Faber - Spaceseed
 

Faber - Spaceseed
MellowJet Records (2009)
(11 Stücke, 64:13 Minuten Spielzeit)

Mitte des Jahres erschien beim deutschen MellowJet-Label das erste Album von Ronald Schmidt, der unter dem Namen Faber elektronische Musik macht. Nach „Spacefish“ kommt im Herbst 2009 das zweite Album als CDR bei MellowJet raus, es heißt „Spaceseed“. Da scheint Herr Schmidt eine Reihe von ähnlich klingenden Titeln hinlegen zu wollen, mal sehen wie dann das nächste Album heißen wird. Aber so weit sind wir noch nicht, befassen wir uns lieber zunächst mit dem zweiten Silberling des Norddeutschen Elektronikers.

 


„Computer Is The Sound“ heißt das Eröffnungsstück, das zunächst mit kräftigem, technischem Beat, einem Sound und einer Melodie aus den Boxen kommt, die mich unweigerlich an das Düsseldorfer Kraftwerk denken lässt. Während Kraftwerk seinerzeit etwas steril und technologisch an die Sache heranging, so haucht Faber diesem Klanggewand eine wärmere Komponente ein. Sobald der Gesang erklingt, der hier in verfremdeter Form dargeboten wird, wird es fast schon popartig. Die weitere Keyboardlinie erinnert mich dann an Andy Pickford. Durch diese gekonnte Mischung entsteht ein ganz eigener Klangkosmos, der um weitere Elemente ergänzt wird.

„Autobahn By Night“ könnte vom Titel eine Hommage an Kraftwerk’s „Autobahn“ sein, ist aber ganz anders angelegt. Zwar sind auch hier einige kleinere Anspielungen an die Düsseldorfer herauszuhören, aber das Stück kommt viel loungeartiger rüber und ist um experimentelle, jazzige Passagen ergänzt worden. Dazu hat Faber auch noch einige Samples eingebaut, die vorbei fahrende Autos darstellen. „Machine Drum“ macht seinem Namen alle Ehre denn der Track stampft mit einem fast technoiden Beat voran. Hier kommen mir beispielsweise auch Mind~Flux in den Sinn, obwohl der Vergleich ein wenig hinkt. „Machine Drum“ ist aber ein toller, hypnotischer Track, der mich sofort gefangen nimmt.

Symphonisch geht es mit „Dreaming Planet“ weiter. Dieser sehr getragene Track kommt mit einer recht sanften Rhythmusstruktur aus und schwebt zwischen klassischer Elektronik und Bandprojekt (sehr schön sind die Bassläufe, die nach real gespielten Bass klingen). In diesem Stück wird so mancher Freund elektronischer Musik Anleihen zu mehreren Künstlern finden und doch hat er seine ganz eigene Stimmung. „Look Into My Eyes“ reißt den Hörer aus der gerade noch verträumten Stimmung und schießt ihm einen technoiden Rhythmus an den Kopf, der mich an Electropop und 80’er Jahre-Elektronik erinnert und kombiniert dies mit einer sehr schönen Melodie, bei der ich wieder an Andy Pickford denken muss.

Das Titelstück ist wieder so eine hypnotische Nummer, die durch in den Hintergrund gestellte Mellotron-Sounds etwas Retrofeeling aufkommen und mich fliegen lässt. „Happy New World“ ist ein fröhlich, rhythmischer Track, bei dem die Rhythmusbögen durch die Luft fliegen und von einer eingehenden Melodie getragen werden (einige Passagen erinnern mich hier an das Yellow Magic Orchestra), kindliche, verfremdete Stimmen kommen in „Children Of The Universe“ zum Einsatz, allerdings überzeugt mich hier die Musik nicht wirklich, da sie etwas überlagert und einfach scheint. Für mich der einzige Schwachpunkt des Albums.

Mit „Mister Commodore“, das eine Anspielung auf den Computerklassiker C64 von Commodore, darzustellen scheint, kommen retromäßige Sounds aus den Boxen, die etwas Nostalgie verbreiten, denn hier klingt der Sound wirklich so, als ob er aus dem alten „Brotkasten“ käme. Eine lustige Idee, zu der auch die Melodie hervorragend passt. Nach diesem nostalgischen Trip geht es in „Dreamstars“ wieder klanglich auf höchstem Niveau weiter. Hier klingt Faber als ob er sich der „Niederländischen Schule“ zugewandt hätte, denn streckenweise hat das was von Ron Boots & Co. Das Ganze garniert er noch mit einer traumhaft schönen Melodie. Den Abschluss bildet dann „Vangelis Planet“. Hier lasse ich mal offen, wo nach das Stück klingt, ist ja nicht so schwer zu raten.

Faber macht mit „Spaceseed“ da weiter, wo er mit seinem Debüt aufgehört hat. Sein Zweitling ist ein sehr schönes, abwechslungsreiches Album, auf dem so manche Stilarten der traditionellen Elektronik zu Tage treten und doch zu einem eigenen Sound zusammengefügt werden. Wer traditionelle Elektronikmusik mag und auch mal einen ordentlichen Rhythmus vertragen kann, der liegt mit diesem Album richtig.

Stephan Schelle, Dezember 2009

 
   

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