Frank van Bogaert – Sounds From Higher Grounds
 

Frank van Bogaert – Sounds From Higher Grounds
Groove Unlimited (2024)
(11 Stück, 53:18 Minuten Spielzeit)

Zwischen den Jahren 1999 und 2006 hat der belgische Musiker und Produzent Frank van Bogaert sechs Soloalben im Bereich der Elektronikmusik veröffentlicht. Darüber hinaus hat er im Jahr 2009 eine Gemeinschaftsproduktion mit dem norwegischen Elektronikmusiker und Gitarristen Erik Wøllo herausgebracht. Danach hat er sich ab 2010 seinem Rockprojekt Fish On Friday gewidmet, bei dem er unter anderem mit Bassist Nick Beggs zusammengearbeitet hat. Das letzte Album der Band erschien 2023 unter dem Titel „8mm“.

 

 


Im Mai 2024 war dann eine Pause von seinem Projekt Fish On Friday angesagt. In dieser Phase fragte ihn Ron Boots, ob er nicht Lust hätte mal wieder auf dem E-Live Festival im niederländischen Oirschot aufzutreten. Er war skeptisch, da er seit 15 Jahren keine elektronische Musik mehr gemacht hatte. Er sagte aber zu und wollte die alten Sachen einstudieren. Doch dabei verspürte er einen großen Drang neue Musik zu komponieren und ein neues Album zu produzieren. Er wollte sich nicht wiederholen und hauptsächlich analoge Synthesizer und Drumcomputer einsetzen. Er hatte einen Lauf und konnte in der vorgegebenen Zeit von nur drei Monaten das Album einspielen, das dann rechtzeitig zu seinem Auftritt am 19.10.2024 beim E-Live erschienen ist.

Bei seinen frühen Alben wurde er gerne als der belgischer Vangelis betitelt, da er einige Sounds des großen Griechen in seine Tracks einbaute, aber immer eine eigene Handschrift dabei erkennen ließ. Auf dem neuen Album ist davon aber nichts mehr zu hören. Aktuell klingen einige Sounds nach Jean Michel Jarre, die aber nur akzentuiert eingesetzt werden.

Elf Stücke mit Laufzeiten von 1:42 bis 10:51 Minuten Spielzeit enthält die CD, die in einem vierseitigen Digipak und sehr schönem Artwork daherkommt.

Das 4:39minütige „Greenvalley“ eröffnet das Album mit perlenden Klängen, die sich schnell zu einem rhythmischen und melodischen Track transformieren. Das nimmt sofort gefangen.

An zweiter Position kommt mit dem Titelstück auch gleich der längste Track des Albums. Sanfte Flächen führen in den Track der nach nur wenigen Momenten eine schnelle Klangfolge bekommt. Hier ist dann auch eine Prise Jarre mit im Spiel. Der Drumcomputer setzt dann nach einigen Momenten ein und wird durch einen rhythmischen Synthesizer ergänzt, der melodisch klingt. Frank schichtet weitere Klänge auf und platziert darauf eine eingängige Melodie. Ungefähr in der Hälfte des Tracks ändert sich das Klangbild und es wird atmosphärisch und ruhig. Das wirkt jetzt mysteriös und wird von einigen Klangeffekten immer wieder durchbrochen, bis sich dann nach gut sieben Minuten eine weitere Melodielinie herausschält.

Im 4:33minütigen „Storm Warning“ kommen dann erstmals Stimmen auf, die in den rhythmischen Track eingebaut wurden. Dabei handelt es sich aber nicht um Gesang sondern mehr um gesprochene Texte, die aber unverständlich bleiben. Später kommt wieder eine Melodielinie auf, die nur ansatzweise an Vangelis erinnert. Vielmehr zirpt und zischt es zwischendurch auch mal und besitzt einen hymnenhaften Jarre-Charakter.

„Acceptance“ ist ein ruhiger Track, der erst in der zweiten Hälfte durch eine herrliche Melodie und einen sanften Rhythmus an Substanz gewinnt. Dagegen besitzt „The Descent“ einen treibenden Beat und eine eingängige Melodie.

Ein wenig ruhiger wird es dann im Stück „Electric Seagulls“, bei dem sich durchaus eine Strandidylle vor dem inneren Auge aufbaut. Die Rhythmusmuster erinnern dabei wieder ein wenig an Jarre.

Und so wechseln sich dann im Verlauf immer wieder recht sphärische mit rhythmischen Tracks ab, die einen klasse Groove aufweisen. Immer haben die Stücke aber einen sehr schönen harmonischen und melodiösen Aufbau.

Mit „Sounds From Higher Grounds“ hat der Belgier Frank van Bogaert ein hervorragendes Elektronikalbum erschaffen, das wieder nur so vor herrlichen Melodien strotzt. Dabei hat er dieses Mal einige Sounds eingefügt, die an Jean Michel Jarre erinnern, diesen aber nicht kopieren.

Stephan Schelle, Dezember 2024

 
   

CD-Kritiken-Menue