E-Tiefengrund – Voltage Sessions
 

E-Tiefengrund – Voltage Sessions
SynGate (2013)
(4 Stücke, 70:45 Minuten Spielzeit)

Hinter dem Pseudonym E-Tiefengrund stehen Silvia und Michael Kempe aus dem nordrhein-westfälischen Erkelenz. Die Aufnahmen auf der CD „Voltage Sessions“ sind live im eigenen Tiefengrund-Studio eingespielt, ohne dass sie durch Overdubs verändert wurden. Zum Einsatz kamen unter anderem analoge 8- bzw. 16-Step-Sequenzer, die von Michael in Echtzeit während der Sessions gemixt wurden.

 


Die beiden beschreiben den Aufnahmeprozess wie folgt: Selbstverständlich gehen den Aufnahmen viele Tage der Entwicklung voraus, die Sythie-Klänge werden geschraubt, Sequenzen programmiert, der Mix geprobt, Solothemen grob probiert, Drumsounds kreiert und und und...

Vergleichen könnte man das mit der Vorbereitung einer Reise, eine Reise in ferne unbekannte Länder, man plant den groben Ablauf, das Ende ist aber offen, der Weg ist das Ziel. So wissen wir auch nie, wo die Reise hingeht, schon ab dem ersten Ton lassen wir uns einfach nur noch tragen, von den Klängen, alles geschieht intuitiv. Geplantes wird fallengelassen, neue Klänge spontan geschraubt, hier einmal transponiert, dort ein kleines Solo improvisiert, die eine Sequenz tritt zurück, um Platz zu machen für die andere, das Mischpult als Dirigent für die Maschinen, alles ist Spannung (Voltage).

Ganze vier Stücke hat das Duo auf den Silberling gebannt. Jeder von ihnen durchbricht die 15-Minuten-Marke. Los geht es mit dem ersten, 15:18minütigen Track „Early Fluctuations“ bei dem zunächst die Synthieflächen durch den Raum wabern. Nach anderthalb Minuten kommt dann der Sequenzer zum Einsatz und eine Rhythmusprogrammierung (erinnert mich vom Klangbild ein wenig an Rheingold) begleitet die Sounds fortan. Perlende Klangmotive und zischende Laute ergänzen diesen Track, der wie eine Mischung aus Berliner Schule und Jean Michel Jarre anmutet. Auch Ähnlichkeiten zu Acts wie Akikaze kommen mir hier in den Sinn. Silvia und Michael bauen in diesem Stück schöne Harmoniebögen auf, die sanft ins Ohr gehen und am besten laut gespielt werden, denn dann haben sie eine sehr dynamische Ausstrahlung. Langsam und gemächlich schreitet dieses Stück voran.

Es folgt das 18:35minütige „Energy Bells“. Gestreckte Synthiesounds leiten in den Track ein, der dann mit recht technisch wirkenden Sounds fortgesetzt wird. Dazu passen die rauchenden Kühltürme einer Industrieanlage auf dem Titelbild ganz gut. Es dauert gut zwei Minuten bis sich eine - mit hellen Synthieklängen erzeugte - Harmoniewelle über den Hörer ergießt. Gleichzeitig wird es auch rhythmischer und wenn dann nach weiteren Minuten dröhnende Klangfarben die Szenerie ergänzen, kommt auch Dynamik ins Spiel. Melodien stehen nicht im Vordergrund, dafür sind es aber Harmonien, die beide Musiker aneinanderreihen. Das entwickelt sich - wie schon im ersten Stück - sehr langsam.

„Power Station“ heißt der nächste, 20:31minütige Track. Auch dieser beginnt zunächst mit Flächen. Nach mehr als anderthalb Minuten startet dann der Rhythmus und so langsam baut sich etwas auf, das - dem Titel entsprechend - als kraftvoll bezeichnet werden kann. Auch dieses Stück baut sich nur gemächlich auf. Im Verlauf des Stückes bauen die beiden immer wieder einige Variationen ein, die das Klangbild aber nur zart verändern. Den Abschluss der Session bildet dann das 16:18minütige „Synthetic Vitality“. Auch dieses Stück beginnt zunächst recht sanft und wechselt dann in einen von Sequenzern bestimmten Part. Musikalisch hat das wieder einige stilistische Ähnlichkeiten zum ersten Track.

Mit „Voltage Sessions“ präsentiert sich ein neues Duo in der Elektronikszene unter dem Namen E-Tiefengrund. Das Debüt kann als gelungen bezeichnet werden, bietet aber nicht wirklich Neues. Wer auf „Berliner Schule“ und Sounds der Marke Akikaze steht, der bekommt mit „Voltage Sessions“ neues Futter für seinen Player.

Stephan Schelle, August 2013

 
   

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