Gert Emmens – City Never Sleeps
Groove Unlimited (2023)

(
16 Stück, 69:42 Minuten Spielzeit)

Das neueste Werk des niederländischen Elektronikmusikers Gert Emmens trägt den Titel „City Never Sleeps“ und ist mit „Original Motion Picture Soundtrack“ überschrieben. Auch der Zusatz: „music composed, arranged and performed by gert emmens“ assoziiert, dass es sich bei dem Album tatsächlich um einen Filmsoundtrack handelt. Auf der Internetseite von Groove Unlimited ist aber zu lesen: „Gert hat eine epische Filmmusik gemacht, die nur noch einen Film braucht, um sie zu vervollständigen.“

 

 


Die CD erscheint in einem Jewelcase mit vierseitigem Booklet. Dort sind Bilder abgedruckt, die einen einsamen jungen Mann vor einer nächtlichen Großstadtkulisse zeigen. Im Booklet ist dazu zu lesen: In „City Never Sleeps“ geht es um einen Jungen vom Land, der in eine große Stadt zieht, nachdem er dort den Job seiner Träume bekommen hat. Doch das Leben in der Stadt verläuft ganz anders, als er es sich vorgestellt hat ...

Gert Emmens ist eigentlich bekannt für seine längeren Stücke. Auf „City Never Sleeps“ finden sich dieses Mal 16 Stücke mit Laufzeiten von 1:53 bis 7:35 Minuten Spielzeit. Darunter finden sich dann auch noch ein „Main Theme“ in der Long- und in der Short-Version sowie ein Titel mit der Bezeichnung „End Credits“ am Ende der CD. Das zeigt, dass Gert hier einen imaginären Film vertont hat.

Gestartet wird mit dem 4:18minütigen „Main Theme (long version)“. Mit Geräuschen von einer befahrenen Straße im Regen (mit Donner) beginnt dieser Opener recht symphonisch mit sanften Flächensounds in die sich nach etwa zwei Minuten eine Pianopassage hinzugesellt und sich nach gut drei Minuten in einen melodischen Synthesizertrack mit typischem Emmens-Flair verwandelt. Dies stellt eine perfekte Einleitung in den imaginären Soundtrack dar. Eine Shortversion dieses Tracks hat Gert Emmens dann mit einer Spielzeit von 2:31 Minuten als vorletzten Titel auf die CD gestellt.

Weiter geht es mit dem 4:44minütigen „Getting In Touch With Yourself“, das gleich den typischen Emmens-Sound mit symphonischen Flächen verbindet. Ohne große Umschweife produziert Gert hier sehr harmonische, eingängige Melodiebögen, die man sich gut in einem Film vorstellen kann. Das 3:44minütige „Dad’s Funeral“ kommt dann recht episch mit einem Schuss Melancholie rüber. Danach kommt der erste Part des Titelstücks „City Never Sleeps - Part 1“. Der Beginn des 5:18minütigen Stückes wirkt recht mystisch und leicht dunkel, dann kommt nach einer halben Minute eine erste Harmoniefolge auf und wird nach einer Minute um einen Sequenzerrhythmus ergänzt. Das hat Volumen und zugleich etwas sehnsuchtsvolles. Ein klasse Track, der das Großstadtgefühl sehr gut widerspiegelt.

Das 3:30minütige „Surrender To Loneliness“ wird dann von einer herrlichen Pianoharmonie mit Synthesizerunterboden bestimmt, um sich dann nach einer Minute in einen sehr eingängigen Track zu verwandeln. „Back To Work“ ist dagegen ein flotter Track, bei dem die Flächen und die Melodie um die rhythmischen Sequenzen tanzen. Aufnahmen von Stimmen auf einer Straße führen dann in den 3:27minütigen Track „Alone In A City Full Of Strangers“. Die melancholische Pianomelodie drückt sehr gut die Einsamkeit des Protagonisten in der fremden Stadt aus. Das sind einige Beispiele für die Stücke des neuen Albums.

Gert Emmens hat sich dieses Mal auf kürzere Stücke fokussiert und kommt so schneller auf den Punkt. Dabei sind ihm sehr atmosphärisch dichte Stücke gelungen, die in der Tat wie der Soundtrack zu einem Film über eine Person, die sich in einer Großstadt verloren fühlt, wirken. Gerts Stil ist dabei aber unverkennbar herauszuhören. „City Never Sleeps“ ist ein sehr schönes Instrumentalalbum, bei deren Genuss imaginäre Bilder im Kopf entstehen.

Stephan Schelle, Februar 2024

 
   

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