Gandalf – Echoes From Ancient Dreams
 

Gandalf – Echoes From Ancient Dreams
BSC / Prudence (1995 / 2008)
(9 Stücke, 55:38 Minuten Spielzeit)

Der Österreicher Gandalf (aka Heinz Strobl) veröffentlicht seit 1980 Elektronik bzw. Instrumentalmusik. Vor einigen Jahren ist er zum Label BSC/Prudence gewechselt, wo er neben Neuveröffentlichungen auch in regelmäßigen Abständen seine älteren Alben neu herausbringt. Eine dieser Neuveröffentlichungen ist „Echoes From Ancient Dreams“, welche im Jahr 1995 erstmals herausgekommen ist und die mittlerweile fünfte Veröffentlichung bei BSC/Prudence darstellt.

 


Gandalf hat sich seit Jahren durch seine Kombination von elektronischen und akustischen Instrumenten einen Namen im Musikbusiness geschaffen, der ihm unter anderem auch schon eine Zusammenarbeit mit dem Gitarrenvirtuosen Steve Hackett (bekannt von seiner Zugehörigkeit zur Prog-Legende Genesis und seinen Soloprojekten) einbrachte.

Die aktuelle Wiederveröffentlichung, die im Mai 2008 erscheint, enthält alle neun Stücke des Originalalbums. Das heißt allerdings auch, dass Bonusstücke nicht auf der CD zu finden sind. Sie wird in einem sechsseitigen Digipack mit komplett neuem Design und Cover ausgeliefert.

Gandalf lässt sich bei seinen Kompositionen von Landschaften, der Natur, der Kunst und von Mythologien beeinflussen. Durch den Einsatz von elektronischen Geräten und akustischen Instrumenten wie z. B. Gitarren (auch E-Gitarre), Sitar, Saz, Bouzuki, Klavier, Glocken und diversen Perkussionsinstrumenten sowie seiner einzigartigen Kompositionsfähigkeit, schafft er Klanglandschaften voller Harmonie, die nie ins kitschige abdriften. Vielmehr gelingt ihm, seine Akkorden und Harmonien so zu setzen, dass sie zwischen den Stilrichtungen von New Age, traditioneller Elektronik, Worldmusik und harmonisch, orchestralem Rock ausgewogen pendeln.

Und genau das findet sich auch auf „Echoes From Ancient Dreams“ wieder. Das Titelstück, das in zwei Parts unterteilt ist und sieben weitere Stücke einrahmt, bildet den Kern des Albums. Herrliche Flächen und sehnsuchtsvolle Harmonien, wie in Vangelis „Blade Runner“ sowie eine einfühlsame Melodie, die einen etwas fernöstlichen Touch besitzt, sind die Hauptbestandteile des ersten Parts. Das ist keine reine esoterische New Age-Musik, sondern besitzt darüber hinaus eine faszinierende orchestrale und durch die E-Gitarre hervorgerufene leicht klassische, progigge, rockorientierte Note.

Pianobetont, unterlegt mit Streichern geht es im zweiten Track „The Inner Flame“ weiter. Fast Soundtrackartig wirkt zunächst das mehr als achtminütige „A Flower In The Desert“, das sanft, wie ein gemächlicher Kamelritt durch die sengende Wüstensonne, dahingleitet. Und doch hat es eine unglaubliche Leichtigkeit. Mit Sitarklängen sorgt Gandalf dann bei „Heartbeat Of The Universe“ für Worldmusikfeeling. Dabei durchdringen seine Melodien, die auch folkloristische Farbtupfer aufweisen, das Gehirn bis zum Stamm, um es wohlig einzubetten.

Mit „Cloudshadows“ und „So Close – So Far“ kommen als nächstes zwei kurze, knapp über drei bzw. zwei Minuten lange Stücke an die Reihe. „Cloudshadows“ ist rhythmisch, aber recht monoton mit Flächen aus E-Gitarre und Synthie. „So Close – So Far“ ist eine sanfte, von Piano und Keyboard bestimmte Klangmalerei, deren Melodie sich auch unter die Haut schiebt.

„The Magic Of Spring“ wird durch Akustikgitarre und Perkussion in eine Art mittelalterliche Stimmung gehoben, während „Shine On Full Moon“ Synthiechöre wie von Enya-Produktionen bietet. Diese Chöre und Flächen klingen sehr melancholisch. Durch zirpende Grillen (oder etwas ähnlichem) wird darüber hinaus eine abendliche Stimmung gezaubert. Den Abschluss stellt dann der zweite Part des Titelstücks dar, bei dem wieder Progelemente durch E-Gitarre und Perkussionsinstrumente aus aller Welt zum Einsatz kommen. Irgendwo zwischen asiatischem und orientalischem Flair bewegt sich das Stück. Dabei spielt Gandalf eine E-Gitarre, die sich irgendwo zwischen Steve Hackett und Mike Oldfield bewegt.

Mit „Echoes From Ancient Dreams“ hat BSC/Prudence ein wirklich sehr schönes Gandalf-Album neu herausgebracht, auf dem Gandalf seine kompletten musikalischen Fähigkeiten beweist. Wer schon mal das Vergnügen hatte, ihn live zu sehen, der weiß, dass hier ein absoluter Profimusiker mit einem unglaublichen Sound- und Rhythmusgefühl am Werk ist. Das, was sich auf der CD anhört, als sei es von mehreren Musikern oder sogar einem Orchester eingespielt, hat Gandalf allein bewältigt. Dabei werden neben den New Age Elementen vor allem klassische und Progorientierte Parts in die Musik eingewoben, so dass etwas ganz spezielles entsteht. Darüber hinaus wirkt die CD durch die nahtlosen Übergänge der Stücke und die sehr kompakte Musik wie eine Einheit. Die CD ist all denen zu empfehlen, die gute Instrumentalmusik mögen. Auch wenn man elektronische Geräte raushört, ist hier viel Hand gemacht. Ein tolles Album.

Stephan Schelle, Juni 2008

 
   

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