Fratoroler - Landscapes
 

Fratoroler - Landscapes
SynGate Records (2022)
(5 Stücke, 75:28 Minuten Spielzeit)

Fratoroler, das sind Thomas Köhler und Frank Rothe, die beide die Musik an Synthesizer und Sequenzer eingespielt haben. „Landscapes“, das Ende 2022 erschien, ist nach dem 2020’er „Different“ das mittlerweile neunte Album des Duos. Fünf Longtracks mit Laufzeiten, die alle die Zehn-Minuten-Marke sprengen, finden sich auf der CDR.

 

 


Auf der Internetseite des SynGate-Labels ist zu lesen, dass Fratorolers neues Album „Landscapes“ eine Verbeugung vor einigen der großartigsten Landschaften der Erde ist. Dabei wandelt das Duo wieder im Umfeld der klassischen „Berliner Schule“.

Gestartet wird mit einem Stück, das dem großen Riff in Australien gewidmet ist. Im 17:18minütige „Great Barrier Reef“ erforschen die Beiden zunächst musikalisch die farbenprächtige Unterwasserwelt. Da rauscht und flirrt es auch zu Beginn noch recht surreal um dann nach gut anderthalb Minuten langsam harmonisch und schwebend fortgeführt zu werden. Das Stück entwickelt sich langsam, so, als würde man auf einem Tauchgang mit den unterschiedlichsten Eindrücken konfrontiert. Dabei gehen die Beiden aber immer sehr harmonisch zu Werke. Im weiteren Verlauf kommen dann auch Sequenzerrhythmen auf, die den Track in Richtung „Berliner Schule“ schieben.

Mit dem 16:38minütigen „Yellowstone Park“ geht es dann in den bekannten Nationalpark der USA, der auch zum UNESCO Welterbe zählt. Dort befinden sich auch Geysire. Die ersten Klänge in diesem Stück lassen auch gleich an diese erinnern, denn da zischt es auch schon mal. Dann kommen leicht behäbig wirkende Klänge und Effekte auf, die wie schlagendes Holz oder zirpende Zikaden wirken. Dabei macht sich vor dem geistigen Auge eine Naturlandschaft breit. Nach etwa drei Minuten wird es dann harmonisch und eine Art Melodieline kommt auf. Das wirkt jetzt erhaben. Richtig melodisch, mit „Berliner Schule“-Einschlag wird es dann, sobald nach etwas mehr als sechs Minuten die Sequenzer und Harmonien umeinander tanzen.

„Somewhere In Your Mind“ ist ein zehnminütiges Stück, das nicht einer bestimmten Landschaft gewidmet ist. Hier können die Hörer ihre eigene Phantasie spielen lassen. Zunächst rauschen die Synthies, die nach einigen Momenten dann aber durch einen Sequenzer und Melodiebögen erneut in die „Berliner Schule“ eintreten. Das geht sehr gut ins Ohr und hat auch wieder etwas Erhabenes.

Das 16:17minütige „High Mountain“ entführt uns dann in die hohen Bergregionen. Die Rückseite des Jewelcase hat hier das entsprechende Bild mit einem Bergpanorama in luftiger Höhe zu bieten. Und genau so luftig, mit dahinwehenden Synthklängen präsentiert sich dann auch der Anfang dieses Longtracks. Es ist, als würde man auf den Schwingen eines großen Vogels zwischen den Gipfeln und Felsgraten dahinschweben. Gitarrenähnliche Klänge sorgen dann für weitere Akzente. Auch dieses Stück entwickelt sich langsam und verändert sich stetig. Das ist sehr gut gemacht und bekommt durch die Gitarrenklänge eine ganz besondere Note.

Zum Abschluss des Albums geht es dann mit dem 15:15minütigen „Serengeti“ in den Norden Tansanias. Hier haben Fratoroler den Spirit des afrikanischen Kontinents eingefangen. Die Hitze der Savanne wird schon in den ersten Klängen deutlich. Recht mystisch zeigt sich der Beginn, bis dann langsam eine Melodielinie aufkommt. Ein pulsierender, sich langsam verändernder Sequenzerrhythmus stellt die Grundlage dieses Stückes dar. Einige eingeflochtene Effekte wirken entfernt wie die Laute wilder Tiere.

Köhler und Rothe aka Fratoroler haben sich auf ihrem neuesten Album einigen beeindruckenden und schönen Landschaften auf unserem Planeten gewidmet. Dabei haben sie diese Erdkundestunde in die „Berliner Schule“ gelegt, was sich deutlich an einigen Sounds, Harmoniefolgen und Sequenzerrhythmen zeigt. Und doch bewegt sich das Duo in ihrem eigenen musikalischen Kosmos. Wer auf Sequenzer orientierte Musik steht, der kann hier wieder bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, März 2023

 
   

CD-Kritiken-Menue