Jean Michel Jarre - Oxygene New Master Recording
 

Jean Michel Jarre – Oxygene - Wiederveröffentlichung
EMI (2007)
(CD: 6 Stücke, 40:13 Minuten Spielzeit,
DVD: 10 Stücke, 59:39 Minuten Spielzeit)
 

Vor 30 Jahren revolutionierte ein Album die Elektronik-Szene. Waren es bis dato die Berliner Tangerine Dream, Klaus Schulze und Ash Ra oder die Düsseldorfer Kraftwerk, die im Elektronikbereich den Ton angaben, so änderte sich dies 1977 schlagartig. Mit „Oxygene“ brachte der Franzose Jean Michel Jarre einen Meilenstein der Elektronik- bzw. Rockmusik auf den Markt, der einschlug, wie eine Bombe. Vor allem sein eingängiger Track „Oxygene Part IV“ sorgte dafür, dass Jarre schnell an Bekanntheit gewann.
 

 

 

Bereits zum 20. Geburtstag des Albums hatte das Label dreyfus in Zusammenarbeit mit sony-music eine remasterte Version des Albums veröffentlicht, die die Musik in neuem Klang präsentierte. Nun, zum nächsten runden Geburtstag, nämlich dem 30., feiern sowohl das Label dreyfus wie auch EMI mit Wiederveröffentlichungen dieses Jubiläum. Doch während dreyfus die beiden „Oxygene“-Alben in der 97’er Version zusammen mit remixten Stücken, die nach meiner Meinung keiner braucht, veröffentlicht, wartet die EMI-Veröffentlichung mit einem ganz besonderen Schmankerl auf.

Der Untertitel der CD lautet: „New Master Recording & DVD Live“. Das weist schon darauf hin, dass es sich nicht um eine reine Wiederverwertung von altem Material handelt. Jean Michel, der 1976 die einzelnen Parts allein eingespielt hat, ist erneut ins Studio gegangen und hat mit seinem derzeitigen Soundingenieur, Francis Rimbert, der ebenfalls Musiker ist, das komplette Material neu eingespielt. Herausgekommen ist eine druckvolle und voluminöse Fassung von „Oxygene“, die um ca. eine halbe Minute länger ist, als das Original. Allerdings haben sich Jean Michel und Francis stark ans Original gehalten. Der Klang lässt aber keine wünsche übrig. Nie klangen die Parts 1 bis 6 von „Oxygene“ so transparent und räumlich, wie auf dieser neuen Version. Allein diese Fassung ist den Kauf wert, doch es gibt noch einen besseren Grund sich diese Veröffentlichung zuzulegen.

Neben der CD wird auch noch eine DVD geboten, die einen gut einstündigen Liveauftritt von Jean Michel zeigt. Nun kennen wir alle diese pompösen Gigs vor sechsstelligen Zuschauermassen, die der Franzose an den ungewöhnlichsten Orten Open Air darbot (z. B. am Pariser Eifelturm, in den Docks von London, vor den Pyramiden in Ägypten oder in der verbotenen Stadt in Peking). Das hat auf jeden Fall seinen Reiz. Doch bei der Livepräsentation von „Oxygene“ geht Jean Michel dieses Mal den entgegen gesetzten Weg, denn er hat seine Instrumente in einem Tonstudio im belgischen Lint aufgebaut. Passend zu dieser eher intimen Atmosphäre lautet auch der Titel der DVD „Oxygene - Live In Your Living Room“. Also lassen wir ihn hinein, in unser Wohnzimmer.

Das Material von „Oxygene“ ist so komplex, dass es Jean Michel nicht allein live einspielen könnte und so hat er sich weitere Musiker ins Studio geholt. Neben Francis Rimber, der auch schon bei der CD-Einspielung dabei war, fungieren noch Claude Samard und Dominique Perrier an den Tasten. Neben der für Jarre ungewöhnlichen Location gibt es für Jarre-Fans und Elektronikfreunde noch ein weiteres Highlight. Wie oben schon zu erkennen war, ist die DVD um gute 20 Minuten länger als das Album. Das liegt ganz einfach daran, dass der Liveauftritt weitere vier Stücke bereit hält. Zum einen ist dies das eröffnende „Prelude“ mit dem langsam auf den Hauptteil eingeleitet wird, zum anderen werden einige Parts durch die „Variation I“ bis „Variation III“ miteinander verbunden. Diese neuen Zwischenstücke fügen sich allerdings ganz hervorragend ins Gesamtbild ein und werten es auf.

Auch einige Boni wie zum Beispiel ein „Making Of“ und eine kurze Vorstellung der Instrumente, die vom Meister höchstpersönlich vorgenommen wird, runden das Bild ab. Neben dieser Version gibt es auch noch eine Spezialedition, die das Konzert zusätzlich in 3D zeigt. Dazu sind der Packung noch zwei 3D-Brillen beigefügt.

Die von EMI im November herausgebrachte Wiederveröffentlichung von „Oxygene“ ist ein Muss für jeden Elektronik- und Jarre-Fan. Auch wer die 1997 herausgekommene remasterte Version schon besitzt, kommt aufgrund des tollen Klanges und der beigefügten DVD nicht um diesen Pflichtkauf herum.

Jarre-Fans kommen somit kurz vor Weihnachten in den Genuss, ihren Wunschzettel problemlos zu füllen. Denn neben dem Spyce-Album „X-Plorer“ (tolle Elektronikmusik im Stil von „War Of The Worlds“), bei dem der langjährige Jarre-Gefährte Michel Geiss für die tollen Effekte verantwortlich zeichnet, gehört auch die neue Einspielung von „Oxygene“ auf die Liste der Geschenke. Am besten man kauft sich die CDs aber gleich selber.

Stephan Schelle, Dezember 2007

 
   

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