Filter-Kaffee - 105
 

Filter-Kaffee - 105
Manikin Records (2021)

(
4 Stücke, 43:32 Minuten Spielzeit)

Erst im Frühjahr 2021 veröffentlichten Mario Schönwälder, Frank Rothe und Bas Broekhuis unter dem Projektnamen Kontroll-Raum ihr Debüt „Check In“, da legen Schönwälder und Rothe im Dezember 2021 mit ihrem neuesten Output als Filter-Kaffee nach. „105“ ist das mittlerweile sechste Album als Filter-Kaffee. Es erscheint in einem Papersleeve und enthält vier Stücke.

 

 


Erstmals haben sich Schönwälder und Rothe mit dem neuen Album einem Thema gewidmet: Steinen. Das zeigt auch schon das Coverfoto, das einen von Menschenhand gemachten Steinturm zeigt, den man nicht nur am Meer sondern auch auf Wanderwegen und in den Bergen findet. Auf der CD-Hülle wird dazu erklärt: Steine findet man in der Natur, in Bergen, in Gebäuden oder an mystischen Orten auf der ganzen Welt. Diese CD ist diesen Steinen gewidmet.

Eingespielt wurden die Stück in 2020/2021 im The Room-Studio in Berlin. Es befinden sich drei Longtracks und eine kurze Soundkollage auf dem Album. Gestartet wird mit dem 13:18minütigen „Stones“. Das Stück beginnt recht sphärisch mit Klangskulpturen und Flächensounds in die sich nach gut zwei Minuten ein erster Sequenzerrhythmus einfügt, der aber nach wenigen Momenten schon wieder abebbt. Geräusche wie von einem Windspiel mischen sich nun in die Szenerie. Leichte Harmoniebögen ziehen dann nach ca. vier Minuten auf. Die mystische Stimmung wird aber zunächst beibehalten. Nach gut sechs Minuten zündet das Duo dann einen treibenden Sequenzerrhythmus und der Track geht jetzt so richtig los und entfaltet eine neue, faszinierende Stimmung. Auch eine Synthmelodie kommt auf. Die letzten beiden Minuten klingen dann wieder sehr atmosphärisch aus.

„Stonehenge“ ist die wohl berühmteste mittelalterliche Steinskulptur in Großbritannien, um das sich zahlreiche Mythen und Legenden ranken. Diesem Monument haben Filter-Kaffee das zweite Stück mit gleichem Titel gewidmet. Knarzende Synthklänge starten in diesen 14:37minütigen Track. Das klingt zunächst wieder sehr mystisch bis dann nach nicht ganz drei Minuten die Stimmung wechselt und harmonische, flächige Sound mit Klangtupfern durchzogen werden. Das erinnert streckenweise auch an den Sound von Software / Peter Mergener. Nach nicht ganz sechs Minuten starten die Beiden dann wieder den Sequenzer und lassen es nun rhythmischer zugehen. Nach etwas mehr als neun Minuten schält sich dann noch eine herrliche Melodielinie heraus. Ein genau so mystischer Track wie das Titelgebende Monument.

„Hidden Temple“ nennt sich der dritte, 13:49minütige Track. Hier kommt dann das Memotron ins Spiel, das herrliche Mellotronklänge erzeugt. Mystisch bleibt es aber wie auf den anderen Titel. Da zirpt schon mal der Synthie - wie bei einem Theremin. In den ersten Minuten erzeugen Schönwälder/Rothe Stimmungsbilder ohne Melodien. Wenn es dann nach gut fünf Minuten rhythmischer wird, sorgen sie wieder für eine hypnotische Stimmung, die nach weiteren Momenten mit melodischen Harmonielinien unterlegt wird. Im letzten Drittel wird dann auch wieder der Sequenzer angeschmissen. Der letzte, 1:39minütige Track „Am Bach ... bei den Kieselsteinen“ stellt ein elektronisch erzeugtes Stillleben an einem Bach dar.

Das Projekt Filter-Kaffee der beiden Berliner Elektronikmusiker Mario Schönwälder und Frank Rothe hat sich mittlerweile fest in der Szene etabliert und feiert mit „105“ ihre mittlerweile sechste Veröffentlichung. Dem Thema Steine hat sich das Duo dabei mit sehr mystischen Klängen, die sich dann in rhythmische, melodiöse Parts verwandeln, gewidmet. Dass Ganze klingt wie aus einem Guss.

Stephan Schelle, Dezember 2021

 
   

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