Kellerkind Berlin - Musikkonstruktionen
 

Kellerkind Berlin - Musikkonstruktionen
Kissing Sounds (2021)

(7 Stücke, 64:53 Minuten Spielzeit)

Der Berliner Christian Gorsky veröffentlicht als Kellerkind Berlin seine elektronische Musik. Bisher sind schon zahlreiche Veröffentlichungen erschienen. Bei den Schallwelle Awards 2019 hat Christian den Preis für „Der eigene Weg“ erhalten. Mit dem Preis war auch ein Gutschein für eine CD-Produktion enthalten, die Christian nun mit dem Album „Musikkonstruktionen“, das am 01.02.2021 auf den Markt kommt, einlöst. Das Album ist aber auch als Download erhältlich. 

 

 


Sieben Stücke mit Laufzeiten von 5:51 bis 15:02 Minuten Spielzeit enthält die CD, die in einem vierseitigen Digipack erscheint. Entstanden sind die Stücke - wie bei so vielen Musikern im Moment - während der Corona-Virus im Jahr 2020 das Land im Griff hatte.

Gestartet wird mit dem sehr romantischen, siebenminütigen Stück „Lied für Clara“. Im Coverinnenteil bedankt sich Christian bei seiner Clara für die Geduld mit ihm. Daher ist es nahe liegend, dass das Stück eine Liebeserklärung an seine Frau ist. Man kann förmlich die Gefühle spüren, die Christian in dieses erste, siebenminütige Stück hineingelegt hat. Symphonische Sounds und eine sehr schöne Rhythmusstruktur, auf die Christian dann seine Melodielinie legt, sorgen für Gänsehaut.

Basslastige Klänge eröffnen dann das fast elfminütige „Zukunftsvision“. Nach einem kurzen Moment kommen dann symphonische Sounds hinzu und das Stück bewegt sich langsam in Richtung „Berliner Schule“. Ähnlichkeiten zu Bands wie Broekhuis, Keller & Schönwälder oder Klaus Schulze sind auszumachen. Langsam entwickelt sich der Track und bekommt dann ab der Mitte auch einen Schlagzeugrhythmus spendiert. Sehr einfühlsam schmiegen sich die Klänge im Ohr an. Hoffen wir, das diese Zukunftsvision eine positive ist, sie lässt einen zumindest mit einem guten Gefühl zurück.

Es folgt das 5:51minütige „Intermezzo“ bei dem zunächst hallende Klaviersounds das Bild bestimmen. Das hat einen leicht klassischen Ansatz. Nach fast zwei Minuten kommen ein schnell pulsierender Sequenzerrhythmus sowie Mellotron artige Sounds hinzu, die aber nach einigen Momenten zu symphonische Klangformationen wechseln.

„Frisch vom Dach“, was für ein Titel, bringt es auf neun Minuten und bewegt sich erneut im weiteren Umfeld der „Berliner Schule“. Vor allem die rhythmischen Parts in diesem über weite Strecken repetitiven Stück fesseln. Das 10:12minütige „Bittersüsse Quarantäne“ scheint ein deutlicher Hinweis auf den Corona-Lockdown zu sein, in dem Christian seine Gemütslage vertont hat. Entsprechend düster fängt dieses Stück auch an. Dem setzt Christian dann Gitarren ähnliche Klänge und einen Rhythmus entgegen. Trotzdem wirkt das Stück ein wenig melancholisch, kein Wunder in dieser Zeit. Nach fast drei Minuten erhellt sich dann aber das Klangbild und es entspinnt sich eine sehr schöne eingängige Melodie. Zwar verlässt Christian diese melancholische Stimmung nicht, sie hat aber einen ruhigen, wärmenden Charakter, so dass man sich in diese Stimmung wohlig fallen lassen kann.

Da haben wir endlich mal wieder einen Winter und dürfen doch nicht allen Aktivitäten nachgehen. Zumindest aber in der Natur dürfen wir spazieren gehen und Sport betreiben. Christian hat als nächstes einen „Winterspaziergang bei Sonne“ vertont. Ein schöner aufhellender, melodischer, fast siebenminütiger Track, der die Stimmung einer schneebedeckten Landschaft im Sonnenschein sehr schön wiedergibt.

Zum Schluss gibt es noch einen Longtrack mit 15 Minuten Länge. Wer sich bei „Schmetterling im Schneegestöber“ nun einen hektischen Track vorstellt, der liegt falsch. Christian hat hier einen schwebenden und sich langsam entwickelnden Track eingespielt, der durch seine Klangfarben und Melodiebögen wieder den Schulterschluss zur „Berliner Schule“ eingeht.

„Musikkonstruktionen“ ist, entgegen seinem Titel, der auf komplizierte Musik hindeutet, ein sehr homogenes Album geworden, bei dem Christian Gorsky aka Kellerkind Berlin seinen bisherigen Qualitätsstandard festigt. Wieder ein klasse Album.

Stephan Schelle, Februar 2021

 
   

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