Erik Seifert – Astronomical Unit
 

Erik Seifert – Astronomical Unit
Spheric Music (2008)
(9 Stücke, 55:51 Minuten Spielzeit)

Anfang Februar erscheint mit „Astronomical Unit“ das mittlerweile vierte Album des Kölner Elektronikmusikers Erik Seifert. Schon die bisherigen Studioalben von Erik bestachen durch glasklare Klänge und tolle Sounds, was kein Wunder ist, denn er ist Tonmeister beim Fernsehen. Die ersten Alben waren noch CDR’s, bei Spheric Music erscheint nun die erste gepresste CD von Erik.

„Astronomical Unit“ ist ein Livemitschnitt, der im November 2006 bei einem Konzert im Bochumer Planetarium entstanden ist. Das Thema der Musik ist dementsprechend auch mit dem Weltall verbunden.
 

 

 

„Astronomical Unit“ bezeichnet astronomische Einheiten, wie beispielsweise die Entfernung zwischen Sonne und Erde. Das klingt zunächst recht theoretisch oder technisch. Erik hat seine Musik deshalb auch technischer und Sequenzer orientierter als auf den Vorgängeralben angelegt, was gut zum Thema passt. Das liegt auch daran, dass Erik während des Konzertes auf die Bilder, die in der Planetariumskuppel gezeigt wurden reagierte. Anders als bei den meisten Planetariumskonzerten bestand das Programm - dem Thema entsprechend - aus vielen Sternbildern, die mit einem Netz von Koordinaten überzogen waren. Das kann man auch auf dem Booklet der CD erkennen.

Waren die ersten beiden Alben von Erik sehr melodiös und sein letztes Album „AOTEAROA“ mehr vom Rhythmus geprägt, so wandelt Erik bei dieser Veröffentlichung durch Einsatz von Sequenzer und Flächen auf den Spuren von Tangerine Dream, Keller & Schönwälder, Jean Michel Jarre oder Wolfram Spyra. Dabei bewegt sich Erik aber wieder - wie schon bei den Vorgängern - auf einem sehr hohen Niveau, was Klang und Musik anbelangt.

Unterteilt sind die neun Stücke in „Astronomical Prologue“, mit dem er fast Vangelis-like (schlagende Sounds - Blade Runner lässt grüßen) beginnt, gefolgt von „Astronimical – Distance 1“ bis „Distance 7“ und einem „Epilogue“. Die Stücke gehen auch nahtlos ineinander über, so dass man nicht von einzelnen Stücken, sondern mehr von einem Gesamtwerk sprechen muss. Aus diesem Grund sollte man auch die CD in einem Stück hören, da sie so ihre ganze Vielfalt und Kraft entfaltet.

Der sphärische Part des „Prologues“ wird in den folgenden „Distance Part 1 bis 7“ in den Hauptteil übergeleitet, der mit herrlichen Sequenzen, Rhythmen und Harmonielinien besetzt ist. Man wird förmlich in die astrologische Welt hineingezogen und kann sich auch gut die entsprechenden Animationen im Planetarium vorstellen. Da zirpt und zischt es dann auch mal, so wie man es von dem Franzosen Jarre her kennt. Erik versucht aber nicht die Stile der anderen Musikerkollegen zu kopieren, vielmehr nutzt er sie als Geschmacksverstärker für seinen eigenen Cocktail.

Zum Ende von „Distance 7“ und im abschließenden „Epilogue“ kommen Stimmen, wie von einem Gespräch zwischen Astronauten und Sounds wie bei einer Landung zum Einsatz, mit denen Erik den Hörer langsam wieder auf den Boden der Realität zurückholt.

Technische Sounds und Effekte, eine elektronisch veränderte Stimme, die einige Informationen in englischer Sprache über astronomische Einheiten verrät, ergänzen die sphärischen Klänge und Atmosphären, und erzeugen eine Gänsehaut beim Hören. Ich habe das Gefühl, dass Erik hier sehr minutiös und geplant vorgegangen ist, denn die Atmosphäre, die aufgebaut wird, ist unglaublich intensiv und hält von Beginn an gefangen. Daher kann ich nur sagen: „CD einlegen und eintauchen in den Musikkosmos von Erik Seifert“.

Das Jahr ist noch jung und doch scheint mir, dass Erik mit „Astronimical Unit“ bereits eines der Highlights des Jahre 2008 herausgebracht hat. Wer sphärische Elektronikmusik mag, der sollte hier zugreifen. „Astronimical Unit“ gehört neben Spyra’s „High Phidality“, die ich mir auch gerade zugelegt habe, zu den Alben, die in der nächsten Zeit den Inhalt meines CD-Players bestimmen werden. Ein tolles Album – absolute Kaufempfehlung!!

Stephan Schelle, Februar 2008

 
   

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