Hagen von Bergen – Still Alive
 

Hagen von Bergen – Still Alive
BI-ZA-Records (2024)

(
4 Stücke, 56:46 Minuten Spielzeit)

Nach einer schweren Operation im letzten Jahr hat Hagen von Bergen nun wieder Mut gefasst und nach dem Motto „Unkraut vergeht nicht“ hat er sein neuestes Album „Still Alive“ genannt. Wie gehabt ist darauf Elektronikmusik der „Hunsrücker Schule“ zu finden. Entstanden ist das Album, wie immer, in der Klanganstalt Bergen für BI-ZA-Records. Alle Synth (vor allem Virus TI Polar, Waldorf Iridium, Omnisphere, EMU World 3. Yamaha TG 55 und noch ein paar mehr ) sind von ihm gespielt, aufgenommen und gemastert. Ein paar kleine Field Recordings hat er auch noch eingebaut.

 

 


Gestartet wird das Album mit dem 12:55minütigen „Dos Bellezas En Cadaques“. Leicht schrubbelnde Sounds, die sehr rhythmisch sind, gemischt mit futuristisch anmutenden Klängen, leiten in das Stück ein. Das wirkt alles recht surreal. Die Sounds ändern sich langsam und die Rhythmusmuster bestimmen eindeutig das Bild. Nach etwa fünf Minuten kristallisiert sich im Hintergrund eine Melodielinie heraus, die einen griechischen Charakter aufweist. Sobald dieser in den Vordergrund gemischt wird, und sich mit dem Rhythmus gleichwertig verbindet, hat das auch etwas Vorderasiatisches. Zum Ende hin kommt gar eine leicht rockige Attitüde mit ins Spiel.

Das Titelstück folgt dann an zweiter Stelle und hat eine Laufzeit von 14:51 Minuten Spielzeit. Laut Hagen drückt das Stück aus, dass er sich zwar noch etwas angeschlagen fühlt, aber mitten im Leben befindet und es genießt. Daher hat er dem Stück auch einen leicht hymnischen Charakter verliehen. Das Stück beginnt mit einem akzentuierten Rhythmus und Sounds, die zusammen einen leichten Jazztouch haben und mit experimentellen Klängen verwoben werden. Nach etwas mehr als zwei Minuten kommt ein druckvoller, pumpender Rhythmus auf. Harmonien und Melodien werden hier immer nur angedeutet. Der Rhythmus steht in diesem Stück klar im Vordergrund und sorgt für einen voluminösen Track.

Das 18:28minütige „Peace“ beginnt mit dröhnenden Klängen, die so gar nicht nach Frieden klingen. Auch die Klänge die sich nach verfremdeter Stimme anhören und die surrealen Sounds erschließen mir das Thema noch nicht. Nach mehr als drei Minuten kommt ein turbulenter Rhythmus auf und die Klavierklänge haben was jazziges. Das wirkt insgesamt ein wenig chaotisch. Nach sieben Minuten wird es dann harmonisch und eine Stimme wiederholt das Wort „Peace“. Das hält aber nur wenige Minuten an und so wechselt der Track wieder in einen surrealen Sound, wie nicht von dieser Welt. Im letzten Drittel dominiert wieder dieser heftige Rhythmus.

Das abschließende, 10:32minütige „Bonjour mon amour“ entstand spontan für einen von Wilfried Hanrath kurierten Sampler. Das Stück gefiel Hagen aber so gut, dass er es hier auch noch mal auf das Album genommen hat. Es beginnt mit Vogelgezwitscher. Dann kommen aber metallisch wirkende Klänge auf, die von wiederum recht surreal anmutenden Sounds abgelöst werden. Und auch hier dominiert der Rhythmus.

Die „Hunsrücker Schule“ ist nicht die einfachste. Das zeigt sich auch wieder auf Hagen von Bergens neuem Album, das den Titel „Still Alive“ trägt. Zwar haben die Stücke auch immer wieder melodische Momente, doch besteht der Hauptteil aus surrealen, experimentellen und immer rhythmischen Parts.

Stephan Schelle, September 2024

 
   

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