Erez Yaary – Memoria Technica Der aus Israel stammende Elektronikmusiker Erez Yaary veröffentlicht seit Jahren elektronische Musik, die bei MellowJet Records eine neue Heimat gefunden hat. „Memoria Technica“ ist sein mittlerweile achtes Album. Das letzte Werk, Delta“ wurde zunächst 2019 herausgebracht und Ende letzten Jahres dann bei Mellowjet als Kollaboration mit Bernd „Moonbooter“ Scholl unter dem Titel „Delta Evolution“ erneut veröffentlicht. Die Kombination beider Musiker lag an der kurzen Spielzeit von knapp 30 Minuten, die Erez für „Delta“ eingespielt hatte. |
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Erez
Yaary präsentiert wieder sehr melodische und rhythmische Elektronikmusik
und würzt einige Stücke dabei mit einer leichten Prise Kraftwerk, was ja
zu dem utopischen Thema durchaus passt. Das
Album startet mit dem viereinhalbminütigen Titeltrack (die Zeitanzeige ist
auf dem Cover nicht ganz korrekt). Mystische Klänge wie für einen
„Terminator“-Film gemacht, eröffnen dieses rhythmische Stück. Der
Rhythmus sowie einige Sounds und Sequenzen erinnern dabei so ein wenig auch
an Tangerine Dream der Endsiebziger. Dahinein mischt Erez ein paar
Kraftwerk-Elemente wie zum Beispiel eine Aufzählung mit Vocoderstimme. Der
Track ist aber kein Clon der „Berliner-“ oder „Düsseldorfer-Schule“,
vielmehr hat Erez hier einen ganz eigenen Stil entwickelt. Der
zweite, 6:12minütige Track nennt sich „Posthuman“. Langgezogene
Synthieakkorde leiten in diesen Track. Das klingt sehr mystisch und ich muss
unweigerlich an den Film „Blade Runner“ denken, obwohl hier nichts nach
Vangelis klingt. Aber Erez trifft hier diese dystopische Stimmungslage sehr
gut. Nach etwa zwei Minuten kommt eine Leadstimme auf, bei der mir nun der
Film „Unheimliche Begegnung der 3. Art“ in den Sinn kommt. Hier zeigt
sich das futuristische Thema in seiner Musik. Nach gut drei Minuten wird das
Ganze durch einen pulsierenden Beat egänzt. Gemächlich zieht dieses Stück
durch Raum und Zeit. Leichtes
Kraftwerk-Feeling kommt dann im fast sechsminütigen „Singularity“ auf.
Der Track startet aber in den ersten 30 Sekunden noch recht monoton und
entwickelt danach eine sehr schöne Melodielinie. Nach zwei Minuten wechselt
der Track dann in einen rhythmischen Part, der sich dann mit den herrlichen
Harmonien verbindet. Im 4. Stück, dem 5:18minütigen „Algo Rhythmus“
baut Erez dann gar einige Electropop-Strukturen ein. Der Track hat den
Charme der frühen 80’er, versehen mit einem Rhythmusmuster und mit
Effekten, die erneut an Kraftwerk denken lassen. Dem
folgt dann das 6:43minütige „Dystopia“, bei dem Erez keine Melodien
spielt, sondern mehr den Fokus auf Stimmungsbilder legt. Das wirkt wie ein
Fiebertraum. Mit einem spacigen Anfang geht es dann im 6:28minütigen
„Homeostasis“ weiter. Weite, teils düster wirkende Flächen sind als
erstes zu Hören. Nach nicht ganz einer Minute kommen rhythmische Elemente
und Harmonien auf und wechseln ab Minute Zwei in einen zunächst Morse
artigen Rhythmus, der dann mit einem pumpenden Beat erweitert wird. Hierauf
setzt Erez nun sehr eingängige Melodien und Harmonien. Mit
3:36 ist „Collective“ das kürzeste Stück des Albums. Zu einem
Eingangsrhythmus lässt Erez es zischen und zirpen und sorgt dann mit einer
wunderbar sanften Melodie für ein entspanntes Feeling. Das
abwechslungsreiche, 5:31minütige „Mnemonic Encoder“ sowie das
rhythmische, melodiöse und tanzbare „Carbon Black“ beenden dann sein
Album. Ein klasse Abschluss dieses sehr schönen Werkes. Erez
Yaary lässt sich in den letzten Jahren etwas Zeit mit seinen Veröffentlichungen.
Das Warten lohnt sich aber, denn er schafft es immer wieder sehr melodiöse
Instrumentalstücke einzuspielen. Auf „Memoria Technica“ hat er dabei
eine sehr futuristische Stimmung eingefangen. Stephan Schelle, Mai 2021 |
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