Frank Tischer - Polaris
 

Frank Tischer - Polaris
Brücken-Ton / Eigenvertrieb (2018)

(
8 Stücke, 54:20 Minuten Spielzeit)

Frank Tischer ist Mitglied von Bands wie der Miller Anderson Band, Easy Jazz und Liederabend. Aber auch in der Elektronikszene ist er bereits in Erscheinung getreten, ist er doch neben Bernd-Michael Land eine Hälfte des Musikprojektes Thau. Aber wenn man in seine Discografie schaut, dann erkennt man, dass er ein alter Hase ist, denn seit 1991 veröffentlicht er Musik.

 

 


Ende 2017 ist sein neuestes Album erschienen, das den Titel „Polaris“ trägt. Sechs der acht Stücke hat er „Polaris 1“ bis „Polaris 6“ benannt, die alle nahtlos ineinander übergehen und somit eigentlich einen Longtrack darstellen. Daneben finden sich noch zwei Stücke mit dem Titel „Te Veo“ auf der CD, die in einem sechsseitigen Digipack erscheint.

Dass Frank nicht nur elektronische Musik gemacht, sondern auch in Rockbands gespielt hat, das hört man den Stücken an, denn sie bewegen sich in der Schnittmenge aus Elektronik und Rock. Dazu kommt, dass Frank, der hier Piano, Synthesizer, Monochord, Gongs und Percussion spielt nicht allein ans Werk gegangen ist. Bei der Produktion wirkten noch Martin Günzel (Gitarre), Tommie Fischer (Schlagzeug) und Antonia Canalejo (Gesang) mit. Wer jetzt aufgrund des Hinweises auf eine Sängerin abwinkt, dem sei gesagt, dass lediglich bei einem Stück Gesang eine Rolle spielt.

Los geht es aber erst einmal mit dem 10:14minütigen Track „Polaris 1“, der auch zugleich der Längste des Albums ist. Zunächst ziehen Flächen durch den Raum und der Artrockfan wird sogleich in eine Pink Floyd artige Stimmung versetzt. Nach wenigen Momenten kommen dann aber weitere Klangformationen auf, die sich langsam zu einer Art Melodie formen. Das baut sich ganz langsam auf und wird durch die Addition weiterer Sounds fortgeschrieben. Nach drei Minuten kristallisiert sich dann so langsam eine Struktur heraus, die dann nach einer weiteren Minute in herrliche dahinschwebende Harmonien mündet. So zieht das Stück noch eine Weile sanft dahin. Dann kommt ein sanfter Schlagzeugrhythmus hinzu und es werden einige Worte im Hintergrund mit eingebunden. Sobald dann die Gitarre einsetzt wechselt der Track in eine Mischung aus elektronischer Trance und sanft rockigen Momenten. Frank baut in diesem ersten Stück eine sehr angenehme Stimmung auf, bei der die Gedanken davonziehen.

Nahtlos geht es dann in den 5:11-Minüter „Polaris 2“ über. Auch dieses Stück zieht sanft durch den Raum. Man schwebt förmlich durch die perlenden Synthieklänge. Dieser Track geht dann in „Polaris 3“ über, das von schnellen an- und abschwellenden Sounds bestimmt wird, die den Rhythmus vorgeben. Darauf setzt Frank dann einige Harmonien. Ein paar dunkle Synthie-Klänge lassen Erinnerungen an die Sequenz aus „Unheimliche Begegnung der 3. Art“ aufkommen, ohne dass sie hier originalgetreu eingestreut werden. Auch „Polaris 4“ bietet perlende Klänge, die durch den Anschlagrhythmus erzeugt werden. Wenn dann nach gut der Hälfte E-Gitarre und Schlagzeug hinzukommen, dann bekommt der Track so richtig Schmackes. Jetzt hört es sich wie eine Instrumentalpassage eines Artrock-Songs an. Das ist klasse gemacht. Hiervon hätte ich mir gerne noch mehr gewünscht, doch nach wenigen Momenten führt Frank den Track wieder in die Keyboardpassage zurück.

„Polaris 5“ überzeugt dann durch eine wunderbare Melodieführung. Das ist einfach traumhaft sowohl von der Klangauswahl wie auch von der Melodie gemacht. Da ist Gänsehaut garantiert. Im ersten Teil des 8:46minütigen „Polaris 6“ herrschen pulsierende, dumpfe Synthieklänge vor. Frank lässt nach einigen Momenten dann den Sequenzer tuckern und nach etwa drei Minuten kommen dann Gitarrenakkorde auf, die sofort wieder Assoziationen zu Pink Floyd aufkommen lassen. Sobald dann aber das Piano einsetzt, geht es in eine andere Richtung und ab Minute Vier kommen dann Schlagzeug und Synthie dazu, die jetzt sanften Rock aufkommen lassen. Das ist wieder toll inszeniert. Für mich das Highlight des Albums.

„Te Veo“ beginnt recht ruhig und kombiniert dann im weiteren Verlauf noch Gitarre und Percussion. Es dauert eine Weile bis sich in dem Track eine Harmonie herausschält. Dann wird es aber hypnotisch. Diesen Track hat Frank dann noch einmal als Vocal Radio Edit hinten angestellt. Die Struktur ist die Gleiche, nun kommen aber noch druckvollere Percussion und Gesang hinzu, was dem Stück sichtlich gut tut. Während das Instrumental doch einige Längen hat, kommt die volle hypnotische Wirkung erst beim Radio Edit so richtig zur Geltung.

„Polaris“ ist ein gelungenes Elektronikalbum von Frank Tischer. Über weite Strecken geht es ruhig und beschaulich zu. Aber wenn Frank dann Martin Günzel an die Gitarre und Tommie Fischer ans Schlagzeug lässt, dann kommt noch mal Drive in das Ganze und wird auf eine höhere Stufe gehoben. Insgesamt ein gutes Elektronikalbum, das man gerne wieder in den Player legt.

Stephan Schelle, Januar 2018

 
   

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