Gert Emmens – ELEKTRA – 25th Anniversary Edition Der niederländische Elektronikmusiker Gert Emmens hatte im August 2023 ein neues Soloalbum fertig gestellt, das in 2025 herauskommen soll. Darüber hinaus lag das gemeinsame Projekt mit Ruud Heij auf Eis. Da er aber weiter Musik machen wollte, beschloss er sich das 1999’er Album „Elektra“ vorzunehmen und nur aus Spaß den ersten Part zu spielen und noch mal aufzunehmen. Er musste feststellen, dass es keine archivierten DAW-Audiodateien oder Projekte von „Elektra“ mehr gab, also ging es darum, die Musik anzuhören, herauszufinden, was genau gespielt wurde, und dann zu versuchen es auf Synthesizern nachzuspielen. |
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Gert
schreibt dazu im Booklet: Warum
Elektra? Elektra war mein erster Versuch, elektronische Musik zu machen
(nach einer EM-Pause von 15 Jahren, in der ich mich mehr auf Fusion und
Progrock konzentriert habe). Mein damaliges Set-up war sehr begrenzt, mit
den Instrumenten, die ich damals hatte, konnte ich nicht genau das
produzieren, was ich wollte. Das führte dazu, dass ich mit dem Ergebnis
nicht zufrieden war und nach der Veröffentlichung habe ich mir die Musik
nie mehr angehört. Die Idee war also eigentlich: wie würde Elektra
klingen, wenn ich es jetzt (also 2023) gespielt und aufgenommen hätte. Gert
fiel auf, dass es 2024 genau 25 her ist, dass „Elektra“ erschienen ist.
Damals aber nur auf CDR. Somit kam ihm die Idee zu dieser Jubiläumsausgabe,
die neben den vier Originalstücken sowie einem Track aus 1996, die Gert neu
eingespielt hat, auch mit „Elektra 2024“ einen neuen Track im gleichen
Stil als Bonus enthält. Erschienen ist das Album mit neuem Cover am
19.10.2024. Eröffnet
wird die CD mit dem 0:35minütigen Intro „Welcome To Elektra“, bei dem
ein anschwellender Ton und auch eine vom Computer verfremdete Stimme zu hören
sind. Darauf folgt das 10:54minütige „Elektra Part 1“. Sphärische Klänge
eröffnen den Track. Nach wenigen Momenten kommt eine Computerstimme auf,
die an Kraftwerk erinnert und die einen kurzen Text spricht. Dann setzen flächige
Sounds ein, die zunächst noch recht futuristisch anmuten und dann in
Harmonien mit perlenden Klangfolgen übergeleitet werden. Das ist der
Startschuss für einen hinreißenden Track der sowohl von einer schönen
Melodie wie auch von rhythmischen Elementen getragen wird. Sobald der
Leadsynthesizer einsetzt stellt sich gleich eine Gänsehaut ein. Zum Ende
hin wird es dann, durch einen Rhythmus wie von einer schnell fahrenden
Dampflok, recht rockig. „Elektra
Part 2“ bringt es dann auf 33 Minuten Spielzeit. Auch hier startet Gert
spacig, was sich aber schnell in einen Part mit Mönchsgesängen wandelt,
die von sanften Flächen ummantelt werden. Nach etwas mehr als zwei Minuten
startet dann ein unwiderstehlicher Sequenzerrhythmus auf den Gert dann eine
herrliche Melodielinie setzt. Einige Rhythmusmuster, die er verwendet,
erinnern dabei auch an Jean Michel Jarre. Das sind aber nur vage Ähnlichkeiten.
Der Longtrack ändert im Verlauf dann auch seine Struktur, so dass Gert
Melodien und Rhythmen verändert. Teilweise hat er gar einen pumpenden,
technoartigen Beat eingefügt. „Elektra
Part 3“ bringt es dann auch auf stattliche 10:44 Minuten Spielzeit. Gert lässt
die Synthesizer zu Beginn dieses Stückes zirpen und setzt dann mit einer
sehr schönen Melodielinie ein. Die ist zunächst noch recht ruhig, wird
dann aber nach einigen Momenten von einem treibenden Sequenzerrhythmus
untermauert. In diesem Stück spielt Emmens dann auch mit der Dynamik. Das
9:51minütige „The Sign Of The Sentinerl (extended)“ stammt aus dem Jahr
1996, wo es im Original noch auf 6:18 Minuten Laufzeit kam. Das
variantenreiche Stück fügt sich perfekt in die „Elektra“-Tracks ein.
Kein Wunder, ist es doch ebenfalls Mitte der 90’er Jahre entstanden. Auch
dieses Stück glänzt durch seinen melodischen Ansatz und dem treibenden
Rhythmus. Das
Gleiche gilt dann auch für den erst im Jahr 2024 entstandenen 12:12minütigen
Track „Elektra 2024“. Stilistisch passt das Stück gut zu den älteren
Stücken, zeigt sich aber wesentlich ruhiger und sphärischer. Gert
Emmens hat erst auf seinem 2003’er Album „Wanderer Of Time“ den Stil
gefunden, den er versuchte zu produzieren und der im Umfeld der „Berliner
Schule“ angelegt sein sollte. Auf der Neuinterpretation von „Elektra“
zeigt sich aber schon sein typischer Stil, der aber auch teilweise
rhythmischer ausfällt. Wer die sehr melodiöse Musik von Gert Emmens mag,
der kann und sollte bei dieser Neuinterpretation unbedingt zugreifen, denn
auch dieses „Frühwerk“ besitzt dieses magische Flair, was Gert Emmens
Musik ausmacht. Stephan Schelle, Dezember 2024 |
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