Harald Nies – Cableworld
 

Harald Nies – Cableworld
MellowJet Records (2012)
(9 Stücke, 66:45 Minuten Spielzeit)

Nach dem letztjährigen Album „Torodial Sequences“, bei dem sich Harald Nies mit Planetenklängen beschäftigte und das sehr ruhig ausgefallen ist, zeigt er auf „Cableworld“, seinem mittlerweile neunten Album, wieder eine andere Seite seines musikalischen Oeuvres. Harald bietet in seinen Stücken eine Mixtur aus herrlichen Sequenzer- und Synthiesounds mit dem atmosphärischen Spiel auf seiner Gitarre.

 


Die neun Stücke haben Laufzeiten zwischen 4:22 und 11:51 Minuten. Mit dem kürzesten Stück „Opening“ führt uns Harald recht sphärisch in das Album ein. Man hat das Gefühl als würde man bei der Musik durch den Raum schweben. Nach anderthalb Minuten kommen dann etwas dunklere Töne hinzu, die aber nicht bedrohlich wirken. Einige Momente später wechselt die Stimmung und hypnotische Sequenzen halten Einzug. Nahtlos geht es in den nächsten Track „Smooth Traffic“ hinüber, der jetzt einen tollen Rhythmus und eine eingängige Melodielinie zum bisherigen Sound addiert. Das klingt einfach nur gut. Immer weiter entwickelt sich das Stück, in dem weitere klangliche Komponenten hinzugefügt, andere wiederum weggelassen werden. So ist die Musik im ständigen Fluss, in dem man sich treiben lassen kann.

Es folgt „Riding On Light Waves“. Dieser Track hat einiges vom Sound der „Berliner Schule“ und doch ist er anders. Flächen, Sequenzer, Schlagzeugrhythmus und tolle Melodielinien gehen hier eine perfekte Verbindung ein.

Perlende Synthies starten in „Absorption“, den längsten Track des Albums. Nach gut anderthalb Minuten startet der Sequenzer und die dann einsetzenden Flächen und Harmonien schieben sich direkt unter die Haut. Wenige Momente später fügt Harald noch einen stampfenden Beat hinzu. Die Melodielinie, die er in einem Orgelsound spielt, scheint im krassen Gegensatz zu den Rhythmen zu stehen und passt vielleicht gerade daher so gut dazu. Im zweiten Teil kommt dann auch Haralds atmosphärisches Gitarrenspiel endlich zum Einsatz. Nicht zu rockig für den Elektronikfreund und doch mit genug Gefühl und Dynamik um zum Rockbereich hinüber zu schielen.

Bei dem etwas mehr als zehnminütigen „Celebration Of E“ bin ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll, da hier einige Tonfolgen stoisch beibehalten bzw. wiederholt werden, ohne das es eine Abwechslung gibt. Das ist mir eine Spur zu eintönig. Es ist aber auch der einzige Kritikpunkt an dem Werk.

Mit einem mystischen Rhythmus startet „Lord Of Technologie Part 1“. Auch die einsetzenden Synthies unterstützen diese mystische Stimmung, setzten aber schöne Harmoniebögen darauf. Nahtlos geht es dann in „Part 2“ über. Auch dieses Stück kommt recht mystisch aus den Boxen, übernimmt aber weder Rhythmus noch Melodik des ersten Parts. Ein langsam dahin trabender Track, bei dem am Ende Harald noch einmal mit rockigen Riffs seine Gitarre einsetzt.

Das fast zehnminütige „Copper And Sand“ ist eine verträumte Elektroniknummer. Die wunderbaren Melodielinien werden im Mittelteil von einigen Gitarrensoli unterbrochen, was dem Stück aber eine gewisse Spannung beschert. Den Abschluss bildet dann „Future Connexion“. Hier kommen die Sequenzer wieder zu ihrem Einsatz. Mit einer wunderbaren Melodie, die auch wieder an die „Berliner Schule“, insbesondere an Tangerine Dream erinnert, beschließt Harald dann sein neues Album. Allerdings kommt auch hier wieder sehr schön seine sphärisch, mit rockigen Untertönen bestückte E-Gitarre zum Einsatz.

Mit „Cableworld“ hat Harald Nies wieder ein wunderbares Album der Elektronikszene geschenkt. Die CD ist durchzogen von eingängigen, wunderbaren Melodielinien. Bernd „Moonbooter“ Scholl hält das Album laut Angaben auf seiner Labelseite für „einen echten Geheimtipp“. Da kann ich ihm nur zustimmen. Wer auf melodiöse Elektronikmusik steht, der bekommt hier ein klasse Album. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Mai 2012

 
   

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