KelMen - Results
 

KelMen - Results
Manikin Records (2023)

(
4 Stücke, 75:30 Minuten Spielzeit)

KelMen, das ist die Kooperation der beiden Elektronikmusiker Detlef Keller und Michael Menze. Der Projektname setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen zusammen. Bereits am 17.12.2022 haben die Beiden ein sehr schönes Konzert in der Stadtkirche in Moers absolviert und das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit präsentiert. Und Ergebnis ist auch das Stichwort für ihr erstes Album, es trägt nämlich bezeichnender Weise den Titel „Results“.

 

 


Michael Menze sagt über die Zusammenarbeit: Also…angefangen hat alles mit dem Projekt KELMEN als sich im Lockdown-Sommer ein paar Musiker in Hilden im Clubhaus von Hajo Lieses Ruderclub am Elbsee zu einer Jam-Session verabredet hatten, den SEE-Quenzen. Während des Wochenendes kamen Detlef und ich auf den Gedanken unserer musikalischen Langeweile ein Garaus zu machen und hatten uns einfach mal unverbindlich zum Musikmachen bei Detlef in seinen KELLER-Studios verabredet.

Nach ca. einer halben Stunden war klar, dass wir ganz viel Spaß miteinander beim Musizieren hatten und so entwickelten sich in mehreren Sessions peu á peu musikalische Ideen, die dann in vier RESULTS auf unserer CD endeten.

Die Beiden haben aber nicht allein agiert, sondern mit Dirk Brand einen richtigen Rockschlagzeuger bei einigen Stücken zur rhythmischen Unterstützung dazugeholt. Dirk hat unter anderem in den Bands Subsignal, Axxis sowie im Gregor Hilden Organ Trio gespielt und versteht sein Handwerk perfekt. Michael Menze dazu: Bei einigen Tracks haben wir Dirk mit ins Boot geholt: Bei den ruhigen Passagen spielte Dirk bewusst Beckenwirbel etc., um den ruhigen Flow zu unterstützen, bei den „Drive“-Passagen hat er es als Hard-Hitter einfach mal krachen lassen.

Vier Stücke mit Laufzeiten von 9:52 und 32:22 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Silberling, die beim letztjährigen Konzert von Detlef und Michael in der Stadtkirche in Moers teilweise schon in abgewandelter Form gespielt wurden. Durch den Drummer bekommen die Stücke auf dem Album aber einen weiteren Aspekt.

Los geht es mit dem 20:23minütigen „First Result“. Nach einigen Klängen, die an Vangelis erinnern, kommt nach wenigen Momenten eine Art Saxophonsound auf, der aber sehr arabisch klingt und sich zunächst mit einer weiblichen Stimme verbindet. Das klingt sehr erhaben und man kann sich förmlich in ferne Länder träumen. Nach etwas mehr als drei Minuten kommen dann langsam ein Sequenzerrhythmus und ein dröhnender Synthie auf und wechseln in einen anderen Part, der jetzt mehr in der „Berliner Schule“ verortet ist, aber immer noch diesen ethnischen Touch besitzt. Der Track verwandelt sich langsam und bekommt nach etwa fünf Minuten eine Melodielinie, die klanglich stark in Richtung Klaus Schulze weist. Das Ganze klingt aber sehr eigenständig, frisch und überzeugt auf ganzer Länge.

Im Opener ist Dirk Brand noch nicht beteiligt, er stößt dann erst im zweiten Track dazu. Der zweite Track nennt sich dann bezeichnender Weise „Second Result“ und ist mit 32:22 der längste Track des Albums. Dieser beginnt mit leicht unheimlich wirkenden Synthsounds, zu denen Dirk Brand schon einige Streicheleinheiten an den Becken hinzufügt. Schnell kommen aber schon Harmonien und leichte Melodiebögen auf und KelMen lassen die Synthies öfter zirpen und zischen. Auch einige Schlagzeugrhythmen auf den Toms sorgen für Akzente. Das passt alles sehr gut zusammen und erinnert hier auch an das Schlagzeugspiel von Tommy Betzler. Nach vier Minuten kommt ein heller Synthsound auf, der nun die Melodielinie bestimmt. Das ist sehr atmosphärisch. Nach fünf Minuten schlägt Dirk Brand dann das erste Mal wie ein Rockschlagzeuger kurz die Felle und gibt den Startschuss für einen sehr schönen Part mit Sequenzerrhythmen und einer Mellotron artigen Melodie. Das ist klasse gemacht und zeigt wie gut die Drei sich hier zusammengefunden haben. Der Track wird durch Aufschichtung weiterer Klänge und Effekte immer weiter ausgebaut und erhält so einen großen Spannungsbogen. Da kommen dann auch mal Klänge auf, die an Robert Schroeder denken lassen. Nach ca. 17 Minuten flirren dann die Sequenzer und es entspinnt sich eine druckvolle Passage, bei dem auch Dirk Brand hinter den Schlagfellen den Track gut mit vorantreibt. Vor allem der Part ab Minute 24:20 ist einfach nur betörend, da er nun so richtig mitrocken kann. Dieser Part ist für mich das absolute Highlight, da Elektronik auf Rock trifft. Wow, was für ein Stück.

Als nächstes steht dann der 9:52minütige Track „Third Result“ an. Mit monumentalen Klängen beginnt das Stück. Nach ca. anderthalb Minuten kommt dann eine wunderbare Passage auf, die die Hörer magisch in ihren Bann zieht. So treibt das Stück dahin, in das dann Detlef einige Pianotupfer einspinnt. Ein symphonisch/elektronisch, hypnotischer Track.

Der letzte Track ist dann „Fourth Result“ benannt, der es auf 12:41 Minuten Spielzeit bringt. Der Track beinhaltet eine sehr romantische Melodie, so wie man das von Detlef Keller her kennt. Auch hier sorgt Dirk Brand am Schlagzeug für weitere Akzente. Nach gut fünf Minuten ändern sich dann Rhythmus und Melodie sowie Klangfarbe der Synthies. Ein pulsierender Sequenzer und Mellotron artige Sounds sorgen nun für Schulze-Fieber, während Dirk Brand mit seinem Schlagzeug den Track zu etwas Besonderem macht.

Man kann von Glück behaupten, dass sich Detlef Keller und Michael Menze zu einer Kooperation entschlossen haben und Dirk Brand als Schlagzeuger gewinnen konnten. Das Duo KelMen und Schlagzeuger Brand haben mit „Results“ ein klasse Elektronikalbum eingespielt, das nicht nur in Richtung „Berliner Schule“ weist sondern mit genug Eigenständigkeit aufwartet. Das Album ist eine absolute Empfehlung.

Stephan Schelle, Juni 2023

 
   

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