Harald Blüchel – Die Toteninsel Der Elektronikmusiker Harald Blüchel, der vielen auch unter seinem Pseudonym Cosmic Baby bekannt sein dürfte, bringt mit „Die Toteninsel“ erstmals eine SoloCD unter seinem bürgerlichen Namen heraus. Die Veröffentlichungen von Cosmic Baby waren immer schon durch ihre unterschiedlichen Stile geprägt. Mal überwiegen rhythmische Elemente wie bei „Kinetik“, dann ist seine Musik, wie bei „Thinking About Myself“, wieder sehr melodisch mit streckenweise eingeflochtenem melancholischem Flair vermischt, oder er zeigt sich experimentell und Stimmungen erzeugend wie auf „Stunde Null“. Auf seiner aktuellen CD „Die
Toteninsel“ vermischt Harald diese Elemente und geht klanglich dabei noch
einen Schritt weiter. Das neue Album stellt den ersten Teil der
„Zauberberg-Trilogie“ dar, auf der Harald neue Wege beschreitet, in dem er
sich von seiner bisherigen Arbeitsweise verabschiedete und von der Synthi /
MIDI-Technik hin zur elektro-akustischen Klangforschung wechselte.
Herausgekommen ist ein Klanggemälde, das gerade in den ersten beiden Sätzen
nur wenige Momente mit Melodien und keinen Rhythmus im herkömmlichen Sinne
bereit hält, dafür aber durch die ungewöhnlichen Klangstrukturen fesselt.
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Unterteilt ist die 51minütige CD in drei Sätze. „Satz I“ beginnt mit einem Sound, der sich nach einer Mixtur aus schweren Atemzügen und einer Maschine anhört. Gleich dieser mit Hall versehene Sound wirkt sehr räumlich und faszinierend. Irgendwie hört man gespannt hin und will - wie bei einer spannenden Geschichte - wissen, wie es weitergeht. Man hat das Gefühl einer außerirdischen Szenerie beizuwohnen. Auch der Einsatz von glasklaren Gongs und Glocken sowie die eingestreuten, elektronisch verfremdeten Wortfetzen des Wortes „Gegenwart“ machen das Ganze umso mysteriöser. Schwebende Harmonien und Sequenzen wechseln mit Soundeffekten und bauen sich collagenartig zu einem Klanggemälde auf. Harald bezeichnet diese Art der Musik selbst als „Hörstück“ und das trifft es dann auch, denn beim Hören entstehen eigene Bilder im Kopf. Das wird vor allem auch bei „Güterzug“ des ersten Satzes deutlich, in dem eine männliche Stimme einen Text spricht, während Klänge ertönen, die auf einem Bahnhof oder Bahngleis aufgenommen sein können. „Satz II“ ist ähnlich aufgebaut, während „Satz III“ auch eine Reihe Harmonien, Rhythmussequenzen und Melodielinien aufweist. Besonders gefällt mir der Part „Der erste Schnee“ in „Satz III“, der mich an die Musik im Stile der CD „Thinking About Myself“ erinnert. „Die Toteninsel“ ist ein anspruchsvolles Werk, dem man sich nur in Ruhe und mit voller Konzentration hingeben kann, dann aber bekommt man einen Trip, der die Sinne anspricht. Vor allem „Satz III“ dürfte auch die Freunde von Haralds melodischen Werken ansprechen. Stephan Schelle, September 2006 |
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