Jean-Michel Jarre – Electronica 1 – The Time
Machine Am 16.10.2015 erschien das neue Album des französischen Elektronikpioniers Jean-Michel Jarre. Es handelt sich bei „Electronica 1 – Time Machine“ um ein Albumprojekt, bei dem Jarre eine Kollaboration mit den verschiedensten Künstlern eingegangen ist. Das Projekt ist auf zwei Alben ausgelegt, bei denen Jarre mit insgesamt 30 Künstlern zusammengearbeitet hat. Auf dem ersten Teil sind 15 Kollaborationen auf insgesamt 16 Stücken enthalten, die restlichen sollen auf dem zweiten Teil im Frühjahr 2016 erscheinen. |
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Acht
Jahre sind seit seinem letzten Studioalbum „Téo & Téa“ vergangen,
bei dem er vergeblich versuchte den aktuellen Zeitgeist mit seinem Musikstil
zu verbinden. Umso gespannter konnte man auf das neueste Werk sein, bei dem
er unter anderem mit so bekannten Musikern wie Air, Vince Clarke (Depeche
Mode, Yazoo), Moby, Pete Townshend (The Who), Tangerine Dream, Laurie
Anderson, John Carpenter (Regisseur und Musiker) sowie dem bekannten
Pianisten Lang Lang zusammengearbeitet hat. Das zwölfseitige Booklet im
vierseitigen Digipack hält einige Infos zu jedem Track bereit. Instrumentaltracks
wechseln sich auf dem Album mehrfach mit Gesangsstücken ab. Los geht es mit
dem Titeltrack, der zusammen mit Boys Noize entstanden ist. Hier werden
technoartige Rhythmen und Sounds mit leichten Jarre-Klängen vermischt. Das
erinnert an „Téo & Téa“, ist aber besser gemacht. Das folgende
„Glory“ (mit M83) ist ungewöhnlich, enthält es doch Gesang und
schweift somit in die Popecke. Für Jarre ungewöhnlich, funktioniert als
Song aber gut. Da
ist „Close Your Eyes“ mit Air aus anderem Holz geschnitzt. Die zunächst
minimalistischen Klänge ändern sich nach einigen Momenten und gehen in
einen technoiden Rhythmus á la Kraftwerk über um dann mit weiteren Sounds
inkl. Vocodergesang ergänzt zu werden. Track 4 und 5 gehören zusammen,
sind sie doch beide mit Vince Clarke entstanden. „Automatic (Part 1)“
und „Automatic (Part 2)“, wie die beiden Tracks betitelt sind, haben
dann auch etwas von Electropop. Wobei Teil eins noch recht ruhig daherkommt
und Teil zwei mächtig abgeht und für die Tanzfläche geeignet ist. Im
Track mit Moby, „Suns Have Gone“ kommt gar eine Spur Gothic/Wave auf.
Unglaublich technologisch ist die Zusammenarbeit mit The Who-Gitarrist Pete
Townshend geraten, der auf „Travelator (Part 2)“ auch singt. Dieser
tanzbare Track gehört zu den Highlights des Albums. „Zero Gravity“ ist
eine Vermischung der Stile von Jarre und Tangerine Dream, zwei Ikonen der
elektronischen Musik. Zugleich stellt dieser Track auch eine der letzten
Arbeiten von Edgar Froese dar, der Anfang 2015 verstarb. Ein weiteres
Highlight des Albums. Bei
der Zusammenarbeit mit Laurie Anderson treffen typische Jarre-Rhythmen auf
den unterkühlten Gesang von Laurie. Ebenfalls ein toller Track. „A
Question Of Blood“ mit John Carpenter erstrahlt in hymnischen Sounds und könnte
gut für einen Soundtrack herhalten. Das abschließende „The Train &
The River“ verbindet dann die elektronischen Spielereien Jarre’s mit der
filigranen Fingerfertigkeit des Pianisten Lang Lang. Der Track hat einen
Rhythmus, der nach einem fahrenden Zug klingt und zeigt deutliche Elemente
früherer Jarre-Werke. Es
ist schwierig zu sagen welchen Anteil Jean-Michel Jarre an den einzelnen Stücken
hatte und welche Parts dem jeweiligen Kollaborateur zuzuschreiben sind. Als
Fazit bleibt aber eine hochspannende Veröffentlichung, die immer wieder
neue Facetten der elektronischen Musik mit bekannten Elementen sowie
modernen Strömungen aufzeigt. Ein wirklich gutes Spätwerk von Jarre, das
neugierig auf den zweiten Teil macht. Stephan Schelle, Oktober 2015 |
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