Mark Dorricott & Stan Dart - Seaside
 

Mark Dorricott & Stan Dart - Seaside
SynGate / Wave (2019)
(
16 Stücke, 127:45 Minuten Spielzeit)

Der Brite Mark Dorricott und der Österreichische Elektronikmusiker Stan Dart (aka Richard Hasiba) bringen nach ihrem gemeinsamen Debüt „Midnight“ aus dem Jahr 2016 ein weiteres gemeinsames Album heraus, das am 15.01.2019 erscheint. Es trägt den Titel „Seaside“ und soll den Spirit des berühmten Vangelis-Soundtracks „Bladerunner“ fortführen. Die beiden haben daher auch die zwei Silberlinge mit „Human Side“ und „Replacant Side“ überschrieben. 

 

 


Mark und Richard mischen auf ihrem neuesten Werk jazzig-soulige Elemente mit purer Elektronikmusik. Neben 15 Eigenkompositionen findet sich dann auch noch mit dem Stück „Fading (Away)“ eine Coverversion des Vangelis Stückes „Fading Away“ aus dem „Bladerunner“-Soundtrack auf der zweiten CDR.

Grundlage der Stücke waren – wie schon bei der ersten gemeinsamen CD – Songs, die Mark auf seiner Soundcloudseite veröffentlichte hat und die Richard inspirierten. Daraufhin schickte Mark meist nur die Pianospur der Stücke, deren Spuren dann von Richard zerlegt wurden und von ihm daraus ein neuer Track erstellt wurde. Das Ergebnis wird dann von den beiden besprochen und verfeinert. So entstehen komplett neue Stücke, die nichts mit klassischem Remix zu tun haben und daher auch neue Titel bekommen. Richard hat aber auch eigene Stücke als Grundlage für dieses Album in Petto gehabt zu denen dann Mark etwas hinzukomponiert hat. Das Ergebnis sind der erste Track auf Disc 1 und die Tracks auf der zweiten CDR (bis auf die Coverversion).

Los geht es auf CD 1 mit dem achteinhalb minütigen „Waves“. In diesem Stück, bei dem die Sounds zu Beginn wie Wellen durch den Raum gleiten, macht sich schon sehr schön die „Bladerunner“-Atmosphäre breit. Darauf wird dann eine wunderbare Pianomelodie gelegt. Ein sanfter, verträumter Start in das neue Album der beiden Elektroniker. Zwischendurch spendieren die Beiden dem Track noch einen sehr ruhigen Rhythmus, der die ambiente Stimmung unterstützt.

Mehr Rhythmus kommt dann nach einigen Momenten im Titelstück auf, das durch eine gelungene Komposition besticht. Sanft aber doch stetig voran geht dieses Stücke. Auch hier besticht die melodische Pianomelodie, die von herrlichen Harmoniebögen getragen wird.

„Remembering Paris“ versprüht einen Charme, der den Hörer in ein Straßencafe in die französische Metropole versetzt. Hier sorgt vor allem der Akkordeon-Sound für diesen französischen Esprit. Weitere Stücke, bei denen sich Pianomelodien mit eingängigen Flächen und Harmonien vereinen, finden sich auf der ersten CD. Ein herausstechender Track ist „It’s A Rainy Day“, bei dem eine gewisse Miss King mit sehr ausdrucksstarker Stimme den einzigen Song des Albums veredelt. Ihre Stimme bohrt sich förmlich unter die Haut des Hörers. Musikalisch passt dieser Track aber sehr gut in die Stücke der ersten CD. Richard Hasiba dazu: Der Track mit Miss King „It’s A Rainy Day“ ist zwar schon älter (ein Remix den ich ursprünglich für die beiden gemacht habe), passte thematisch aber so gut zum Gesamtkonzept, dass ich den Remix nochmals überarbeitete und auf Disc 1 einbaute. Auch hier hatten wir uns schon vom Original so weit entfernt, dass er als neuer Song durchging

Die zweite CD trägt dann den Titel „Replicant Side“ und ist noch mehr im musikalischen „Bladerunner“-Universum verortet und trägt doch die Handschrift der beiden Musiker. Die Sounds, die einen nun erwarten (z. B. schon im ersten, elfminütigen Track „Replicant’s Dream“), sowie die Stimmung, die beide erzeugen (die einzelnen eingestreuten Schläge, sind hier auch zu vernehmen), lassen den Hörer sofort an den „Bladerunner“-Film denken, so nah haben sich die beiden Musiker in einigen Passagen hier dem Vangelis-Soundtrack genähert. Im zweiten Teil dieses Stückes nehmen die Beiden aber Fahrt auf und bieten einen Part, der schon fast tanzbar ist und nun nicht mehr nach Vangelis klingt. Diese Kombination haben sie sehr reizvoll zusammengestellt.

„Empty Room“ zeigt sich dann von einer sehr sanften und schwebenden Form. Neben den fünf Eigenkompositionen findet sich dann auch noch eine sehr schöne Version von Vangelis‘ Stück „Fading Away“ auf der CDR. Der letzte Track „Fading (Away)“ ist ein Vangelis Cover und hier hat mich das Spiel von Mark sehr beeindruckt, denn er hat es geschafft, durch seine Parts dem Track eine ganz andere Grundstimmung zu geben, als man es vom Original her gewohnt ist. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Wie schon mit „Midnight“ haben Mark Dorricott und Richard Hasiba aka Stan Dart ein wundervolles Elektronikwerk geschaffen, in das man sich fallen lassen kann, da die Klänge die Ohren des Hörers umschmeicheln, ohne ins Belanglose abzudriften. Ein wundervolles Album, das sich noch oft in meinem Player drehen wird.

Stephan Schelle, Januar 2019

 
   

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