Martha Rabbit - Dysnomia Martha Rabbit, das sind die beiden aus Bremen stammenden Elektronikmusiker Michael J.J. Allert und Wolfgang Rohdenburg. Die Beiden lassen sich für ihre Produktionen Zeit und so sind seit ihrem letzten Album „Zodiaklicht“ auch schon wieder vier Jahre ins Land gegangen. Das neueste, vierte Album der Nordlichter nennt sich „Dysnomia“. Dysnomia bezeichnet zum Einen eine Wortfindungsstörung, zum Anderen ist es der Name des einzig bekannten Satelliten des Zwergplaneten Eris. |
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Den
Anfang macht das 11:20minütige Titelstück. Perlende Synthiemotive und Flächen
bestimmen hier das Bild. Nach gut anderthalb Minuten werden ein Rhythmus
sowie eine Melodie beigefügt und der Track beginnt langsam Fahrt
aufzunehmen. Das ist alles aber noch sehr gemächlich und ruhig angelegt.
Das folgende „Gates Of Kirkenes“ ist mit seinen 5:34 Minuten der
Shorttrack des Albums. Ähnlich wie im Titelstück zaubern die Beiden eher
ruhige Klangmotive, die dann aber nach gut einer Minute einen sanften
Sequenzerrhythmus spendiert bekommen. Rhythmischer
wird es dann ab dem dritten, neunminütigen Track „Matter Of The Bullet
Cluster“. In der ersten Minute wird das Stück noch langsam aufgebaut und
bekommt dann einen treibenden Sequenzertakt auf den nach wenigen Momenten
einige Harmonien gelegt werden. Weitere Klänge werden hinzugefügt, die
eine recht mysteriöse Stimmung erzeugen bis dann nach mehr als fünf
Minuten eine sehr schöne Melodielinie und ein treibenden Schlagzeugrhythmus
den Ton angeben. Ab jetzt bekommt das Stück Esprit. Ab
Track Nummer vier geht dann aber richtig die Post ab und die Musik
entwickelt nun eine besondere Faszination. Schnelle Rhythmen und analog
wirkende Sounds aus dem Memotron, flächige Harmonien sowie der pumpende
Beat, der ab Minute Zwei einsetzt, lassen den 13minütigen Track „MBC
Voyager“ erstrahlen. Dem lassen sie dann das 12:17minütige „Mercury
Sunset Oddity“ folgen. Auch hier gewinnen schnell rhythmische Elemente die
Oberhand. Streichersounds und eine nach wenigen Momenten einsetzende
Melodielinie, die mit Effekten durchzogen sind, machen das Stück aus, das
sich immer weiterentwickelt. Kraftvoll wird es dann auch in der zweiten Hälfte,
bei dem einige rockige Motive eingebaut werden. Mit
dem fast 16minütigen „Somnolent“ haben Martha Rabbit den längsten
Track ans Ende des Albums gestellt. Das Stück verbreitet eine traumhafte
Atmosphäre. Ein sanfter Rhythmus, wie bei einem fahrenden Zug und
„Berliner Schule“-mäßige Sounds stehen zunächst im Vordergrund. Nach
etwas mehr als vier Minuten kommt dann ein pumpender, fast technoartiger
Beat auf, der sich mit einem Akustikgitarrensound verbindet. Darauf setzten
die Beiden dann einige Soli und Harmonien. Das klingt hervorragend und der
Spannungsbogen wird über die volle Länge aufrechterhalten. Martha
Rabbit haben mit „Dysnomia“ ihr viertes Album vorgelegt, das im Oktober
2019 erschienen ist. Die sechs enthaltenen Stücke können wieder voll überzeugen.
Allerdings können sie besonders ihre Stärke ausspielen, wenn sie den
Rhythmus anziehen und richtig druckvoll vorgehen. Stephan Schelle, Oktober 2019 |
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