Jack Hertz – Planet Red: Atmospheres und Missions
 

Jack Hertz – Planet Red: Atmospheres
Jack Hertz – Planet Red: Missions
Aural Films (2016)

(4 Stücke, 64:10 Minuten Spielzeit)
(8 Stücke, 64:29
Minuten Spielzeit)

Jack Hertz stammt aus den USA, genauer gesagt aus der Nähe von San Francisco. Der mir bisher unbekannte Soundtüftler und Elektronikmusiker hat nicht nur sein eigenes Label mit dem Namen Aural Films, sondern kann auch schon auf eine gewisse Anzahl von Veröffentlichungen (Solo und in Kollaboration) zurückblicken. Der neueste Output sind zwei CDs mit dem Titel „Planet Red“.

 

 


Die beiden CDs kommen jeweils mit einer Inlaykarte heraus, die von der Covergestaltung gleich aussehen. Nur auf der Coverrückseite sind die jeweiligen Untertitel als „Atmospheres“ und „Missions“ abgedruckt. Die Veröffentlichungen sind sowohl als physikalische CD als auch als Download auf seiner Labelseite (www.auralfilms.com) herausgekommen.

Die beiden Veröffentlichungen bieten unterschiedliche Musik. Während „Atmospheres“ auf vier Longtracks mit Laufzeiten zwischen 10:15 und 22:21 Minuten Länge der experimentellen Elektronikmusik mit Anleihen an Dark Ambient gewidmet ist, geht Hertz auf „Missions“ in acht Stücken die zwischen 4:25 und 13:13 Minuten lang sind, mehr in Richtung „Berliner Schule“ & Co. „Missions“ ist damit wesentlich harmonischer und melodiöser ausgefallen.

Sphärisch beginnt „Atmospheres“ mit dem eröffnenden 10:15minütigen „Return To Alpha Syntauri“. Langgezogene Synthieklänge bestimmen hier das Bild, die leicht von Jack Hertz variiert werden. Da schweben die Klangcollagen über die komplette Länge durch den Raum. Metallischer und unterkühlter klingen dann die Klangfarben von „Andromeda“. Auch hier werden dem Hörer statt Melodien lang gezogenen Töne und Flächen geboten, die mit einer Maserung aus leichten Effekten durchzogen sind. Das ist Musik für einen Soundtrack, in dem ein Raumschiff langsam durch einen Sternennebel oder einen Orbit schwebt. Ähnlich gestaltet sich auch „Cosmosis“. Im letzten Stück „Aquarius“ kommt dann so etwas wie Harmoniebögen auf. Dieser letzte Track wirkt wesentlich freundlicher, ohne die schwebende Wirkung zu unterbinden.

„Missions“ ist da aus etwas anderem Holz geschnitzt. Das zeigt sich auch schon im ersten Track „Gravitational Waves“. Ein leichter Rhythmus und harmonische Melodielinien durchziehen jetzt das Geschehen. Dieser erste Track erinnert ein wenig an den Stil von Mythos aka Stephan Kaske, vor allem in den rhythmischen Passagen. „Space-Time Crystal“ bietet dann typische Sequenzer orienteierte Musik, die ähnlich der „Berliner Schule“ ist. Auf den Sequenzerrhythmus werden Harmonien gelegt, ohne dass Jack hier eine Melodie beisteuert. Klingt aber ganz gut.

Unterkühlt und technologisch wirkt dagegen „Burning Star“. Hier gibt es ebenfalls einen Rhythmus, allerdings fügt Jack in diesem Fall atmosphärische Sounds hinzu, die an seine Musik auf „Atmospheres“ angelehnt ist. Das wirkt über mehr als neun Minuten ein wenig verstörend.

Melodischer und harmonischer wird es dann aber im nächsten Track „Light Years“, das darüber hinaus eine Spur Lounge der „Berliner Schule“ beimengt. Das geht gut ins Ohr und man kann dabei herrlich Abschalten. Mit einem leicht pumpenden Rhythmus und hellen Klangfarben in den Harmonien geht es dann im nächsten Track „Interstellar Voyager“ weiter. Gut gefällt mir auch der 4:30minütige Track „Reaching Pluto“ der aufgrund seines Rhythmus und seiner Eingängigkeit Soundtrackqualitäten aufweist.

Experimenteller zeigt sich dann wiederum „Planet Red“ und den Abschluss bildet dann das sehr rhythmische und fast im Dark Ambiente verortete „Dark Matter“. Dabei mischt Hertz auch einige teils psychedelische Samples ein, die an Klaus Schulze oder auch an Pink Floyd erinnern. Das sind allerdings nur Fragmente im Gesamtkonzept.

Mit „Planet Red“ hat der US-amerikanische Elektronikmusiker eine Art Doppelalbum herausgebracht (mir liegen die CDs als einzelne Silberlinge mit gleich gestaltetem Cover vor), deren beide Parts recht unterschiedlich auf den Hörer wirken. Während „Atmospheres“ mehr die Spacemusiker anspricht, finden sich auf „Missions“ hellere und melodischere Klänge. Vor dem Kauf sollte man diese daher zunächst antesten.

Stephan Schelle, März 2016

 
   

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