Fanger & Schönwälder feat. Lutz Graf-Ulbrich – Analog Overdose 5
 

Fanger & Schönwälder feat. Lutz Graf-Ulbrich – Analog Overdose 5
Manikin Records (2014)
(
9 Stücke, 77:13 Minuten Spielzeit)

Im Mai 2014 geht die Serie der „Analog Overdose“ in die fünfte (mit den weiteren Zwischennummern und speziellen CDs eigentlich schon die zehnte) Runde. Feste Konstante dabei sind immer Thomas Fanger und Mario Schönwälder. Dieses Mal, das zeigt der Zusatz schon, haben sie sich Lutz „Lüül“ Graf-Ulbrich an die Seite geholt, der mit seinem Gitarrenspiel dem Ganzen eine besondere Note verleiht. Streckenweise klingen die Stücke dadurch sogar nach Ashra (Manuel Göttsching).

 

 


Neun Stücke, von denen „Geisterbahnhof“ mit 11:40 Minuten und „Frankfurter Allee“ mit 22:36 Minuten die Longtracks darstellen, bietet die neue „Analog Overdose 5“. Gemein haben alle Stücke, dass sie sich auf unsere Hauptstadt Berlin beziehen und das ist ja musikalisch auch nicht die schlechteste Referenz. Mario Schönwälder bietet dabei die Sounds, die an die „Berliner Schule“ erinnern, während Thomas Fanger wieder die unwiderstehlichsten Rhythmen kreiert hat.

Und gleich der Opener „Ringbahn“ hat es in sich, denn er beginnt mit einem hypnotischen Beat, der von sägenden Synthies im Hintergrund unterstützt wird. Diese klingen auch ein wenig nach Mellotronen, aber nicht original, sondern abgewandelt. Dann kommt nach gut anderthalb Minuten ein Flair auf, das an frühe Tangerine Dream erinnert. Der Rhythmus steigert sich immer weiter. Untermalt wird dies durch herrliche retromäßige Synthieharmonien. Wer in diesen ersten Minuten nicht schon die Besinnung verliert und in einen tranceartigen Rausch verfällt, der sollte sich keine Elektronikmusik anhören.

„Schöneberg“ beginnt sehr ruhig und mündet dann in einen recht rhythmischen Part. Das erinnert ein wenig an Lounge-Musik. Recht experimentell beginnt „Geisterbahnhof“, das in den ersten Momenten eine eigentümliche Stimmung verbreitet. Nach etwa zwei Minuten kommen erste hellere Klänge auf und der Rhythmus scheint auch so langsam Fahrt aufzunehmen. Ab Minute Vier wird es dann wieder unwiderstehlich, denn aus den Boxen kommen wieder die hypnotischsten Sounds und Rhythmen.

„Wannsee“ ist ein verträumtes Stück, das vor allem durch die E-Gitarre lebt, die dem Ganzen eine schwebende Atmosphäre verleiht. Sanft schreitet dieser Titel durch den Äther. Vor allem die Schlussakkorde lassen die Seele baumeln und die Gedanken fliegen. „West-Tangente“ ist dann wieder etwas für die Freunde des Sequenzers. Diese sorgen für den Grundrhythmus, auf den dann einige Synthieharmonien und vor allem Lutz‘ E-Gitarre gelegt sind. Durch die E-Gitarre wirkt der Track streckenweise wie ein Stück von Ashra.

„Zentralflughafen“ ist eine fast tanzbare Nummer und klingt darüber hinaus wie Musik von Michael Rother oder Neu!. Vor allem der Schlagzeugrhythmus und die Gitarren sorgen für diesen Effekt. „Wintergarten“ ist dann ein schwebendes, auf Stimmungen angelegtes Stück, während „Funkturm“ ein absolutes Hammerstück ist, das zum Tanzen anregt. Rhythmus und Gitarre lassen an Ashra oder Rheingold denken. Den Abschluss bildet dann das längste Stück der CD, „Frankfurter Allee“, das während einer Autofahrt durch Berlin eingespielt wurde. Der Rhythmus klingt wie das Rattern einer Eisenbahn. Hierauf legen die Drei dann wieder hypnotische Sounds vom Synthie und der E-Gitarre. Das hat wieder etwas von Neu! & Co.

Auch die offizielle fünfte Ausgabe von „Analog Overdose“ (die fünf anderen Veröffentlichungen nicht mitgerechnet) bietet beste Elektronikmusik, mit hypnotischen Momenten. Thomas Fanger hat wieder die unwiderstehlichsten Rhythmen kreiert, die ein ums andere Mal an Acts wie Neu! oder Michael Rother erinnern. Dazu liefern Mario Schönwälder an den Synthies und Lutz Graf-Ulbrich an der E-Gitarre ebenso herrliche Beiträge, die auch an Ashra denken lassen. Ein tolles Album das hypnotisiert und bis zum letzten Ton gefangen nimmt. Vorsicht: Suchtgefahr!

Stephan Schelle, Juni 2014

 
   

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