Fryderyk Jona – Outer Lands
 

Fryderyk Jona – Outer Lands
Synthmusic / Eigenvertrieb (2016)

(
3 Stücke, 64:54 Minuten Spielzeit)

Kurz vor dem Jahreswechsel veröffentlicht Fryderyk Jona noch schnell sein sechstes Elektronikalbum mit dem Titel „Outer Lands“. Sowohl vom Stil wie auch vom Rhythmus seiner Veröffentlichungen tritt Fryderyk in die Fußstapfen von Klaus Schulze. Und wenn man sich seine bisherigen sechs Veröffentlichungen anhört, dann zeigt sich, dass er definitiv der Nachfolger dieses großen Musikers ist. Genau wie Schulze schafft es Jona Musik einzuspielen, die faszinierend und fesselnd ist.

 

 


Seit langer Zeit hatte Fryderyk Jona den Wunsch Musik mit Gesang aufzunehmen. Diesen Wunsch hat er sich mit der Sängerin Alina Godunov erfüllt, die er durch einen Clip im Internet entdeckte, in dem sie ein russisches Lied sang. Er kontaktierte sie und so kam schnell die Zusammenarbeit zustande. Mit Ralf Hübner an der Gitarre hat er sich darüber hinaus noch einen weiteren Musiker für diese Produktion an die Seite gestellt.

Drei Stücke mit Laufzeiten jenseits der 20 Minuten finden sich auf dem Werk. Es beginnt mit dem 23:25minpütigen „Music For Your Eyes“. Der Titel ist gut gewählt, wenn er den Augen Ruhe gönnen will, denn dieses traumhafte, sanfte Stück genießt man am besten mit geschlossenen Augen. Ruhige Flächen ziehen hier zunächst durch den Raum. Durchbrochen werden sie von perlenden und zischenden Synthieklängen. Nach etwa vier Minuten kommen erste Harmoniemuster auf, die an Klaus Schulze’s Musik erinnern und doch klar Jona’s eigene Handschrift tragen. Nach weiteren Momenten gesellt sich langsam ein Rhythmus hinzu und es entwickelt sich eine hypnotische Stimmung. Nach etwa sechs Minuten kommt dann Alina’s engelsgleiche Stimme zum Einsatz, die aus meiner Sicht hervorragend zu den mystischen Sounds Jona’s passt. Das Stück entwickelt sich langsam immer weiter und bleibt über weite Strecken sehr ruhig und entspannend. Erst zum Ende hin wird der Track rhythmischer und ekstatischer.

Das 21:25minütige „Drift Away With Love In The Galaxies“, was für ein Titel, bestimmt den Mittelteil der CD. Auch hier startet Jona mit ruhigen, in diesem Fall sehr spacigen Synthiesounds. Nach etwas mehr als drei Minuten entwickelt sich ein unwiderstehlicher, melodischer Part, der sofort gefangen nimmt. Jona führt hier Schulze’s Sound, den er bei „Duisburg Online“ spielte, auf seine eigene Weise weiter. Wer diese Phase Schulze’s mag, der wird auch mit diesem Track seine helle Freude haben. Ab der Mitte sorgt Ralf Hübner an der E-Gitarre für weitere Akzente. Ein klasse Track.

Den Abschluss bildet dann das 20:04minütige Titelstück. Noch ruhiger geht es zu Beginn von „Outer Lands“ zu. Mystische Sounds sorgen in den ersten drei Minuten für eine gewisse Spannung. Dann setzt der Sequenzer ein und Jona spielt wieder in unwiderstehlicher Art und Weise. Traumwandlerisch zieht er an seinem Instrumentarium die Fäden, versetzt den Hörer in Trance. Zur Mitte hin kommt dann Ralf Hübner erneut an der E-Gitarre zum Zuge um dem Stück eine leicht rockige Note zu verleihen.

Fryderyk Jona hat die drei Stücke perfekt miteinander verbunden, so dass das Album sehr kompakt wirkt, wie ein einziger gut 65minütiger Track. Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Das Inlay der CD ist äußerst unglücklich gestaltet, da die weiße bzw. graue Schrift auf dem Muster nicht wirklich zu entziffern ist. Für die älteren Semester, wie mich, wird es umso schwerer, da selbst die Lesebrille nicht viel bewirken kann. So gehen leider einige Infos verloren.

Auch das sechste Album von Fryderyk Jona besticht durch wunderbare Harmonien und Melodien, die dieses Mal noch durch die Gesangsstimme von Alina Godunov sowie der E-Gitarre von Ralf Hübner verziert werden und der Musik eine besondere Note verleihen. Für mich ist Fryderyk Jona der Hoffnungsträger der elektronischen Musik, denn seine Veröffentlichungen sind von hoher Qualität und Leichtigkeit. Musikalisch liegt er ganz nahe im Bereich von Klaus Schulze, dessen Stil er weiterentwickelt. Hohe Empfehlungsstufe!

Stephan Schelle, Januar 2017

 
   

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