angesiedelt.

Los geht es mit dem kürzesten Stück, das den Titel „The Coulerful Clouds Of Rho Ophiuchi“ trägt. Dieser Track ist einer der älteren, bereits fertig gestellten Tracks, der allerdings im Jahr 2010 ein etwas neueres Gesicht bekam. Der Track beginnt sofort mit Sequenzerrhythmen, die an Tangerine Dream erinnern. Doch nach wenigen Momenten kombinieren Martha Rabbit diesen Sound mit einem stampfenden, technoartigen Beat. Das passt ganz hervorragend zusammen. Darauf platzieren die beiden eine eingehende, herrliche Melodie. Nach einigen Minuten bekommt das Stück noch mehr Volumen und Dynamik. Und immer wieder sind Anleihen an Tangerine Dream herauszuhören und werden mit eigenen Sounds vermischt. „Warum mussten die Freunde der elektronischen Musik nur so lange darauf warten?“, fragt man sich, wenn man dieses Stück hört.

Dem folgt dann mit „Estimal Sunrise“ der längste Track des Albums. Dieses Stück beginnt recht spacig und ich habe sofort Bilder aus dem Planetarium vor Augen. Hier klingen Martha Rabbit wie eine Mischung aus Tangerine Dream und Klaus Schulze (letzteres vor allem wenn der Gitarrensound einsetzt). Und im letzten Viertel gehen die beiden unglaublich relaxt zur Sache. Für Freunde der „Berliner Schule“ ein echter Genuss.

Mit 13:33 Minuten gehört „Gardens Of The Wild Sun“ ebenfalls zu den längsten Tracks des Albums. Auch hier gehen die beiden recht spacig zu Werke und nehmen den Sequenzer wieder als rhythmusgebendes Element. Nach etwas mehr als zwei Minuten kommen Gitarrenklänge aus dem Synthie zu Gehör, die wiederum an Acts wie Klaus Schulze oder ansatzweise Nautilus denken lassen. Den Track durchzieht eine gewisse ethnische Atmosphäre, was vor allem durch einige Sounds, die an mittelöstliche Regionen denken lassen und den Tabla artigen Rhythmus hervorgerufen werden. Im weiteren Verlauf steigert sich dann aber der Rhythmus und die beiden verstehen es nun einen hypnotischen Sound auf den Hörer loszulassen, der fesselnd wirkt. Toller Track.

Surreal beginnt das 11:24minütige „New Eden Spaceport“. Da zischen die Synthies und man kann zunächst die Region, in der sich die Musik nun bewegt nicht konkret verorten. Es dauert anderthalb Minuten, dann legt der Sequenzer wieder los und wird von Rhythmen wie von einem Schlagzeug sowie einem stampfenden Beat begleitet. Darauf wird wieder die Melodie gesetzt. Auch das machen die beiden perfekt.

Eher schwebend weht dann das fast 13minütige „Black Solar Radiation“ aus den Boxen. Eine sehr verträumte, teils majestätisch wirkende Nummer, die mit einigen außergewöhnlichen Sounds gespickt ist. Den Abschluss bildet dann das Sequenzer orientierte Titelstück, das es auf 10:21 Minuten Spielzeit bringt. Hier bewegen sich die beiden Musiker wieder sehr stark im Fahrwasser von Tangerine Dream & Co., spendieren dem Stück aber wieder einen knackigen Rhythmus.

Auch mit ihrem dritten Album „Zodiaklicht“ können mich die aus Bremen stammenden Martha Rabbit voll und ganz überzeugen. Ihnen ist trotz oder gerade wegen der langen Produktionsdauer ein wirklich tolles Album gelungen.

Stephan Schelle, Mai 2015

 
   

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