Jazzcomputer.Org - Many Sides Of Music Hinter dem Namen Jazzcomputer.Org, das ist gleichzeitig die Internetseite des Künstlers, verbirgt sich der Franzose Yves Potin. Bereits seit 2006 betreibt er diese Plattform und veröffentlicht seither seine elektronische Musik, die eine Mischung aus Jazz, Prog und Ambient darstellt. Elf Alben sind so bereits herausgekommen. „Many Sides Of Music“ ist zwar bereits im Jahr 2014 erschienen, doch kann man von einem neuen Album sprechen, denn die Musik wurde neu remixt, zum Teil neu orchestriert und komplett remastered. |
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Mit
dem 6:55minütigen „No Joe“ geht es los. Zunächst wirkt das Stück
durch seinen Rhythmus recht rockig, doch schnell kommen jazzige und
elektronische Elemente hinzu. Aufgrund der Art des Synthesizers, der durch
den Raum perlt, hat die Musik an einigen Stellen auch Ähnlichkeiten zu Acts
wie den Ozric Tentacles. Die jazzige Note hat hier aber eindeutig die
Oberhand. Das klingt ungewöhnlich und hochgradig spannend, auch wenn Yves
mal ein leichtes Chaos in seine Musik einwebt. Im Mittelteil kommt dann ein
Gitarrensolo dazu, was die Vermengung von Prog und Jazz noch deutlicher zu
Tage bringt. Auf diese Art der Musik muss man sich erst einmal einlassen,
bevor man ihre Ausdruckskraft erkennt. „Transponder
1037“ lässt die Synthies wieder richtig singen und flirren und versetzt
das Ganze noch mit einer Note Funk. Leicht schräge Klangformen, die hier
und da mal eingestreut werden, zeigen dann wieder den jazzigen Ansatz.
Insgesamt aber ein sehr eingängiger und schöner Track. Ambient dagegen
beginnt „Terrace Of Clouds“, das zunächst mit herrlichen
Synthieschwaden durch den Raum schwebt. Sobald dann aber nach gut einer
Minute der Rhythmus einsetzt, hier treffen dann Bass und Harfe aufeinander,
wird es atmosphärisch mit eingängigen Harmonien. Hier kommen mir dann auch
Erinnerungen an Andreas Vollenweider in den Sinn. Das bleibt aber nicht über
die volle Länge von 8:17 Minuten so. Der markante Bass treibt weiterhin
sein Spiel während ein Schlagzeug den Rhythmus vorgibt und die Synthies
wieder zu singen beginnen. Das ist dann wieder recht jazzig. In
„Sherkaner“ baut Yves dann sogar einen Reggaerhythmus ein, der
hervorragend ins Gesamtbild passt. Xylophonartige Klänge sorgen dann für
den jazzigen Touch. Ein klasse Track. Ambiente
Klangformationen bietet er dann im Track „Warp“. Diese werden dann nach
einigen Momenten durch Percussion und jazzige Klänge sowie durch
Worldmusic-Elemente ergänzt Elemente ergänzt. So leuchtet beispielsweise
mal kurz eine Passage auf, die an Santana erinnert um wenige Momente später
einen Synthiesound/-rhythmus zu kreieren der nach Kraftwerk oder auch Pink
Floyd klingt. Darauf werden dann jazzige Motive gelegt. Auf
dem zweiten Silberling geht es dann mit „The Gravity Well Part 2“ weiter
(Part 1 befand sich auf der ersten CDR). Der Elfminüter wirkt zunächst
recht spacig und baut zu Beginn Stimmungsbilder auf, die keine Harmonien
beinhalten. Erst nach drei Minuten schält sich dann eine Harmonie heraus
und die Rhythmusmuster aus dem Sequenzer verbinden sich mit Percussion, was
zu einem sehr ambienten, hypnotischen Track mutiert. Yves verändert einige
Male die Struktur. Vom Klangbild hat das an einigen Stellen auch Ähnlichkeiten
mit Gert Emmens Musik. Und doch ist sie völlig anders. Das
7:45minütige „Chew Z“ verbindet dann Ambient mit psychedelischem Rock
und bringt auch hier eine leicht angejazzte Note mit hinein. Die E-Gitarre
in diesem Stück bringt ein leichtes Crimsoneskes Flair in die Musik. Auch
die restlichen Tracks sind sehr ambient angelegt und zeigen wie
beispielsweise das abschließende „Soavre“ mehr Stimmungsbilder, ohne
das Melodien in den Vordergrund treten. „Many
Sides Of Music“ von Yves Potin aka Jazzcomputer.Org ist ein Album, das
nicht ganz so leicht zu konsumieren ist. Während Freunde der elektronischen
Stimmungsbilder mit dem zweiten Silberling ihre Freude haben werden, bietet
die erste CDR recht rhythmische und jazzige Tracks, die von schönen
Harmonien durchzogen sind, aber teilweise von disharmonischen Einschüben
oder sehr jazzigen Passagen unterbrochen werden. Hier sollte man zunächst
erst einmal hineinhören. Stephan Schelle, Januar 2018 |
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