Klaus Schulze – La Vie Electronique Vol. 4
 

Klaus Schulze – La Vie Electronique Vol. 4
revisitedrec / spv (2009)
(25 Stücke, 229:01 Minuten Spielzeit)

Zusammen mit Volume 3 der „La Vie Electronique“ kam Anfang August 2009 auch der vierte Teil der Reihe auf CD heraus. Insgesamt sieben Stücke, die in 25 Teile unterteilt sind, hat die Dreifach-CD zu bieten. Chronologisch schließt diese Veröffentlichung nahtlos an Teil drei an und dokumentiert Konzertmitschnitte von Klaus Schulze aus den Jahren 1975 und 1976. Auch diese Stücke stammen alle aus den streng limitierten Boxen der Jahre 1993 bis 2000. Stilistisch schließt die Musik an Vol. 3 an, was aufgrund der zeitlichen Nähe auch nicht verwundern dürfte.

 


Insgesamt sieben Stücke mit Laufzeiten von 7:43 bis 73:28 Minuten Länge finden sich auf den drei CDs. Unterteilt sind die Longtracks in mehrere Parts, die einzeln angewählt werden können. Man muss diese Stücke meiner Meinung nach aber in ihrer vollen Länge genießen, nur so entfaltet sich ihre ganze Schönheit und Erhabenheit. Wieder handelt es sich bei den Tracks vorwiegend um Livemitschnitte.

Die erste CD besteht aus dem mehr als 73minütigen Longtrack  „Just an Old-Fashioned Schulze Track”, der erstmals im Jahr 2000 auf der „Ultimate Edition“ erschienen ist. Dieser 50 CDs umfassende Box bestand aus allen CDs der „Silver Edition“, „Historic Edition“ und „Jubilee Edition“ sowie fünf weiteren Bonus-CDs. Der Longtrack war einer dieser Bonustracks. Ein hinreißendes Stück, das einen unglaublichen Spannungsbogen aufbaut. In diesem Track ist alles enthalten, herrliche Flächen, pulsierende, fast ekstatische Sequenzerrhythmen, flirrende Synthies und hinreißende Melodiebögen. Ich kann nur sagen „Schulze at it’s best“.

Auf Disk Nummer 2 geht es dann mit „Shadow Piece” wieder zur 1997’er „Jubilee Edition” sowie mit den Stücken „I Sing The Body Electric” und „Das Herz von Grönland“ zur 1995’er „Historic Edition“ zurück. „Shadow Piece” ist ein futuristischer, ruhiger Soundtrack, während „I Sing The Body Electric” zwischen simplen Harmoniefolgen, atmosphärischen Soundscapes, hin- und herflackernden Synthies und sanften Melodien pendelt. Etwas unterkühlt, vor allem durch den eisigen synthetischen Windhauch, den Klaus entfacht, wirkt der Titel „Das Herz von Grönland“. Hier passt die Titelbeschreibung meines Erachtens ausgezeichnet.

Die dritte Disk hält neben den Stücken „Andromeda Strain“ und „Make Room, Make Room” “ von der „Historic Edition“ mit „Darkest Steglitz“ auch noch einen weiteren Bonustrack bereit, der erstmals auf der „Ultimate Edition“ erschienen ist. Der dritte Silberling schließt auch an die anderen beiden stilistisch nahtlos an. Da rauschen und zirpen die Synthies, begleitet von sehr ansprechenden, mal sphärischen, dann wieder flirrenden Synthies. Klaus schafft es, aus seinem elektronischen Instrumentarium unglaublich warme Klänge zu zaubern und allen Kritikern, die elektronische Musik als kalt und herzlos bezeichnen, das Gegenteil zu beweisen.

Wer Klaus Schulze zur Zeit der 70’er mag, der findet hier eine Fundgrube an Schätzen, die es zu entdecken gibt. Diese CD, sowie die Vol. 3 sind stilistisch sehr nah beieinander und enthalten sehr viele qualitativ hochwertige Stücke aus dem reichhaltigen Repertoire des Tastenmagiers. Beide CDs kann ich vorbehaltlos empfehlen. Man sollte sich aber nicht unbedingt alle CDs direkt hintereinander anhören, das wäre dann vielleicht doch des Guten etwas zu viel.

Die Drei CDs sind in einem achtseitigen Digipack verpackt und wurden zudem mit einem 16seitigen Booklet, das neben ausführlichen Linernites, die in deutscher und englischer Sprache vorliegen, auch eine ganze Reihe bisher unveröffentlichter Aufnahmen von Klaus versehen. Auch hier gilt, wer die Boxen bereits hat, der muss – aufgrund der Tatsache, dass keine weiteren Bonusstücke enthalten sind – selbst entscheiden, ob die Anschaffung wegen der Fotos und Texte lohnt. Ansonsten wieder ein Paket unwiderstehlicher Elektronikmusik.

Stephan Schelle, August 2009

 
   

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