Anfang des Jahres hatte Hagen von Bergen das Album „Vom Winde verwöhnt“ unter seinem Pseudonym Hargest Darken herausgebracht, bei dem er versuchte teilweise seine Eindrücke und Erlebnisse kurz vor der Vollnarkose und unter Drogen in der Intensivstation bei einer Herzoperation. musikalisch umzusetzen, da legt er auch schon mit „6 Sells“ ein weiteres Album unter seinem Namen nach.

Ins Album startet Hagen mit dem 13:18minütigen Stück „Crossed Legs (Sahara knows Mix)“. Hier geht es ganz schön rhythmisch zu, denn nach wenigen Momenten hat Hagen hier einen unwiderstehlichen Beat entfacht, der als Grundlage für diesen Titel agiert. Das nimmt schon tanzbare Ausmaße an. Flirrende Synthies, Percussion, Harmoniebögen und Stimmsamples mischt er dann noch hinzu. Nach einigen Minuten kommen andere Elemente/Sounds auf, die neben dem Rhythmus einen hypnotischen Sog erzeugen. Der Track entwickelt sich durch sich langsam verändernde Strukturen und Sounds, bis am Ende afrikanische Stammesgesänge den Track beschließen.

Der nächste Track, das 20:54minütige „Ciugarettes&Secrets After SEX“ beginnt gleich mit einem treibenden, tanzbaren Rhythmus. Stimmsamples kommen auch hier auf, die zunächst nach ethnischen Völkern klingen, dann aber zu einem futuristischen Klang mutieren. In diesem Track verändert Hagen Rhythmus und Klanggebilde. Nach vier Minuten wird es gar poppig/technoid um nach nicht ganz zwei Minuten wieder in einen anderen Part überzugehen. Das klingt alles wie ein Mix aus verschiedenen Tracks, den ein DJ erstellt hat. Ein hypnotischer Mahlstrom, in den uns Hagen hineinreißt.

Weiter geht es mit dem 15:18minütigen „Pay Paul“ (was für ein Wortspiel). Es beginnt mit einer Ansage wie bei einer U-Bahn und geht mit Sounds weiter, die sich anhören, als würde jemand versuchen mit einem Schlüssel eine Kette zu öffnen. Dann setzt nach 1:11 Minuten ein treibender, perkussiver Beat ein und entwickelt den nächsten hypnotischen Sog. Nach etwa viereinhalb Minuten wird es dann etwas ruhiger, mit leicht mediterranen Klängen. Rhythmus und die mediterranen Klänge vermischen sich dann gut eine Minute später.

Technoid und industrial wirkt der Beat, der zu Beginn des 16minütigen „Wicked“ aufkommt. Nach etwa einer Minute kommen eine Art Gesang sowie leichte Synthiestimmen im Hintergrund auf. Nach gut zwei Minuten wir dies durch einen fett groovender Beat erweitert und vertreibt zunächst den Gesang. Einige Sounds wirken dabei wie aus einem Computerspiel.

Der letzte Titel des Albums ist das 13:46minütige „Naked in the Bathroom (Kalles Problem Chill Out Mix)“. Es beginnt mit einem kurzen Text wie aus einem Lautsprecher und düsteren Synthies. Nach einigen Momenten kommt ein unterkühlter Rhythmus auf, der von ebenso kühlen Synthiesounds begleitet wird. Ein recht mysteriöser und experimenteller Track, den Hagen da ans Ende gestellt hat.

Wem die Musik von Hargest Darkens letztem Album zu düster war, der kann mit „6 Sells“ von Hagen von Bergen aufatmen, denn hier geht er wesentlich harmonischer und rhythmischer zu Werke. Die ersten vier Tracks erzeugen eine wahre Sogwirkung.