Johan Tronestam – The Long Journey
 

Johan Tronestam – The Long Journey
SynGate (2016)

(
11 Stücke, 74:32 Minuten Spielzeit)

Der schwedische Elektronikmusiker Johan Tronestam setzte im Jahr 2014 mit seinem Album „Compunctio“ ein erstes deutliches Ausrufezueichen in der Elektronikmusik. Im Frühjahr 2016 legt er mit der CDR „The Long Journey“ sein drittes Album beim deutschen Elektroniklabel SynGate nach. Die Musik von „The Long Journey“ wurde inspiriert vom Astronom und Autor Peter Nilson (1937 - 1998) und der Novelle „Aniara“ von Harry Martinson.

 

 


Die Musik auf „The Long Journey“ soll eine Zukunft zeigen, in der die Menschheit die Möglichkeit entdeckt hat, zu anderen Sternen zu reisen. Während die Novelle von Harry Martinson eine Reise durch den Weltraum mit tragischem Ende beschreibt, in der das Raumschiff in der Unendlichkeit des Raumes zerbricht, hat Tronestam kein „One-Way-Ticket“ im Sinn gehabt. Vielmehr kehren die Astronauten am Ende der musikalischen Reise an ihren Ausgangspunkt zurück. Gewidmet hat Johan dieses Album zudem seiner im Januar 2016 verstorbenen Mutter.

Die Musik auf der CD hat eine lange Entstehungsgeschichte, denn das eröffnende „A New Frontier“ geht bis ins Jahr 2008 zurück, in dem es von Johan komponiert wurde. Das wunderbar dahinschwebende Stück mit seinen Männerchören wirkt wie eine Ouvertüre.

Weiter geht es mit dem herrlich melodischen „Starting Point“, das alles von einem guten „Song“ hat, wenn man das bei einem Instrumentalstück sagen kann. Der Track geht sofort ins Ohr. Und so macht Johan auch im nächsten Stück „Speed“, das mit einem treibenden Rhythmus wie bei einem Schnellzug ausgestattet ist, weiter. Die Musik wirkt sehr positiv und hell und macht einfach nur Spaß. Johan zeigt erneut, dass er ein Händchen für eingängige, herrliche Melodien besitzt.

Sanfter wird es dann in „Miscalculations“. Dieser Track hat eine recht beruhigende Wirkung, zieht er doch sanft durch die Gehörgänge, ganz im Widerspruch zum Titel. Es folgen wieder einige sehr rhythmische Tracks von denen „Journey To Nowhere“ durch seinen Rhythmus ein echter Knaller ist. Das erinnert mich so ein bisschen an die rhythmische Phase von Klaus Schulze bzw. an seine Wahnfried-Produktionen. „The Eternity“ zeigt dagegen im ersten Teil sehr symphonische Muster, die dann im zweiten Teil in einen sanft/rhythmischen Part mit sehr schöner Melodieführung übergehen. Auch die anderen Stücke haben eine außerordentlich faszinierende Ausstrahlung.

Mit „The Long Journey“ ist dem schwedischen Elektronikmusiker wieder ein tolles Album gelungen, das nur so vor herrlichen Melodien strotzt. Mit dieser Musik hat er damit fest in der Szene etabliert. Sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, März 2016

 
   

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