Lambert - Drachenreise
 

Lambert - Drachenreise
Spheric Music (2015)

(
12 Stücke, 64:48 Minuten Spielzeit)

Der aus dem Ruhrgebiet stammende Lambert Ringlage, kurz Lambert, entdeckte 1982 den Synthesizer und begann Musik zu machen. Nach einigen Kassettenproduktionen, wie es Ende der 80’er und Anfang der 90’er üblich war, veröffentlichte er dann im Jahr 1991 die erste CD. Sein letztes Soloalbum erschien vor gut zwanzig Jahren unter dem Titel „Dimension Of Dreams“. Danach widmete er sich hauptsächlich seinem Spheric Music Label und veröffentlichte gelegentlich Musik in Form von Kollaborationen mit Palantir (Christian Schimmöller) und Alien Nature (Wolfgang Barkowski).

 

 


Anfang 2015 erscheint nun sein neuestes Soloalbum, das den Titel „Drachenreise“ trägt. Auf der CD, die von der Reise fliegender Drachen erzählt, ist sich Lambert grundsätzlich treu geblieben und bietet elektronische Musik mit starken Einflüssen von Tangerine Dream der 80’er Jahre. Die Veröffentlichung kommt zeitlich leider an den Beginn der Reise, die Tangerine Dream-Kopf Edgar Froese für immer angetreten hat.

Aber nicht nur Tangerine Dream sind rauszuhören, vielmehr vermischt Lambert diesen Stil mit reizvollen neuen Akzenten. Harmonisch eingebettete Stimmeffekte, außergewöhnliche Akkordfolgen, eingängige Melodien und anrührende Klänge verschmelzen mit rhythmisierten Tonfolgen und Sequenzen zu neuen Klangerlebnissen voller Emotionalität.

Ein Dutzend Stücke mit Laufzeiten von 3:04 bis 7:35 Minuten Länge finden sich auf dem Silberling. „Corona“, mit dem die CD beginnt, hat Lambert in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Musiker Heinz Strobel, besser bekannt als Gandalf, eingespielt.

Dieser erste Track beginnt mit typischen Tangerine Dream-Sounds, doch nach nicht einmal einer Minute kommen Klänge auf - vor allem sobald die E-Gitarre zu hören ist - die auf Produktionen von Gandalf hindeuten. Auch die Percussion, die von Gandalf zu kommen scheint, kommen sehr gut rüber. In diesem Stück sind Lambert und Gandalf eine sehr homogene und einfühlsame musikalische Liaison eingegangen, die beide Stile perfekt miteinander verbindet. Die Melodieführung ist darüber hinaus sehr eingängig. Das ist schon mal ein klasse Einstieg in das Album.

Die Freunde Sequenzer orientierter Musik im Stile der „Berliner Schule“ (TD) kommen dann ab dem zweiten Stück „Stairs“ auf ihre Kosten. Perlende Synthieklänge und ein etwas anderer Stil - ich meine eine Mischung aus Jarre und Vangelis sowie weiteren Klangbildern herauszuhören - finden sich dann in „Estranho“. In „Hill“ schmeißt Lambert dann wieder den Sequenzer an. Auf diesen legt er dann herrliche Melodiebögen. Das Schlagzeug in der zweiten Hälft ist ziemlich in den Hintergrund gemischt und hätte für meinen Geschmack noch deutlicher zum Tragen kommen können.

Ethnisch wird es dann in „Call“, das sehr orientalische Züge aufweist und wie der Soundtrack aus 1.000 und einer Nacht wirkt. „Past“ ist da ganz anders angelegt, denn Lambert erschafft hier Klangräume, die Stimmungen erzeugen, ohne dass sich Melodien abzeichnen. Trotzdem schafft er es durch geschickte, harmonische Klanggebilde fast schon eine sakrale Stimmung aufzubauen.

Hoch melodisch und rhythmisch ist dagegen „Motion“ bei dem Pop-Elemente auf TD-Stil treffen. Etwas aus dem Rahmen springt „Source“, das mit Wellenrauschen beginnt und endet und in die Lambert dazwischen eine sanfte Melodie eingebettet hat, die dahinschwebt und an eine mittelalterliche Weise erinnert. Mit dem mitreißenden Titelstück, bei dem Lambert unter anderem auch an der E-Gitarre zu hören ist, endet die CD.

Es ist ein Floskel, wenn man schreibt, dass sich das Warten gelohnt hat. Wer weiß schon, was Lambert in der Zwischenzeit noch so an tollen Stücken hätte herausbringen können. Fakt ist aber das, auch wenn sich Lambert in einigen Stücken musikalisch treu geblieben ist, die neue CD „Drachenreise“ eine stilistische Vielfalt bietet. Die CD ist daher sehr abwechslungsreich und bietet für jeden Elektronikfreund etwas Entsprechendes. Es wurde Zeit, dass Lambert mal wieder ein Solowerk veröffentlicht, vor allem wenn es diese Qualität besitzt.

Stephan Schelle, Januar 2015

 
   

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