EL-KA – Le Rêve
 

EL-KA – Le Rêve
Eigenvertrieb (2020)

(5 Stücke, 66:32 Minuten Spielzeit)

EL-KA sind in Lautsprache die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der beiden Elektronikmusiker Hajo Liese und Till Kopper. Ihr aktuelles Album stammt aus dem Jahr 2020 und trägt den Titel „Le Rêve“ (auf deutsch „Der Traum“). Das Album habe ich beim E-Circus Summer Edition 2023 erhalten, bei dem Hajo Liese mit Roksana Vikaluk und Wolfram Spyra als in[SPYRA]tion aufgetreten ist. Das Album ist in einem Jewelcase mit Einlegeblatt erschienen, auf dem als Info lediglich die Instrumente aufgelistet sind, die Beide genutzt haben.

 

 


Seit 2006 veröffentlicht das Duo schon Alben. Die Stücke auf „Le Rêve“ entstanden im Zusammenhang mit ihrem Auftritt beim Happy Keys Event in Tübingen im Sommer 2019. Der erste Track des Albums wurde bei dem Konzert mitgeschnitten, die Stücke „Rêve Numérique“ und „Rêve Analogique“ entstanden während der Rehearsals zu dem Konzert. Die weiteren beiden Bonusstücke sind Tracks, die vor ein paar Jahren für die jährliche CD („Schallplatte“) des Schallwende Clubs zur Verfügung gestellt wurden und hier jetzt auch allen anderen Elektronikfreunden zugänglich gemacht wird.

Das Album beginnt mit dem 17:14minütigen „Rêve Analogique (en direct)“, das live beim Konzert in Tübingen mitgeschnitten wurde. Zuschauerreaktionen sind nicht zu hören, da das Stück direkt vom Mischpult aus mitgeschnitten wurde. Es beginnt mit flirrenden Klängen, die etwas spacig wirken und nach frühen Tangerine Dream bzw. Klaus Schulze klingen. Nach gut anderthalb Minuten verschwinden diese Klänge und flächige Sounds machen sich breit, in die dann harmonische Mellotronharmonien eingewoben werden. Ab Minute Drei kommt dann ein pulsierender Sequenzerrhythmus auf, gefolgt von perlenden Synthklängen. Das Duo schichtet weitere Sounds auf und entwickelt das Stück, ganz im Stile der „Berliner Schule“ langsam aber kontinuierlich weiter. Auch Variationen der Dynamik werden genutzt. Das Stück steigert sich fortlaufend und bekommt nach etwas mehr als sieben Minute eine Melodielinie mit einer hellen Synthstimme verpasst. Weitere Variationen folgen. Das ist alles sehr stimmig gemacht.

Es folgt das 21:15minütige „Rêve Numérique“. Das Stück beginnt auch mit recht spacige, futuristischen und teils auch düsteren Klängen. Nach ca. 1:45 Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der sich nach wenigen Momenten mit einem Rhythmus aus dem Drumcomputer verbindet und auf die sich dann eine Harmonie-/Melodielinie legt. Das klingt wieder sehr nach der „Berliner Schule“. Repetitiv wandelt das Stück und wird dann immer wieder von weiteren Klängen durchbrochen.

„Rêve Analogique“, das während der Proben mitgeschnitten wurde und 14:07 Minuten lang ist, ist vom Grundsatz her wie „Rêve Analogique (en direct)“, zeigt sich aber durch andere Klänge und auch Harmoniefolgen etwas differenziert. Das zeigt, dass Hajo und Till im Konzert improvisiert haben. Hier sollte jeder für sich entscheiden, welche Version für ihn die Richtige ist.

Es folgen zwei Bonusstücke. Zum einen ist dies das 6:57minütige „Orca’s Dream“ und zum anderen das siebenminütige „Richard Trevithicks Dream“. „Orca’s Dream“ startet mit synthetischen Klängen, die sich nach Meeresvögeln anhören. Dann erklingt ein Mellotronpart, der die Harmonie übernimmt. Nach gut 1:10 Minuten kommt ein Rhythmus auf, der sich mit Flächen und Harmonien verbindet und eine unwiderstehliche Ausstrahlung besitzt. Nach weiteren gut anderthalb Minuten kommt ein kraftvoller Schlagzeugrhythmus auf und treibt das Stück voran. Das ist ein treibender Track, der für mich zum Highlight des Albums zählt.

Auch der zweite Bonustrack „Richard Trevithicks Dream“ bietet herrliche Flächen in die dann auch noch Zuggeräusche eingebaut wurden. Richard Trevithick, dem das Stück gewidmet ist, war ein britischer Erfinder, Ingenieur und Maschinenbauer, der die erste funktionsfähige Dampflokomotive entwickelte. EL-KA haben einen Track eingespielt der so treibend und pulsierend wie eine Fahrt mit einer Dampflock ist.

EL-KA haben auf ihrem 2020’er Album „Le Rêve“ tolle lange Elektronikstücke versammelt bei denen für mich vor allem die beiden Bonustracks aufgrund ihres druckvollen Rhythmus hervorstechen. Wer die Musik der „Berliner Schule“ mag, der liegt hier genau richtig.

Stephan Schelle, Juli 2023

 
   

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