Glenn – Electronic Secret
 

Glenn – Electronic Secret
Eigenvertrieb / www.ghmain.no (2008)
(10 Stücke, 48:52 Minuten Spielzeit)

Aus Norwegen stammt der Elektronikmusiker Glenn Main Henriksen, der seine ersten Alben unter dem Pseudonym, Glenn herausgebracht hat. Den ersten Kontakt zu Glenn’s Musik hatte ich auf dem Electronic Circus Festival 2011 in Gütersloh, bei dem er als Opener das Festival bestritt. Wenn man Glenn’s Musik hört, dann liegt es nahe ihn als nordischen Jean Michel Jarre zu bezeichnen, denn seine Musik ist stark vom Stil des großen Franzosen beeinflusst.

Wie Jarre, so hat Glenn die Stücke seines Debütalbums „Electronic Secret“, das im Jahr 2008 erschienen ist, der Einfachheit halber als Parts bezeichnet.

 


Auf der CD finden sich so die Stücke „Electronic Secret“ von „Part 1“ bis „Part 8“. Aus dem kargen Booklet sind leider nicht viele Informationen zu bekommen. Bei dem Konzert, das Glenn in 2008 in Norwegen gab, kann man aber seine Tochter Iselin Main sehen, wie sie an den Keyboards agiert. Ob sie auch auf dem Album mitgewirkt hat, ist indes nicht zu erkennen.

Glenn’s Stücke sind rhythmisch und melodisch zugleich. Sie klingen wie Jarre-Stücke der Phasen zwischen „Oxygene“ und „Chronologie“. Wenn man es nicht genau wüsste, so wäre man geneigt zu meinen, dass man hier verschollene Stücke von Jean Michel Jarre hören würde, so perfekt intoniert Glenn bei den einzelnen Tracks diesen Stil. Auch wenn viele jetzt der Auffassung sind, das hier ein Jarre-Clon am Werk ist, so sei ihnen gesagt, dass dies bisher keiner so perfekt hinbekommen hat wie Glenn dies macht.

Nach dem rhythmischen „Part 1“ geht es in „Part 2“ recht sanft und romantisch zu. Eine Nummer die einfach so mit unglaublicher Leichtigkeit durch den Raum schwebt. Was soll ich jetzt Vergleiche zu irgendwelchen Tracks von Jarre ziehen. So gut wie alle Stücke klingen so bekannt und so vertraut und doch haben sie neue Melodielinien zu bieten. Die Sounds kennt man von zahlreichen Jarre-Werken und man ist an der ein oder anderen Stelle geneigt von Coverversionen zu sprechen, doch ich finde Glenn hat das so perfekt hinbekommen, wie ich es von keinem zweiten gehört habe. Und wenn ich ehrlich bin, dann ist mir dieser nostalgische Trip in die Analen von Jean Michel Jarre durch einen anderen Musiker tausendmal lieber als die missglückte Version des Meisters sich mit modernen Stilen in Produktionen wie „Teo & Tea“ neu zu erfinden.

„Part 3“ ist ein hymnischer Track, der förmlich nach Chorgesang schreit. Dem steht ein mit stampfendem Beat unterlegter „Part 4“ gegenüber. In „Part 5“ kommt dann erstmals eine Spur eigenes Soundfeeling auf, das nicht ganz so stark am Franzosen verhaftet ist. „Part 6“ ist ein fesselndes Stück, das durch seinen Rhythmus besticht. Ein toller Track, der zwar Jarre als Vorbild nicht verleugnen kann, aber eine eigene Handschrift aufweist. Ähnliches vollzieht Glenn in „Part 7“, bei dem zunächst eine Pianolinie im Vordergrund steht und später durch herrliche Synthies abgelöst wird.

„Part 8“ ist eine atmosphärische Nummer mit weiten Klangflächen. Die sorgt bei mir für Gänsehautfeeling. In „Part 9“ wird es dann wieder rhythmischer und schon fast tanzbar. Ähnlich zeigt sich der abschließende „Part 10“. Wirken die ersten Stücke noch wie Remixe von Jarre-Titeln, so schwimmt sich Glenn im Verlauf des Albums immer mehr frei, ohne das Vorbild zu unterdrücken. In den Stücken der zweiten Hälfte sind aber deutliche eigene Akzente zu erkennen.

Auch wenn sich Glenn sehr Nahe am Stil des übergroßen Jean Michel Jarre angelehnt hat und teilweise als Jarre-Clon gelten könnte, so hat er doch einen perfekten Sound mit mitreißenden Melodien erstellt. Jarre-Fans werden begeistert sein und auch alle anderen Freunde der elektronischen Musik werden diese Musik sehr mögen, denn sie kommt – vor allem nachdem ich Glenn auf der Bühne gesehen und ihn auch persönlich kennen lernen durfte – ehrlich und authentisch rüber. Ein klasse Einstieg in den Musikkosmos von Glenn.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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