Klaus Schulze & Lisa Gerrard - Farscape
 

Klaus Schulze & Lisa Gerrard - Farscape
spv (2008)
(7 Stücke, 153:53 Minuten Spielzeit)

Über Klaus Schulze muss man wohl nichts mehr sagen. Seit Ende der 60er gehört er zu den deutschen Musikern, die erst mit Tangerine Dream bzw. Ash Ra Tempel und später solo für Aufsehen sorgten. Schulze gehört zu den Begründern der „Berliner Schule“ und hat wegweisende Alben der deutschen elektronischen Musik veröffentlicht.

Lisa Gerrad war Teil des Duos DEAD CAN DANCE, das ursprünglich aus der Gothic-Szene kam und ausbrach, um „Weltmusik“ aus allen Zeiten und Erdteilen zu einem eigenen Stil zu verarbeiten. Nach dem Ende machte sie Solo bzw. mit anderen Partnern weiter und schreibt heute hauptsächlich Filmmusiken.

 

 


Obwohl ich Klaus Schulze sehr schätze, halte ich ihn eher für einen guten „Klangmaler“ denn einen großen Komponisten und auch Lisa Gerrard, obwohl mit einem RIESEN-Gesangstalent ausgestattet, hat zumindest in ihren letzten Werken das Komponieren für meine Ohren etwas vernachlässigt. Und selten habe ich mich mit einer Besprechung so schwer getan, weil ich beide Musiker so schätze.
Aber trotz dutzendfachen Anhörens zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten komme ich in meiner Bewertung dieser CD zu eher negativen Ergebnissen.

Ich war wirklich voller Vorfreude, als ich las, dass Schulze und Gerrard zusammen ein Album veröffentlichen werden. Die beiden jüngsten Werke von Schulze fand ich wieder sehr ansprechend und DEAD CAN DANCE sind eine meiner Alltimebands. Ich hätte allerdings aufgrund von Gerrards letzter Soloplatte „The Silver Tree“ vorgewarnt sein müssen. Diese ist, obwohl in der Gesangsleistung perfekt, ein eher müdes, behäbiges NewAge-Album geworden, das keinen Vergleich mit ihrer alten Band oder „A mirror Pool“ bzw. „Duality“ standhält.

Klaus Schulze bietet auf beiden CDs seine gewohnten Flächen, Loops und Sequencen inkl. elektronischer Schlagzeugspuren, über die Gerrard improvisiert. Die erste CD ist rhythmischer, auf der zweiten gibt es die ambientmäßigen Tracks, die ansonsten aber bei Weitem nicht so experimentell sind, wie ich nach dem Lesen von Michaels Besprechung erwartet hatte. Eigentlich fehlen ihnen nur die dominanten Sequenzen (bis auf dem zweiten Track). Lässt man Gerrard weg und mixt die vorhandenen Spuren etwas anders, ergäbe das Ganze eine weitere recht anhörbare Klaus Schulze-CD. Mit Lisa Gerrad ergibt es in meinen Ohren eine DoCD, die zum größten Teil einfach nicht zusammenpasst.

Zum Einen liegt es daran, dass sie mehr oder weniger im immer gleichen, elegischen Tempo zu an- und abschwellenden Klangflächen singt. Das gießt sich trotz aller stimmlicher Kunst so zäh aus den Boxen oder dem Kopfhörer, dass ich wirklich Mühe habe, nicht nach 30 Minuten einschlafen zu müssen. Es fehlt einfach die Abwechslung, das Variieren in Tempo, Klang- und Ausdruck, eine Schwäche, die auch „The Silver Tree“" trotz anderer Instrumentierung insgesamt so langatmig und damit langweilig gemacht hat. Anhörbar und stellenweise gut wird es immer dann, wenn Klaus Schulze sehr wenige Spuren nutzt und klangmalerisch mit ein paar Tönen den Gesang untermalt. Am besten gelingt dies im Titel „Liquid Coincidence 6“.

Der zweite Grund ist für mich, das es eigentlich ein Schulze-Solowerk ist und keine gemeinsame Komposition. Daher passen für meine Ohren viele Sachen einfach musikalisch nicht zusammen. Wenn Schulze mal flotter wird, ändert Gerrard nicht ihren langatmigen Stil, irgendwie klingt es für mich einfach aneinander vorbei. Das finde ich um so trauriger, weil ich ja z. B. durch DEAD CAN DANCE weiß, dass sie auch völlig anders singen kann (man höre sich nur mal die neu aufgelegten, remasterten CDs „Spiritchaser“ oder „Aion“ an).

Fazit: ein interessanter Versuch, der für mich leider danebengegangen ist.

Andreas Plaeschke, November 2008

 
   

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