Lambda – Weites Land
 

Lambda – Weites Land
Sonorium (Danse Macabre Group) (2010)
(14 Stücke, 66:18 Minuten Spielzeit)

Eine Ambient-Begegnung der anderen Art bietet der Leipziger Kontrabass-Virtuose Carsten Hundt auf seiner ersten Solo-CD. Sein Projekt, das er bereits im Jahr 2003 aus der Taufe hob, nennt er Lambda. Kurz vor Jahresende 2010 veröffentlicht Carsten sein Solodebüt, das den Titel „Weites Land“ trägt.

Doch bevor ich mich der Musik von Carsten widme, noch ein paar Worte zu seinem musikalischen Hintergrund: Carsten Hundt ist ein vielseitiger Musiker, der seinen beruflichen Schwerpunkt auf Barock- und Renaissance-Musik gesetzt hat. Er wirkte in renommierten Ensembles klassischer Musik mit (Akademie für Alte Musik Berlin, Telemannisches Collegium Michaelstein), reiste mit ihnen durch Europa und ist auf zahlreichen CDs zu hören.

 


Daneben suchte er immer wieder außergewöhnliche musikalische Wege, so z. B. in der Mystik-Art-Rock-Formation Satyr (Leipzig), dem Ulla-Viol-Jazz-Trio (Erfurt) und als „Bassmeister“ bei der Gothic-Metal-Band Adversus (Frankfurt a.M.).

Carsten meint selbst über sein Soloprojekt: „Ich wollte schon immer elektronische Musik machen. Leider war ich auf den Tasteninstrumenten, die für diese Richtung geläufig sind, nie besonders gut. Das Einzige, was ich von Grund auf gelernt habe, ist Kontrabass spielen. Was lag nun also näher, als den Bass zu nehmen und elektronisch zu verfeinern?“

Und genau das bekommt der Hörer auch in den 14 Stücken auf die Ohren, vom Kontrabass bestimmte Instrumentalstücke, die mit elektronischen Klängen bereichert wurden. Mal geht es Carsten klassisch an, wie zum Beispiel in den beiden Stücken „Renaissance-Intermezzo I“ und „Renaissance-Intermezzo II“, dann klingt er recht Ambient und experimentell wie bei „Ober-Töne“ um im nächsten Track herrliche sanfte elektronisch/Kontrabasslastige Melodiebögen zu spinnen, wie etwa in „Klosterbruder“, das darüber hinaus auch ein gewisses Soundtrack artiges Flair versprüht.

Höchst spannend stellt sich „Hovercraft“ dar, da der Bass hier auch als Rhythmusgerät fungiert. Das klingt unter anderem auch nach traditioneller Elektronik. Etwas traurig (wegen des Regengeräusches und der Moll-Töne) kommt „Geheimnisvolle Begegnung“ auf den Hörer zu. Und doch wirkt das Stück trotz dieses melancholischen Beginns recht mysteriös und geheimnisvoll, unterlegt mit einigen experimentellen Klängen. Mit Straßengeräuschen, die aus einer amerikanischen Großstatt zu stammen scheinen, holt uns Carsten bei „Parallelbewusstsein“ zurück ins Hier und Jetzt. Aber nein, was ist das, ein wunderbarer Rhythmus und eine Pianomelodie lassen die Gedanken fliegen. Der bis dato wohl eingängigste und harmonischste Track des Albums.

Und in „Android“ zeigt sich Carsten von einer folkigen Seite, die er mit futuristischen Sounds ergänzt und so den Brückenschlag zum Titel herstellt. In „Osmose-Schock“ steigert Carsten die bpm und der Rhythmus zieht etwas an. Das klingt ein wenige technoid und der Kontrabass steht klar im Kontrast zum Rhythmus. Carsten versteht es aber beides hervorragend miteinander zu verbinden, so dass sich ein hypnotischer Track entwickelt. „Ein Sehnen“ ist als Bonus Track gekennzeichnet, der dem Album „Einer Nacht Gewesenes“ von Adversus entliehen ist. Allerdings klingt das Stück nicht nach Gothic-Metal und zeigt eher die klassischen Strukturen, die Carsten hier auf dem Album präsentiert.

„Weites Land“ ist ein Album, das außerhalb der normalen Hörgewohnheiten angesiedelt ist. Mal überwiegen die klassischen Strukturen (da kann Carsten seine Ausbildung nicht verleugnen), dann wiederum erheben sich herrliche Klanggebilde und Melodiebögen im Raum, die sehr ruhig und ambient aus den Boxen kommen. Ein außergewöhnliches Album, vor allem durch die für Ambient nicht alltägliche Instrumentierung.

Stephan Schelle, Januar 2011

 
   

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