Gleisberg - Fragile Fairytales
 

RÜDIGER GLEISBERG
Fragile Fairytales
2001, Prudence 398.6596.2
Kontakt: www.r-gleisberg.de

Der Elektronikmusiker Rüdiger Gleisberg veröffentlichte 2001 bei Prudence seine bisher letzte CD unter dem Titel Fragile Fairytales. Die 66minütige CD ist in zwei Kapitel (Chapter I + II) unterteilt. Das erste Kapitel enthält neun Stücke, die während seines Konzertes im Juni 2000 in Essen aufgenommen wurden. Das zweite Kapitel stellt neues, im Studio aufgenommenes Material dar. Mit gut 16 Minuten Laufzeit werden hier drei neue Songs präsentiert.

Rüdiger’s Musik enthält klassische Elemente, die durch den häufigen Einsatz von Streicher- und Klaviersounds bestimmt werden. Die Musik ist ruhig aber manchmal wie in Track2 Indian Garden rhythmisch angelegt. Gerade in Track 2 kommen Stilelemente der „Eindhovener-Schule“ (Ron Boots) zum Tragen, ohne diese zu kopieren, vielmehr ist der Titel bereits auf dem 89'er Solitaire-Album (Duo Rüdiger Gleisberg und Elmar Schulte) Altered States erschienen.
 

 

 

Die Liveaufnahmen sind direkt vom Mischpult aufgenommen worden, so dass kein Publikum zu hören ist und daher auch die Liveatmosphäre fehlt. Allerdings fügen sich so die Livestücke nahtlos vom Sound und der Klangqualität an die Studioaufnahmen an. Inwieweit Rüdiger seine Stücke live abgewandelt hat, kann ich nicht beurteilen, da ich seine vorhergehenden CDs nicht kenne.

Laut Angaben des doch sehr spärlichen vierseitigen Booklets (das ist allerdings in der Elektronikszene ja üblich) hat Rüdiger das Konzert allein bestritten.

Bei einigen Titeln, wie zum Beispiel bei „Blue Deep“ setzt Rüdiger Samples ein (in dem hier genannten sind das Walgesänge). Die Musik driftet aber nie in die Esoterikecke ab. Die spärlich eingesetzten Samples sind für meinen Geschmack gut platziert.

Im Stück Damiana verwendet er im Hintergrund gregorianische Chöre. Sie werden aber so dezent angedeutet, dass hier kein Abklatsch zu Enigma und ähnlichem vorliegt. Bei diesem Stück entstehen vor dem geistigen Auge bei mir wuchtige Klostergewölbe, durch die ich langsam hindurch schreite. Rüdiger erzeugt mit diesen Sounds - Song kann man bei diesem Track eigentlich nicht sagen - eine tolle Stimmung, zu denen sich nach gut drei Minuten Trommeln zu dem Chorgesang mischen. Das klingt sehr voluminös und gefällt mir ausgesprochen gut.

Mit Mind Diving, das in Richtung Ambient zielt, taucht das Bewusstsein des Hörers sprichwörtlich in unendliche Tiefen hinab. Wohin die Reise geht, das bestimmt der Hörer selbst. Zu Beginn etwas düster, kommen nach einigen Minuten wieder die klassischen Klaviertöne hervor, während die weiten Synthieflächen gleichberechtigt - manchmal sogar tonangebend - bestehen bleiben.

Wer die klassischen Momente mag, liegt bei dieser CD richtig, denn Rüdiger versteht es durch den Einsatz von Klavier- und Streichersounds sowie seinen Kompositionen sehr getragene Titel mit atmosphärisch dichter Stimmung zu erzeugen. Auch ist der CD eine gewisse romantische Ader nicht abzusprechen, die zum Träumen verleitet (siehe z. B. Largo).

Stephan Schelle 

 
   

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