Klaus Schulze’s U.S.O. - Privée
 

Klaus Schulze’s U.S.O. - Privée
Mig music (2000 / 2016)

(
5 Stücke, 68:55 Minuten Spielzeit)

Zu Beginn des neuen Jahrtausends erschien bei Rainhorse/Manikin eine wunderschöne Holzbox unter dem Titel „Contemporary Works“. In dieser ausgezeichneten Box waren 10 CDs mit Musik von Klaus Schulze enthalten, in denen er allein oder in Kollaboration mit anderen Musikern agierte. Sie zeigte den Elektronikpionier auf seinem aktuellen Stand und dokumentierte nicht wie bei den vorangegangenen Boxen Teile aus seinem bisherigen Schaffen. 

 

 


Teil dieser Box war auch die CD „Privée“, die zusammen mit Razoof Lear aka Uwe Lehr und Olli Finken aka O´Finken (Mitgliedern des Kölner DJ/Musiker-Kollektivs Solar Moon System (SMS)) entstanden ist. Hierauf zeigt Schulze, dass er offen für neue Strömungen und Sounds war und immer noch ist.

Der Text im Innenteil des vierseiteigen Digipacks drückt es richtig aus: „So wenig kann so viel sein. Spannung entsteht in diesen Synthesen aus Ambient und Dub, Trance und Hip Hop ganz wesentlich durch die Kunst des Weglassens. Dank dieses Minimalismus der Mittel tut sich ein Raum auf, in dem jedes noch so winzige Sound-Detail eine ungeahnte Leuchtkraft entwickelt und dessen Sogwirkung sich niemand entziehen kann, der das Staunen noch nicht verlernt hat!“

Am 29.01.2016 erscheint die CD „Privée“ von Klaus Schulze’s U.S.O. erstmals außerhalb der „Contemporary Works“-Box als EinzelCD bei mig music.

Die Musik ist in einer lockeren Sessionrunde der drei Musiker entstanden und doch wirkt sie äußerst homogen. Die vier Stücke des Originals sowie ein vierminütiger, bisher unveröffentlichter Bonustrack befinden sich auf der CD.

Gestartet wird mit „The Keyhole“, das sofort den kompletten Raum einnimmt. Die Sounds brechen wie eine große Sturmwolke über den Hörer ein. Darin verlieren sich einige harmonische Andeutungen. Am Ende dieser vierminütigen Klangwolke wird es ruhiger und hypnotisch durch leicht symphonische Harmoniefolgen. Noch weiß der Hörer durch den ersten schüchternen Blick durchs Schlüsselloch nicht, wo die Riese hingeht.

Das ändert sich aber, sobald nahtlos der zweite, 19minütige Track „Privat“ einsetzt. Jetzt kommen die für Schulze Anfang der Jahrtausendwende typischen Sounds auf und werden durch E-Drum-Patterns und weitere elektronische Klangbilder (eventuell auch durch E-Gitarre) zu einem rhythmischen, unwiderstehlichen Track ausgebaut. Sanft trabt dieses Stück dahin und wird von wunderbaren Harmonien und Melodielinien bestimmt, denen man sich nicht entziehen kann.

Dem schließt sich nahtlos das fast 17minütige Titelstück an. Sofort empfängt den Hörer ein einnehmender Sequenzerrhythmus unter den sich dann Mellotron artige Flächen und Melodien schieben. Das ist einfach nur genial und Schulze at it’s best. Einige Variationen werden eingestreut und der Track zum Ende hin entschleunigt. Es ist unglaublich wie man beim Hören der rhythmischen Passagen mitgerissen wird und am Ende langsam zu sich selbst runterkommt. Daran angeheftet hat man das 25minütige „Private“ das durch seinen kraftvollen Dubrhythmus besticht. Auch dieser Track reiht sich nahtlos in die hypnotischen Stücke ein und sorgt darüber hinaus für Gänsehaut.

Das vierminütige „Privatissimo“, das in dieser Form bisher unveröffentlicht ist, beendet die CD. Dieser Teil klingt wie eine Passage aus dem bisher gehörten, der leicht verändert wurde bzw. wie ein Edit aus dem Album. Es könnte auch gut als Trailer für diese CD durchgehen.

„Privée“ ist eine faszinierende, hypnotische CD, die ich allen Schulze-Freunden nur wärmstens ans Herz legen kann. Wer die „Contemporary Works“-Box nicht besitzt, sollte hier unbedingt zuschlagen. Für alle anderen ist es ein Sammelstück, zumal die CD mit neuem Cover daherkommt.

Stephan Schelle, Januar 2016

 
   

CD-Kritiken-Menue