La ponto Ensemblo – ISMAEL/at QUINTESSENCE
 

La ponto Ensemblo – ISMAEL/at QUINTESSENCE
Eigenvertrieb (2021)
(12 Stücke, 72:36 Minuten Spielzeit)

La Ponto Ensemblo ist ein Duo der beiden Elektronikmusiker, dem Deutschen Hans-Dieter „HaDi“ Schmidt (Sampler, Synthesizer, EWI (Elektrisches Blasinstrument)) und dem US-Amerikaner E-Clark Cornell (Prepared Synthetic Keys, Metallklavier, NI Soft & Hardware). Die Beiden haben sich eine musikalisch Multiversum-Trilogie ausgedacht, deren zweiter Teil mit dem Titel „ISHMAEL / at QUINTESSENCE“ am 11.02.2022 erschienen ist. Alle drei Titel sind bei Bandcamp erschienen. Mir lag eine CD-Version vor, die in einem vierseitigen Papersleeve verpackt ist.

 

 


Der erste Teil „The CERN diaries“ dreht sich um das Konzept eines Experiments, das dazu führt, dass unsere Erde seitwärts in ein alternatives Universum bewegt wird, in dem die Gesetze der Physik etwas anders sind. Der zweite Teil der Trilogie „ISHMAEL / at QUINTESSENCE“ spielt in einem alternativen Jahr 1855, in dem Ishmael Crane ein Beobachter von Dingen wie Metallpianos ist, die direkt in die organischen Äther- und Flugmaschinen hineinspielen können.

Das ganze Konzept besteht einerseits aus der Musik und dem parallelen Fortschreiben einer SF-Story, die Ed-Clark Cornell entwickelt hat. Ed ist ein US-Amerikaner, der in der Nähe von Philadelphia wohnt und Kunst an der CAL Kunst studiert hat. Hadi und Ed haben sich durch Zufall im Internet kennengelernt und beschlossen gemeinsam das Projekt „La Ponto Ensemblo“ (Esperanto für „Das Brücken Ensemble“) aus der Taufe zu heben.

Ein Dutzend Stücke mit Laufzeiten von 3:01 bis 9:39 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Silberling. Das Album entführt uns im Opener „Malfermi“ in eine sehr romantische Stimmung mit herrlichen Streicherklängen und zarten Pianobögen, die in einem Rauschen enden. Es folgt das fast achtminütige „Drifting And Flowing“, das mit perlenden Klangcollagen beginnt, in die sich Flächen und Pianotupfer verweben. In diesem Stück erschaffen die beiden Musiker orchestral wirkende Stimmungsbilder, die wie von dieser Welt entrückt wirken. Man hat fast das Gefühl in einen Mahlstrom gezogen zu werden.

Düstere Klänge bestimmen den 5:20minütigen Track „Fyre (In The Sea)“, der zu einer Wall Of Sound mutiert. Dieses Stück wirkt wie Theatermusik oder wie ein Soundtrack für eine gefährliche Situation, in dem die Beiden Klänge aufeinander schichten. Die letzte Minute klingt dann etwas ruhiger aber nicht weniger mystisch aus. Auf 8:34 Minuten bringt es dann das Stück „Transcendental Pulpit“. Nur sehr langsam verändern sich die dröhnenden und teils recht düsteren Sounds in der ersten Hälfte. Danach öffnet sich der Sound und es kommen Harmonien auf, die aber immer noch von dissonanten Klangfarben untermauert werden.

Etwas angenehmer zu hören ist dann das knapp achtminütige „His Face“, bei dem die Beiden nicht so viele Klänge übereinander schichten und klarere Töne verwenden. Das wirkt zwar immer noch recht experimentell, aber es verströmt eine entspannte Atmosphäre. Mit 9:37 Minuten ist „River, River“ das längste Stück des Albums. Flächen und Streichinstrumentenklänge sorgen zunächst wieder für leicht orchestrale Sounds. Es werden aber wieder mehrere Klänge geschichtet, die sich hartnäckig im Hintergrund bewegen.

Eine Pianomelodie bestimmt dann das 6:34minütige „Ishmael’s Lament“. Das sorgt für einen Wohlklang fürs Ohr, auch wenn später wieder einige dissonante Klänge mit eingebaut werden. Auch die weiteren Stücke sind wieder recht experimentell angelegt und sollen eher für Stimmungsbilder als für harmonische Melodiebögen sorgen.

„ISHMAEL / at QUINTESSENCE“ des internationalen Duos El Ponto Ensemblo ist keine leichte Kost. Die Musik erzeugt vorwiegend Stimmungsbilder, die manchmal doch recht düster wirken und wie gemacht sind für eine Theateruntermalung. Freunde der experimentellen Elektronikmusik sollten hier ein Ohr riskieren.

Stephan Schelle, April 2022

 
   

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