Mäläskä – Uncle Jim’s Cidney Factory
 

Mäläskä – Uncle Jim’s Cidney Factory
Deserted Island Music (2016)

(
6 Stücke, 75:35 Minuten Spielzeit)

Mäläskä nennt sich das neue Musikprojekt des niederländischen Elektronikmusikers Remy Stroomer. Remy (Synthesizer, Sequenzer) hat sich mit dem in Rotterdam lebenden Gitarristen Petter Janse ( er hat finnische Wurzeln, daher auch der Bandname) zusammengetan, um elektronische Musik mit atmosphärischem Rock der Marke Sigor Ros & Co. einzuspielen. Das Ergebnis findet sich auf dem Debütalbum „Uncle Jim’s Cidney Factory“, das in 2016 erschienen ist.

 

 


Die CD erscheint im Pappschuber ohne Booklet und nur mit wenigen Infos auf der Rückseite der Hülle. Die Sechs Stücke, die innerhalb von Improvisationen während einer Session am 31.03.2016 aufgenommen wurden, weisen Laufzeiten von 7:25 bis 19:44 Minuten auf. Da die Stücke miteinander verbunden sind, wirken sie wie ein kompaktes Gesamtwerk.

Gestartet wird die CD mit dem 14:31minütigen Titel „The Intergalactic Corridor B3 – B4“. Psychedelisch wirkende Sprachfetzen und flirrende Synthies sind zu Beginn zu hören. Aus dem Hintergrund treten dann immer stärker sehr spacige Sounds von Synthie und Gitarre zu Tage. Die sich immer wiederholenden Tonfolgen, die sich nur sehr langsam weiterentwickeln, sorgen für eine hypnotische Sogwirkung. Nach einigen Minuten spielt Petter dann auf seiner Gitarre Parts, die an Manuel Göttsching erinnern.

Im zweiten Track „Nitro’s Neurosoap Concoction“ sorgt der Sequenzer für einen stetigen Rhythmus. Darauf platzieren sie dann harmonische Synthieklänge und spendieren dem Track darüber hinaus noch einen loungigen, pulsierenden Rhythmus. Während der Rhythmus wie bei einer Zugfahrt dahintuckert, sorgen die Harmonien für Wohlklang. Ein klasse Track, der sich stetig steigert und gar leichte kraftwerksche Klangfarben offeriert.

In „Fratman Glancy & The Explorer Society“ mischen die beiden Klaus Schulze ähnliche Sounds mit experimentellen Klangfarben. Das hat etwas von schwebendem Soundtrack, in den sich erst am Ende ein Rhythmusmotiv einschleicht, das ins nächste Stück „Mr. Natural Amusement Park At 6 a.m.“ übertragen wird. Sanft zieht in diesem Stück der Rhythmus dahin, der den Grundstock des Tracks darstellt, auf dem die Beiden dann ihre atmosphärischen Sounds und Flächen legen.

„The Disputable Beauty Of Miss V.Z.“ beginnt zunächst mit einer unterkühlten Rhythmusstruktur um dann nach wenigen Momenten in einen pulsierenden Rhythmus überzugehen. Hier klingt Klaus Schulze’s Stil erneut durch. Hypnotisch und fesselnd gehen die beiden ans Werk. Vor allem wenn ein Percussion artiger Rhythmus einsetzt, wird es richtig gut. Petter setzt dem elektronischen Gesamtbild ein ums andere Mal kratzige Gitarrentupfer entgegen. Das Highlight des Albums. Mit dem fast 20minütigen „The Sweet Turned Sour“, bei dem die elektronischen Klänge durch den Raum perlen und von atmosphärischen Gitarrenklänge (die auch mal sägend durch den Äther schweben) durchzogen sind, beendet dann die CD.

Mit Mäläskä hat ein sehr vielversprechendes Projekt auf dem Debütalbum „Uncle Jim’s Cidney Factory“ eine erste Duftmarke hinterlassen. Bei der Schwingungen Gartenparty 2016 konnten Remy und Petter, verstärkt um Schlagzeuger Tommy Betzler schon zeigen, dass die Stücke auch live funktionieren. Man darf gespannt sein, was hier in Zukunft noch von diesem Projekt veröffentlicht wird.

Stephan Schelle, Juli 2016

 
   

CD-Kritiken-Menue