Edé – Frites Memoire
 

Edé – Frites Memoire
SynGate Records (2010)
(14 Stücke, 64:31 Minuten Spielzeit)

Hinter dem Namen Edé verbirgt sich der in Dinslaken beheimatete Musiker Edgar Hellwig, der seit 1981 musikalisch unterwegs ist. Anfang 2010 erschien bei SynGate eine CDR mit dem Titel „Frites Memoire“ auf der 14 Stücke enthalten sind, die aus der Zeit zwischen 1985 und 1993 stammen. Der Untertitel der CD „Elektrotänze und Avantgardistische Nachhut“ lässt schon erahnen, dass es hier nicht immer harmonisch zugeht.

 


Los geht es mit „Milano Airport Night Hotel“, das Starts und Landungen nicht nur von Flugzeugen beschreibt. So sind die stöhnenden Geräusche auch eindeutig/zweideutig zu verstehen, denen dann Flugzeuggeräusche folgen. Darüber legt Edgar einen tanzbaren Rhythmus und eine einfach Melodiefolge. Eine recht humorvolle Nummer zum Einstieg. Asiatisch klingt es in „Ritual Hint“ das den Fokus auf den Rhythmus legt. Irgendwie klingt das Ganze aber sehr maschinell.

Auch „Danse Orientale“ ist recht ethnisch angelegt, hat aber wieder diesen unterkühlten Sound – wie aus dem Rechner – und ist darüber hinaus klanglich recht minimalistisch aufgebaut. Der Titel „Eine neue Phase – Absägen“ könnte auch von Klaus Schulze stammen, allerdings hat die Musik so gar nichts mit dem Elektronikpionier gemein. Hier haben die stampfenden, kalten, metallischen Beats die Oberhand. Das hat eher mit einer Form von einer experimentellen der Düsseldorfer Kraftwerk oder auch mit dem Yellow Magic Orchestra zu tun.

Auch „Tokiocommunication“ klingt recht steril, verbreitet aber einen sehr schönen japanisch wirkenden Stil. Und das nicht nur wegen der japanisch klingenden Stimmen, sondern auch des Sounds und der Melodie. Hier kommt mir sofort der Soundtrack zu „Black Rain“, versetzt mit einigen Electropop-Elementen in den Sinn. „Twilight Zone“ ist ein Song (hier wird gesungen), der das Thema von Alien-Entführungen behandelt. Ein sehr schöner Track der den Spirit des 80’er-Jahre Pop atmet. „Urban Skulkers“ klingt dagegen stilistisch nach Harold Faltermeyer.

„Der Zackentanz“, hier schreibt Edgar im Booklet „Andere neue, avantgardistische elektronische Tanzmusik. Wird natürlich zackig zuckend getanzt“. Das ist zwar rhythmisch, klingt aber irgendwie experimentell und seltsam. „Go-Go-Go! (Vocal Version)“ ist eine Mischung aus 80’er-Jahre Pop und Neue Deutsche Welle mit abgehacktem Rhythmus. Das kurze „Pop! Goes My Brain“ stellt Technorhythmus und Sound der etwas düsteren Art dar. „Haze Upon Lagoon“ zeigt eine abendliche asiatische Stimmung an einem See. Da quaken die Frösche und ein Gong startet den Part, in dem sich dann chinesisch/japanische Klänge offerieren.

„Elektrisch Pogo“ ist ein lustig, fröhlicher Electrotrack, der durch seine Einfachheit überzeugt. Das ist so simpel angelegt, das es schon wieder gut klingt. Mit „New Love“ kommt dann noch ein gesungener Track auf dem Album. Dieses Mal haben wir es mit einem Electropop- /New Wave-Stück zu tun. Den Abschluss macht dann das mehr als elfminütige „Indian Summer“, das mit einer Perkussion aufwartet, die diesen Titel unterstützt. Diese monotone Perkussion und ein Sitar ähnlicher Sound sowie später einsetzender Rhythmus und E-Gitarre sorgen für meditative Feelings. Dieses Stück gehört eindeutig zu den besseren des Albums.

„Frites Memoire“ bietet unterschiedliche Stilrichtungen und qualitativ unterschiedliche Tracks. Um sich ein Bild über die frühen Jahre von Edé zu machen, dafür ist diese CDR sicherlich geeignet, zum reinen Hörvergnügen fehlt ihr allerdings doch die Substanz, denn zwei drei gute Titel sind leider zu wenig. Da ich Edgar schon mit GartenOhm live gesehen habe, weiß ich welch guter Musiker er ist, da würde ich mir schon eher eine CD von seinem aktuellen Schaffen oder der Qualität von „Indian Summer“ wünschen.

Stephan Schelle, April 2010

 
   

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