Gert Emmens – The Nearest Faraway Place Vol. 3
 

Gert Emmens – The Nearest Faraway Place Vol. 3
Groove Unlimited (2010)
(8 Stücke, 76:48 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2008 erschien „The Nearest Faraway Place Vol. 1“, das aus einem Livemitschnitt von Gert Emmens Konzert im Oberhausener Gasometer bestand. Ein Jahr später folgte dann „Vol. 2“ und Gert erklärte, das dies sein Abschied von der Elektronikmusik sei und er fortan in einer Rockband Musik machen wolle. Ganz überrascht war ich dann allerdings, als ich beim E-Day am 22.05.2010 Gert mit einem Stand sah und er seine neue SoloCD mit dem Titel „The Nearest Faraway Place Vol. 3“ präsentierte.

Zum Glück hat Gert der Elektronikmusik nicht den Rücken gekehrt, sonst wären diese tollen melodischen und rhythmischen Elektroniksounds, die ich bei seiner Musik so liebe, nicht erschienen.

 


Gert knüpft nahtlos an seinen zweiten Tel an, obwohl man das bei Elektronikmusik ja immer schlecht sagen kann, da sich die Alben eines Künstlers, der einen eigenen Stil hat, ja immer ähneln. Aber Gert besitzt das Gefühl herrliche Sounds zu erstellen, in die man sich sofort fallen lassen kann und so geht es mir auch bei seiner aktuellen CD.

Sieben der Stücke des Albums tragen die Titel „Part 15“ bis „Part 21“, der letzte Track den Titel „Conclusion“ und weisen Laufzeiten zwischen 3:23 und 12:43 auf. Allerdings sprengen satte sechs Stücke die Zehn-Minuten-Marke.

Gleich der Opener „Part 15“ bietet solch tolle Harmonielinien und Melodiebögen, dass ich am liebsten in die Boxen springen möchte. Das ist Gert at it’s best. In „Part 16“ klingen einige Sounds durch, die an Jean Michel Jarre erinnern. Als Gast agiert hier Jan Dieterich an der E-Gitarre und gibt dem Stück mit einem sehr schönen Solo die richtige Würze und verleiht dem Track noch mehr Volumen. Das passt ganz hervorragend zusammen und sollte von Gert öfter mal eingesetzt werden.

Im „Part 17“ zieht Gert dann den Sequenzerrhythmus ordentlich an, so wie man es von ihm streckenweise kennt. Darauf legt er eine unwiderstehliche Melodie. Das ist wieder so ein Stück zum dahinschweben und abdriften. Toll!!!

„Part 18“ beginnt mit einer Straßenszene. Am Anfang hören wir vorbeifahrende Autos, Menschen sprechen miteinander und eine Turmglocke läutet. Dann erklingt eine sehnsuchtsvolle Harmonielinie aus den Keyboards und Synthies. Flächen schweben durch den Raum und bilden ein sehr erhabenes Klanggemälde. Nach etwas mehr als drei Minuten starten aber die Sequenzer und es wird rhythmischer und auch melodischer. Auch dieses Stück wird von Jan’s atmosphärisch rockiger E-Gitarre verfeinert. Ein tolles Stück, sobald er mit seinem Solo einsetzt. Es bekommt dadurch einen leicht rockigen Anstrich, ohne Gert’s Flair zu übertönen.

Während der Beginn von „Part 19“ noch recht verträumt und erhaben klingt, legt Gert nach gut fünf Minuten eine Schippe drauf. Die verträumten Harmonien müssen nun einem Rhythmus weichen, der fortan den Ton angibt. Wie ein Zug schreitet dieser Track voran. Auch „Part 20“ ist zweigeteilt und hat zunächst ruhige Töne, im zweiten Teil aber einen mitreißenden Sequenzerrhythmus zu bieten. Vor allem dieser zweite Teil ist wieder so ein Knaller, der alles hat, was man sich von Gert erhofft.

„Part 21“ ist ein 3:23minütiger Track, bei dem auf Synthieflächen einige mit Vocoder verfremdete Sätze gesprochen werden. Atmosphärisch, aber nicht wirklich spannend. Abgeschlossen wird die CD dann mit einem Appetithappen auf die CD „Peregrination“ von Cadenced Haven, auf der Gert ebenfalls mitgewirkt hat. Es handelt sich um einen ambienten, sphärischen und fast schon epischen Track, der die typische Handschrift von Gert trägt (er hat den Track auch mitgeschrieben).

Mit „The Nearest Faraway Place Vol. 3“ hat Gert Emmens gezeigt, dass er aus der Elektronikszene nicht wegzudenken ist. Wer seine bisherigen Alben mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, August 2010

 
   

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