Gleisberg – Symphonic Arts
 

Gleisberg – Symphonic Arts
Prudence / Rough Trade (2012)
(10 Stücke, 41:25 Minuten Spielzeit)

Der Name Rüdiger Gleisberg sollte Fans der Elektronikszene ein Begriff sein, hat er doch in der Vergangenheit durch beachtenswerte Soloveröffentlichungen und Kollaborationen von sich Reden gemacht. Sein letztes Soloprojekt liegt mehr als 10 Jahre zurück, denn „Fragile Fairytales“ wurde bereits im Jahr 2001 veröffentlicht. Rüdiger war in der Zwischenzeit aber nicht untätig, denn neben Projekten mit anderen Musikern hat er Auftragskompositionen unter anderem für Theaterproduktionen ausgeführt. Diese Entwicklung ist sicherlich auch auf seinen sehr klassischen und symphonischen Stil zurückzuführen.

 


Das neue Album trägt den Titel „Symphonic Arts“ und weist schon darauf hin, dass es sehr symphonisch und klassisch auf dem Album zugeht. Allerdings hatte ich vermutet, dass uns Rüdiger wieder mit herrlichen Sounds am Keyboard bzw. Synthesizer verwöhnen würde. Weit gefehlt, denn er hat dieses Mal mit einem Teil des National Philharmonic Chamber Orchestra Odessa gearbeitet. Auch wenn auf der CD „nur“ ein Symphonieorchester zu hören ist, so ist die Musik nicht minder spannend und hochinteressant für Fans der elektronischen Musik. Das liegt daran, dass Rüder es mit seinen Kompositionen geschafft hat durch wunderschöne Melodien eine bezaubernde Atmosphäre zu schaffen.

Sehr schön hat es Ludmilla Karetzkaja, 1. Cellistin des Philharmonic Chamber Orchestra Of Odessa nach den Aufnahmen zu dem Album gesagt. Sie meinte: „Das Einspielen dieser Stücke war für mich eine absolut neue, interessante Erfahrung. Nie hätte ich gedacht, dass zeitgenössische Musik aus Deutschland so bewegend, so emotional sein kann. Ich fühle mich geehrt, dass ich beim Entstehen dieser Aufnahme mitwirken durfte.“

„Symphonic Arts“ ist in zehn Stücke unterteilt, die mit „Part I“ und „Part X“ betitelt sind und Laufzeiten zwischen 2:45 und 5:30 Minuten aufweisen. In diese Stücke hat Rüdiger eine Menge an Emotionen und bewegenden Melodien eingebracht. Beim Hören entwickelt sich sofort eine wohlige Stimmung, bei der imaginäre Filme vor dem geistigen Auge ablaufen. Hier zeigt sich auch die Klasse von Gleisberg, der meines Erachtens in keinster Weise den Hollywoodkomponisten nachsteht. Qualitativ bewegt er sich auf ähnlich hohem Niveau.

Mit herrlichen Streichern beginnt „Part 1“, ein zunächst sehr fröhliches klassisches Instrumental, das aber auch einige unter die Haut gehende melancholische Strecken enthält. Auch spielt Gleisberg in diesem Track mit sehr voluminösen, hymnischen Elementen und wechselt zwischen leisen und zarten Tönen sowie kraftvollen, Raum einnehmenden Passagen. Automatisch weckt diese Musik bei mir die Erinnerungen an die „Herr der Ringe“-Verfilmungen.

In „Part 3“ kommt dann auch noch eine Note von Folklore bzw. mittelalterlichen Klängen hinzu, was den Soundtrackcharakter noch unterstützt. Die Wechsel von hymnischen zu zarten, verträumten und melancholischen Passagen sind auch in den anderen Stücken auszumachen. Die Musik schiebt sich bei jedem neuen Track förmlich unter die Haut und man kann seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen.

Mit „Symphonic Arts“ hat Rüdiger Gleisberg dieses Mal ein rein symphonisches Werk herausgebracht, das zeitgenössische Musik in einem hymnischen und zugleich sehr emotionalen Gewand präsentiert. Die Musik begeistert nicht nur die Klassikfreunde unter uns, sondern ist durch ihre wunderbaren Melodien auch für alle Freunde guter Musik geeignet. Wer also Elektronikmusik erwartet hat, der sollte jetzt nicht zurückschrecken sondern unbedingt in das Werk hineinhören. Es lohnt sich, denn diese CD kann ich sehr empfehlen.

Stephan Schelle, Januar 2012

 
   

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