Als visuelle Unterstützung
bedient sich Jean Michel der hohen Außenwände der Werftgebäude. Auf diesen
Flächen projiziert er seine Filme und Lichteffekte, währen die hohen Türme
der an den Docks befindlichen Kräne über allem ragen. In seinem Repertoire
dürfen natürlich solche Klassiker wie „Oxygene 4“, „Rendez-Vous 4“ oder das
neuere „Aero“ nicht fehlen. Aber auch Neues hat der Franzose zu bieten. „Mury“
beispielsweise ist eine Interpretation des gleichnamigen Solidarnosc-Liedes,
das er unter Mithilfe des Symphonie Orchester Gdansk sowie einem polnischen
Männerchor aufführt.
Mit „Light My Sky“ bietet er
gar Trance von der tanzbaren Sorte, gefolgt von dem soundtrackartigen
„Tribute To Jean Paul II“. Und mit „Vivaldi Summer – Presto“ wird es gar
rockig, was der Titel gar nicht vermuten lässt. Doch hier hat Jean Michel
das klassische Stück vor allem durch einen stakkatoartigen Rhythmus und der
frickeligen E-Gitarre eines polnischen Rockmusikers abgewandelt. Bei seinem
Stück „Souvenir“, das er 1982 schon in China spielte, hat er die
Soundeffekte ausgetauscht und mit demonstrierenden Menschen sowie der Stimme
von Papst Paul II versehen. Die einzelnen Stücke spielt er mit seinem Anhang
in leicht abgewandelten Versionen.
Der gut aufgelegte und kaum
zu altern scheinende Jarre absolviert auf dieser DVD ein Konzert voller
Kraft und Dynamik. Und natürlich darf Lech Walesa nicht fehlen, der Mann,
der Solidarnosc so geprägt hat, kommt auf die Bühne um einige Worte an die
Zuschauer zu richten.
Für mich ist Jean Michel
Jarre ein Phänomen. Er hat es - wie nur wenige - verstanden, die
elektronische Musik einem größeren Publikum zu präsentieren. Und dieser
Erfolg gibt ihm die Möglichkeit zu derartig überdimensionalen Konzerten.
Neben der DVD hat Warner
noch eine gut 48minütige CD beigefügt, die neun Stücke des Liveprogramms
enthält. So kann man einige der Livestücke im Auto oder über die
Stereoanlage genießen. Warner ist mit dieser DVD wieder ein außergewöhnlich
gutes Produkt gelungen. „Solidarnosc Live“ ein muss für alle Elektronikfans.
Stephan Schelle, März 2006