Hagen von Bergen – Ei Allemol Frank Schüßler, der sich hinter dem Pseudonym Hagen von Bergen verbirgt, war mir erstmals vor einem Jahr aufgefallen, als er mir sein Album „Jetzt“ (2009) zuschickte. Vor allem seine abwechslungsreiche Musik, die nicht wirklich in eine Schublade passen will (außer halt in die der elektronischen Musik), hatte es mir angetan. In 2014 legt er nun das Album „Ei Allemol“ nach. Wie immer sind der Albumtitel sowie die Titelbezeichnungen äußerst ungewöhnlich – hier vor allem durch regionale umgangssprachliche Wortfindungen geprägt. |
|
|||
Wie
eine Reise durch einen Raum mit Gläsern, Glocken und Metallschalen so
beginnt der nächste, elfminütige Track „Bohzhämmel“. Assoziationen zu
Spieluhren, Windspielen oder Klangschalen aus Metall werden bei den ersten Tönen
dieses Stückes bei mir wach. Da klappert, rattert und flirrt es durch den
Raum und steigert sich dann in eine Kakophonie aus einer Unmenge an Klängen,
die sich dann nach etwa drei Minuten langsam auflösen und erste Harmonien
sichtbar werden lassen. Das Stück wirkt aber äußerst befremdlich und erst
nach mehr als sechs Minuten kommt ein Sequenzer zum Einsatz, der nun ein
wenig mehr Harmonie in das Stück bringt. Trotz dieser Klangvielfalt und des
geordneten Chaos vermag es Frank ein eindringliches Stück Musik zu
produzieren. Das ist allerdings kein einfacher Stoff und dieser muss sich
erst erarbeitet werden. Mit
seinen 46 Minuten ist das Stück „Mautzemacher“ das Kernstück des
Albums. Es beginnt wieder mit recht eigenwilligen Klängen und Samples. Nach
einigen Momenten hat man das Gefühl in einem Kellerraum zu stehen, bei dem
eine Wasserleitung leckt und stetig tropfend ihr Wasser auf dem blanken
Boden verteilt. Darauf setzt Frank zunächst recht düstere Klänge und
Soundeffekte. Perkussiv wird es dann ab Minute Vier. Ab jetzt schichtet
Frank zahlreiche Klänge übereinander, die einen rhythmischen Klanggarten
darstellen in dem von allen Seiten die unterschiedlichen Töne und Muster
auf den Hörer hernieder prasseln. So nach etwa sechs Minuten werden
Rhythmus und Sound hypnotisch. Frank schafft es dabei eine Musik zu
entwickeln, die in dieser Form ungehört und nicht beschreibbar ist. Über
die volle Länge von 46 Minuten lässt er den Hörer nicht mehr aus dieser
perkussiven Umklammerung los. Das ist ebenfalls nicht ganz leicht zu
konsumieren. Im
abschließenden „Schluri“ geht Hagen von Bergen dann wieder etwas
harmonischer vor, auch wenn die Zusammensetzung der Klänge wieder außergewöhnlich
ist. Die Rhythmik behält er bei, hat aber darüber hinaus in diesem Stück
einen houseartigen, loungigen Ansatz. Dieses Stück geht dann auch wieder
wesentlich leichter ins Ohr. Wer
mal wieder Musik jenseits der gewohnten Hörformen erforschen möchte, die
darüber hinaus sehr rhythmisch und perkussiv ist, der sollte sich das neue
Werk von Hagen von Bergen mit dem Titel „Ei Allemol“ zu Gemüte führen.
Es ist eine unbeschreibliche Entdeckungsreise in einen bisher unerforschten
Klangkosmos. Stephan Schelle, November 2014 |
||||